V. LIEFERUNG.
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Inventar erwähnten Bildern nicht we-
nige aus der Galerie Borghese fortgekom-
men sind. Ich erinnere an den Traum des
Ritters von Raffael, ein Bild, das seither in
die National Gallery nach London gelangt
ist, wo sich aus derselben Quelle auch Raf-
faels Madonna Aldobrandini eingefunden
hat. Raffaels Drei Grazien befinden sich
jetzt in Chantilly. Im ersten Band der Blätter
für Gemäldekunde war von dieser Herkunft
des Bildes die Rede. In demselben Bande
wurde auch ein Werk der Sofonisba An-
guissola aus der Sammlung Haage zu
Nivaagaard in Dänemark abgebildet, das
aus der Galerie Borghese stammt. Ein be-
sonderer Hinweis auf den früheren Aufbe-
wahrungsort des Bildes ist aber versäumt
worden. Das Übersehene sei nun in aller
Kürze nachgeholt. Bei Manillus steht das
Familienbildnis der Anguissola mit folgenden
Worten verzeichnet: »Quadratum, quod supra
portam est horti Sophonisbae Anguscio-
lae est, in quo sese ipsam cum patre &
fratre puerulo delineavit.« Das bezieht sich
auf die Zeit gegen 1650. Aus dem Jahre
1713 stammt folgende Erwähnung desselben
Bildes: »Un Tableau de Sophonisbe Angui-
sciola ou eile s’est peinte avec son pere & son
frere.« (Fr.Desseine: »Rome moderne« S. 106.)
In der »Biografia cremonese« von Vin-
cenzo Lancetti (Mailand 181g, I, S. 258) ist
dann davon die Rede, daß das Bild nicht
mehr in Rom verblieben, sondern angeblich in
Frankreich zu finden sei: ». . . . Delle prime
opere da Sofonisba eseguite in Cremona igno-
rasi l’esito, salvo del ritratto del di lei padre
Amilcare con la piccola Minerva, e col piü
piccolo & Asdrubale, ehe tempo fa trovavasi
a Roma pella Villa Borghese entro la stanza
detta di Seneca insieme ai capi d’ opera d’
altri pittori. Credesi ehe sia ora in Francia.«
Noch Fed. Sacchi in den Notizie pittoriche
Cremonesi (1872; S. 7 f.) sagt von demsel-
ben Bilde, daß ihm dessen Aufbewahrungs-
ort unbekannt sei. Wir wissen es, daß es
nach Nivaagaard gelangt ist.
Diese Andeutungen müssen für heute
genügen. Mögen sie auch als Anregung da-
für dienen, daß uns die italienische For-
schung ein großes, quellenmäßig gearbeitetes
Werk über die Geschichte der berühmten
Galerie beschere.
Anhang.
Aus der Literatur über die Galerie
Borghese seien noch genannt:
Neickel: Museographia (1727), S. 92 f.
De la Lande: »Voyage d’un Frangais
en Italie, fait dans les annees 1765 et 1766«
(1769), Bd. III.
J. J. Volkmann: »Historisch-kritische
Nachrichten von Italien« (1770) II, 359 ff.
Ramdohr: Ȇber Mahlerei und Bild-
hauerarbeit in Rom« (1787) I, S. 309 f.
M. Vasi: »Itineraire instructif de Rome«
1792, S. 359 ff.
Elisa v. d. Recke: »Tagebuch einer
Reise durch einen Theil Deutschlands und
durch Italien« II, S. 132 f. (Brief vom
11. Dezember 1804).
Friederike Brun: »Briefe aus Rom, ge-
schrieben in den Jahren 1808, 180g, 1810«
(Dresden 1820), S. 10g: » .. . Das herrliche
Kasino der Villa Borghese ist ... gänzlich
ausgeräumt .. . auch der herrliche Palast der
Borghesen ist ausgeräumt! Prinzeß Pauline
hat die ganz(e) berühmte Galerie nach Paris
kommen lassen.«
Valery: Voyages en Italie (1826 ff.) IV,
S. 167 ff., 214 f.
A. Bonelli: Descrizione di Roma (in
mehreren Auflagen).
A. Lavice: »Revue des Musees d’Italie«
S. 34g ff.
»Zeitschrift für bildende Kunst«, IX. Bd.,
S. 1 ff., 73 ff., 171 ff. (Giovanni Morelli als
»Lermolieff«), Der Artikel ist erweitert später
mehrmals in Buchform erschienen.
Ad. Venturi: »II Museo e la galleria
Borghese« (Rom 1893).
Lafenestre und Richtenberger: »Rome,
Les musees, les collections particulieres, les
palais« (1905).
