Nr. 2
BLÄTTER FÜR GEMÄLDEKUNDE.
35
sichten und mythologischen Szenen*)
ist in dem Bilde unverkennbar. Die
Lebensgeschichte dieses Malers, der
large in Vicenza tätig war, ist noch
nicht geschrieben. Nach Orlandi war er
1611 zu Venedig geboren und 1674 in
Verona gestorben. Als Radierer ist er
längst gewürdigt, und Bartsch
hat seine Blätter im Peintre>
graveur schon 1820 zusammen/
gestellt (Bd. XX, S. 177 ff.).
Seine Bilder sind nicht selten,
doch ist ihre Benennung hie und
da in Vergessenheit geraten,
wie das denn auch bei dem
vorliegenden Gemälde der Fall
war. Carpionis Arbeiten ver/
breiteten sich bis Holland, wo
alte Kataloge Bilder mit Baccha/
nalen beschreiben. (Hiezu Hoets
Katalog'Sammlung I, 337; II,
112; III, 388.) Die Wincklersche
Sammlung in Leipzig besaß 1768
eine Aurora von Giulio Carpioni.
Zwei Werke des Künstlers
waren 1821 beim Stabsarzt Riedl
in Graz; in der Sammlung
Attems ebendort habe ich noch
vor mehreren Jahren einige
Bilder dieses Künstlers vorge/
funden**). Daß der Name in
alten italienischen Sammlungen
ab und zu vorkommt, ist fast
selbstverständlich. Das Eigen/
bildnis des Künstlers aus der
Ich muß leider damit rechnen, daß
fernere Studien über die Maler, die
oben genannt wurden, ungefähr mit
demselben Ausruf beginnen könnten,
wie der vorliegende Artikel: „Wie
leicht doch so manches übersehen wird!“
Aber ich halte es für eine Art Pflicht
Breragalerie wird in dem vor/ Giuiio
liegenden Hefte abgebildet im
Zusammenhang mit dem Münchener
Jahrbuch der bildenden Kunst, das
dieses Autoporträt zuerst veröffent/
licht hat.
*) Zeremonienbilder befinden sich in
Vicenza (vgl. Engerths Katalog der Wiener
Galerie). — Traumgesichte u. a. in Wien und
Pommersfelden.
frfr) Andere Hinweise in meiner Ge-
schichte der Wiener Gemäldesammlungen, I,
433 ff.
Garpione: Putten im Freien. (Udine, Palazzo Caiselli.)
der Wissenschaft, schon jetzt auf die
interessanten Bilder im Palazzo Caiselli
hinzuweisen, auch wenn ich weder einen
Katalog, noch eine Reihe von pfund/
schweren Studien über einzelne Bilder
zu geben vermag. Die eingestreuten Ab/
bildungen und der Text dieses Artikels
dürften vorläufig dazu ausreichen, die
Aufmerksamkeit der Fachgenossen auf
die bisher versteckt gebliebenen Bilder
hinzulenken.
BLÄTTER FÜR GEMÄLDEKUNDE.
35
sichten und mythologischen Szenen*)
ist in dem Bilde unverkennbar. Die
Lebensgeschichte dieses Malers, der
large in Vicenza tätig war, ist noch
nicht geschrieben. Nach Orlandi war er
1611 zu Venedig geboren und 1674 in
Verona gestorben. Als Radierer ist er
längst gewürdigt, und Bartsch
hat seine Blätter im Peintre>
graveur schon 1820 zusammen/
gestellt (Bd. XX, S. 177 ff.).
Seine Bilder sind nicht selten,
doch ist ihre Benennung hie und
da in Vergessenheit geraten,
wie das denn auch bei dem
vorliegenden Gemälde der Fall
war. Carpionis Arbeiten ver/
breiteten sich bis Holland, wo
alte Kataloge Bilder mit Baccha/
nalen beschreiben. (Hiezu Hoets
Katalog'Sammlung I, 337; II,
112; III, 388.) Die Wincklersche
Sammlung in Leipzig besaß 1768
eine Aurora von Giulio Carpioni.
Zwei Werke des Künstlers
waren 1821 beim Stabsarzt Riedl
in Graz; in der Sammlung
Attems ebendort habe ich noch
vor mehreren Jahren einige
Bilder dieses Künstlers vorge/
funden**). Daß der Name in
alten italienischen Sammlungen
ab und zu vorkommt, ist fast
selbstverständlich. Das Eigen/
bildnis des Künstlers aus der
Ich muß leider damit rechnen, daß
fernere Studien über die Maler, die
oben genannt wurden, ungefähr mit
demselben Ausruf beginnen könnten,
wie der vorliegende Artikel: „Wie
leicht doch so manches übersehen wird!“
Aber ich halte es für eine Art Pflicht
Breragalerie wird in dem vor/ Giuiio
liegenden Hefte abgebildet im
Zusammenhang mit dem Münchener
Jahrbuch der bildenden Kunst, das
dieses Autoporträt zuerst veröffent/
licht hat.
*) Zeremonienbilder befinden sich in
Vicenza (vgl. Engerths Katalog der Wiener
Galerie). — Traumgesichte u. a. in Wien und
Pommersfelden.
frfr) Andere Hinweise in meiner Ge-
schichte der Wiener Gemäldesammlungen, I,
433 ff.
Garpione: Putten im Freien. (Udine, Palazzo Caiselli.)
der Wissenschaft, schon jetzt auf die
interessanten Bilder im Palazzo Caiselli
hinzuweisen, auch wenn ich weder einen
Katalog, noch eine Reihe von pfund/
schweren Studien über einzelne Bilder
zu geben vermag. Die eingestreuten Ab/
bildungen und der Text dieses Artikels
dürften vorläufig dazu ausreichen, die
Aufmerksamkeit der Fachgenossen auf
die bisher versteckt gebliebenen Bilder
hinzulenken.