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Frimmel, Theodor von [Editor]
Blätter für Gemäldekunde — 5.1909/​1910

DOI issue:
Heft 4 und 5
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Frimmel, Theodor von: Erinnerungen an die Linzer Jubiläumsausstellung von 1908
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86

BLÄTTER FÜR GEMÄLDEKUNDE.

Nr. 4 und 5

Mädchens von Geldorp Gortzius aus
dem Besitz des Herrn Hofrats Jeglinger
in Linz. Links oben in feinen hellen
Zügen „AN0 1599“ und darunter das
bekannte „GG . F (die beiden G ver'
bunden) des Gortzius. (Nach brieflicher
Mitteilung 49 X 39 cm; Eichenholz.)
Vom Stift Kremsmünster beige'
gestellt undMabuse getauft (und zwar
wenn ich nicht irre, schon 1885 durch
mich selbst in Kremsmünster) war eine
Verkündigung an Maria. Leider hat das
Putzwasser die Eisenfarben, die so leicht
löslich sind, mitgenommen.
Mit der Diagnose Jan Scorel, wo'
mit die Richtung gekennzeichnet ist,
aus der das Gemälde stammen dürfte,
hat das Stift Schlägl eine figurenreiche
Komposition eingesendet, die den Ab'
schied Christi von seiner Mutter dar'
stellt.
Vorjahren habe ich im Stift Krems'
münster eine Anbetung durch die Hirten
angemerkt als Bild aus der Richtung
des H. Bles, ein Gemälde auf Eichen'
holz mit ziemlich dickem weißem Grunde.
Es war nun in Linz ausgestellt, ich
weiß nicht mehr unter welcher Be'
nennung.
Gegen die Benennung mehrerer
holländischer Bilder mußte ich Ein'
spruch erheben. Eine heilige Familie
in lebensgroßen Figuren aus der Rich'
tung des Terbruggen war als Piazzetta
vorgeführt worden und ein Bild von
einem anderen Maler aus der Hont'
hör st gruppe (es war eine große Be'
freiung Petri mit lebensgroßen Figuren)
ging als F. Boi. Der angebliche Metsu
(Herr und Dame. Er zieht das Hemd
von ihrem Busen) kann diese Beneii'
nung sicher nicht beibehalten. Ich wies
auf A. Boonen hin (Besitzer Herr
Dr. Reiß in Linz).
Täusche ich mich nicht, so war ein
lebensgroßer weiblicher Kopf von derben
Zügen und kräftiger Malweise mit Recht
dem großen Rubens zugeschrieben (Be'

sitzer Herr Direktor Pröll in Linz). Nicht
ungern würde ich bei Gelegenheit auf
das Bild näher eingehen.
Eine bekannte „Gemalte Galerie"
von Teniers aus dem Stifte Sankt
Florian war als interessantes Stück der
Kunstschau einverleibt.
Mit der Benennung der italienischen
Bilder war ich nur in den wenigstetr
Fällen einverstanden. Unter den ältesten
Werken der Kunstschau ist schon oben
der angebliche Mantegna bestritten wop
den. Der sogenannte Piazzetta wurde
unter die Holländer geschoben. Einen
soit disant Veronese kann ich nicht
gelten lassen. (Die heilige Agnes mit
dem Lamm vor sich auf dem Schoße
sitzt vor römischen Bauresten verschie'
dener Art.) Man wird bei F. Caroto
und den ihm verwandten Malern nach'
suchen müssen. Der angebliche Lor.
Lotto aus Kremsmünster ist offenbar
eine Kopie, aber nicht nach Lotto,
sondern nach einem späteren Italiener,
und zwar, wie es scheint, eine Kopie
von Ger. Lairesse oder einem seiner
Leute.
Gewiß nicht von Ribera war eine
Maria selbdritt. Dem Caravaggio ge'
nähert, wurde ein Lautenspieler aus
Dr. Ant. Heisers Besitz vorgeführt, ein
Bild, das einem bisher noch nicht stU'
dierten Nachahmer angehört. Mit siche'
ren Bildern des Caravaggio läßt es sich
nicht zusammenreimen.
Das überlebensgroße Büstenprofil
eines jungen Mädchens, das durch
kräftige Färbung ziemlich auffallend
durch den Raum leuchtete, ließ an
Giulio Romano denken, mit dem es
wohl irgendwie zusammenhängt.
Nicht eben leicht zu bestimmen sind
lombardische Bilder des XVI. Jahr'
hunderts, wie deren eines aus dem
Stifte Schlägl in der Linzer Kunst'
schau zu finden war (Maria, die zwei
heiligen Knaben, Josef und Anna). Für
Cesare da Sesto schien mirs zu dunkel
 
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