1891 und 1892 beschäftigte sich die
Öffentlichkeit eingehend mit der Galerie, als
155
Inventar erwähnten Bildern nicht we-
nige aus der Galerie Borghese fortgekom-
men sind. Ich erinnere an den Traum des
Ritters von Raffael, ein Bild, das seither in
die National Gallery nach London gelangt
ist, wo sich aus derselben Quelle auch Raf-
faels Madonna Aldobrandini eingefunden
hat. Raffaels Drei Grazien befinden sich
jetzt in Chantilly. Im ersten Band der Blätter
für Gemäldekunde war von dieser Herkunft
des Bildes die Rede. In demselben Bande
wurde auch ein Werk der Sofonisba An-
guissola aus der Sammlung Haage zu
Nivaagaard in Dänemark abgebildet, das
aus der Galerie Borghese stammt. Ein be-
sonderer Hinweis auf den früheren Aufbe-
wahrungsort des Bildes ist aber versäumt
worden. Das Übersehene sei nun in aller
Kürze nachgeholt. Bei Manillus steht das
Familienbildnis der Anguissola mit folgenden
Worten verzeichnet: »Quadratum, quod supra
portam est horti Sophonisbae Anguscio-
lae est, in quo sese ipsam cum patre &
fratre puerulo delineavit.« Das bezieht sich
auf die Zeit gegen 1650. Aus dem Jahre
1713 stammt folgende Erwähnung desselben
Bildes: »Un Tableau de Sophonisbe Angui-
sciola ou eile s’est peinte avec son pere & son
frere.« (Fr.Desseine: »Rome moderne« S. 106.)
In der »Biografia cremonese« von Vin-
cenzo Lancetti (Mailand 181g, I, S. 258) ist
dann davon die Rede, daß das Bild nicht
mehr in Rom verblieben, sondern angeblich in
Frankreich zu finden sei: ». . . . Delle prime
opere da Sofonisba eseguite in Cremona igno-
rasi l’esito, salvo del ritratto del di lei padre
Amilcare con la piccola Minerva, e col piü
piccolo & Asdrubale, ehe tempo fa trovavasi
a Roma pella Villa Borghese entro la stanza
detta di Seneca insieme ai capi d’ opera d’
altri pittori. Credesi ehe sia ora in Francia.«
Noch Fed. Sacchi in den Notizie pittoriche
Cremonesi (1872; S. 7 f.) sagt von demsel-
ben Bilde, daß ihm dessen Aufbewahrungs-
ort unbekannt sei. Wir wissen es, daß es
nach Nivaagaard gelangt ist.
Diese Andeutungen müssen für heute
genügen. Mögen sie auch als Anregung da-
für dienen, daß uns die italienische For-
schung ein großes, quellenmäßig gearbeitetes
Werk über die Geschichte der berühmten
Galerie beschere.
Anhang.
Aus der Literatur über die Galerie
Borghese seien noch genannt:
Neickel: Museographia (1727), S. 92 f.
De la Lande: »Voyage d’un Frangais
en Italie, fait dans les annees 1765 et 1766«
(1769), Bd. III.
J. J. Volkmann: »Historisch-kritische
Nachrichten von Italien« (1770) II, 359 ff.
Ramdohr: Ȇber Mahlerei und Bild-
hauerarbeit in Rom« (1787) I, S. 309 f.
M. Vasi: »Itineraire instructif de Rome«
1792, S. 359 ff.
Elisa v. d. Recke: »Tagebuch einer
Reise durch einen Theil Deutschlands und
durch Italien« II, S. 132 f. (Brief vom
11. Dezember 1804).
Friederike Brun: »Briefe aus Rom, ge-
schrieben in den Jahren 1808, 180g, 1810«
(Dresden 1820), S. 10g: » .. . Das herrliche
Kasino der Villa Borghese ist ... gänzlich
ausgeräumt .. . auch der herrliche Palast der
Borghesen ist ausgeräumt! Prinzeß Pauline
hat die ganz(e) berühmte Galerie nach Paris
kommen lassen.«
Valery: Voyages en Italie (1826 ff.) IV,
S. 167 ff., 214 f.
A. Bonelli: Descrizione di Roma (in
mehreren Auflagen).
A. Lavice: »Revue des Musees d’Italie«
S. 34g ff.
»Zeitschrift für bildende Kunst«, IX. Bd.,
S. 1 ff., 73 ff., 171 ff. (Giovanni Morelli als
»Lermolieff«), Der Artikel ist erweitert später
mehrmals in Buchform erschienen.
Ad. Venturi: »II Museo e la galleria
Borghese« (Rom 1893).
Lafenestre und Richtenberger: »Rome,
Les musees, les collections particulieres, les
palais« (1905).
1891 und 1892 beschäftigte sich die
Öffentlichkeit eingehend mit der Galerie, als