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Frimmel, Theodor von [Hrsg.]
Blätter für Gemäldekunde — 5.1909/​1910

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Heft 3
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Frimmel, Theodor von: Der Maler Josef Teltscher und dessen Bildnisse Beethovens
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62

BLÄTTER FÜR GEMÄLDEKUNDE.

Nr. 3

noch geatmet haben, als der Künstler
zeichnete.
Teltschers Porträt Beethovens galt
als verschollen. Dahin äußerte ich mich
auch noch in meinen BeethovemStudien.
So vermeinte es auch Dr. E. Deutsch,
als er später über die letzten Tage Beet'

Jos. Teltscher: Beethovens englischer Flügel.


hovens für die „Österreichische Rund'
schau“ schrieb. Nun ist Teltschers Beet'
hoven wiedergefunden und die Arbeit,
in zwei verschiedenen Skizzen vorliegend,
läßt erkennen, daß durch sie eine Lücke
in der Reihe ausgefüllt wird, aus der
man sich Beethovens äußere Erscheinung
wieder aufbauen kann. Teltschers Zeich'
nungen berichtigen in willkommener
Weise die Formvorstellungen, die sich
dem BeethovemFreunde fortwährend um

willkürlich aufdrängen. Man erinnert
sich ja gewöhnlich an die Danhauser'
sehen Arbeiten nach dem verstümmelten
Antlitz.
VonDanhausers Anwesenheit und
zeichnerischer Tätigkeit in Beethovens
Wohnung war schon im ersten Bande
dieser Blätter die Rede. Es wurde ihm
auch die Zeichnung nach Beet'
hovens englischem Flügel zuge'
schrieben, die sich seit langer Zeit in der
königlichen Musikbibliothek zu Berlin
befindet. Ein Ausschnitt wurde ab'
gebildet’1') und dazu bemerkt, daß die
Art der Zeichnung recht wohl zu Dam
hauser mit seinem feinen Verständnis
für Möbelformen, weniger jedoch zu
Teltscher, dem Bildniskünstler passe.
Auf diesen mußte ich doch damals hin'
weisen, um die Möglichkeit anzudeuten,
daß er das Klavier ebenfalls gezeichnet
hätte. Damals hatte ich noch keine
Kenntnis von dem Skizzenbuch bei
Dr. Heymann. Nun bringt dieses Buch
eine neue Überraschung. Teltscher hat
nämlich nicht nur den sterbenden
Beethoven entworfen, sondern auch be'
gönnen, das Sterbezimmer zu skizzieren,
in welchem auch der englische Flügel
stand.
Einige wenige Striche kennzeichnen
den Raum. Im Mittelgründe flüchtig
angedeutet das Bett mit dem Sterbem
den. Im Vordergründe das Klavier,
dessen einen Fuß er etwas genauer cha-
rakterisiert. Die beigegebene Abbildung
bestätigt meine Vermutung von 1904.
Die Zeichnung, die ich damals abbih
dete, ist wirklich nicht die von Telt'
scher, denn diese liegt uns jetzt vor,
sondern sie gehört in den Kunstkreis
Danhausers, zu dessen Art sie nächste
Verwandtschaft hat. Die heute abgebih
dete Zeichnung beweist aber, daß Telt'
scher der Wiedergabe des Möbels etwas
*) Bd. I, S. 88. Eine Abbildung des gan-
zen Flügels nach einer Photographie in meinen
„BeethovemStudien“, Bd. II.
 
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