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Bulletin de la Société pour la Conservation des Monuments Historiques d'Alsace — 2.Sér. 22.1908

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Fundberichte und kleinere Mitteilungen
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Forrer, Robert: Ein römisches Kopf-Balsamarium von Strassburg
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https://doi.org/10.11588/diglit.24954#0384

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— 4* —

Das Gefàss ist in Hohîguss hergestellt, der Boden aber ist nicht mit-
gegossen, sondern nachtràglich eingefügt worden. Der Henkel, mit
schnurartigen mitgegossenen Relieflinien verziert, sitzt beweglich in
zwei am Kopfe angebrachten Ôsen. Ein über dem Hinterkopfe sitzendes
Charnier verrat, dass die runde Mündung anf dem Scheitel des Kopf-
gefàsses einst durch einen kleinen, leider fehlenden Deckel geschlossen
werden konnte.

Die Wânde des Gefàsses sind kaum einen halben Centimeter slark.
Der Kubikinhalt betrâgt ca. 1 2/s Deziliter, das Gewicht des Gefàsses
7, kg, die Hôhe mit dem Henkel 15 Va» °hne diesen 11 cm, die Breite
der Basis 8 ys cm.

Gefasse verwandter Art sind vielfach bekannt. Am hâufigslen stellen
sie Frauenkôpfe dar. Ich besitze aber auch ein derartiges Gefàss (aus
Genf) mit dem Kopfe des Herakles als Kind.

Man ist darüber einig, dass es Balsamarien sind, analog den in Form
und Art verwandten rômischen Kopfglasern, wie sie sowohl am Rhein,
wie haoptsàchlich îm Orient, in Palâstina, in Syrien und in Àgypten
gefnnden werden.

Nach Mitteilung des Herrn Stiegelmann enlhielt der Kopf sehr viel
Kohle. Ich selbst fand darin auf dem Boden noch Teile einer verkohlten
Masse, welche vielleicht vom einstigen Inhalte herstammt und den Ein-
druck macht, als wâre es der verbrannte und verkohlte Rückstand
einer einst fetten Masse.

Der eben erwàhnte Inhalt sowohl als die an der Wandung innen
und aussen z. T. noch festklebenden Reste von verkohlten Holzzweigen
und Strohteilen verraten, dass das Kopfbalsamarium anlasslich einer
Brandkatastrophe am Fundorte sein Grab fand. Nach Mitteilung des
Herrn Stiegelmann lag der Kopf 14/2 Meter tief in einer Schicht voll
Kohle und Asche. Mitgefunden wurden einige wenige Terrasigillata-
scherben verschiedener Art und ein kleines bronzenes Schàlchen ohne
Yerzierung. Leider stand der Arbeiter, welcher das Gefàss Herrn Stiegel-
mann verkaufte, ohne Aufsicht und sind dadurch die nàhern Fund-
umstànde unserer Kontrolle entzogen.

Das Fundgebiet, das Terrain hinter der Aubette, ist reich an rômi-
schen Fundstücken aller Epochen. Es sind dort sowohl Funde der
frühesten wie der spàtern Kaiserzeit zum Vorschein gekommen. Der
Fundort selbst gibt uns also über das Alter dieses Bronzegefâsses wenig
genauere Anhaltspunkte; es bleibt uns nach den dortigen Funden ein
Spielraum vom I. Jahrhundert vor Chr. bis zum III. Jahrhundert nach
 
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