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Bulletin de la Société pour la Conservation des Monuments Historiques d'Alsace — 2.Sér. 22.1908

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Fundberichte und kleinere Mitteilungen
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Forrer, Robert: Ein römisches Kopf-Balsamarium von Strassburg
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https://doi.org/10.11588/diglit.24954#0383

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Ein rôraisclies Kopf-Balsamarium von Strassburg.

Von Dr. B. FOKBEB.

Ende Oktober 1903 erwarb ich von Herrn Missionar Stiegelmann in
Strassburg ein kurz zuvor hinter der Aubetle, beim Kleberplatze zu
Strassburg, anlasslich Grabarbeiten gefundenes bronzenes Henkelgefàss
in Form eines mànnlichen Kopfes (vgl. die beigegebene Tafel).

Der Fundgegenstand ist durch allerlei künstlerische wie lecbnische
Besonderheiten zu einer ungewôhnlich interessanten Kunstbronze ge-
stempelt.

Das Gefâss zeigt einen auf einem nackten, haarlosen, unten glati
abgeschnittenen Oberkôrper sitzenden Kopf von fremdartigem Aussehen.

Den Haarwuchs bilden treppenartig übereinander angeordnete Reihen
schnurartig gedrehter Haarbündel. Der Kinnbart ist in zwei leicht ge-
drehte Büschel geteilt. Den Backenbart bilden links und rechts je drei
gleichfalls gedrehte Haarbüschel. Der Sclniurrbart hângt in zwei leicht
gedrehten Quasten links und rechts der wulstigen Lippen herab. Die
Nase ist breit und wulstig, ihre Spitze nach unten fallend. Die Backen-
knocben treten stark hervor. Die Augenbrauen sind hochgezogen und
fallen wulstig auf den Nasenrücken.

Das Gesicht zeigt vollkommen nubiscben Typus. Es kann umsoweniger
ein Zweifel darüber herrschen, dass hier tatsàchlicb ein Nubier darge-
stellt werden sollte, als àgyptische Bronzen aus rômischer Zeit, welche
Nubier darstellen, durcbaus dem Strassburger Gefasskopfe entsprechen K

Auch lecbnisch bietet das Gefâss manche Besonderheiten. Kopf wie
Henkel bestehen aus Bronze. Aber die wulstigen Lippen sind mit Kupfer
inkrustiert, die Augenpupillen sind ans schwarzem Glasfluss hergeslellt
und das Weisse der Augàpfel ist mit Silber ausgelegt!

1. vgl. z. B. Schreiber, «Alexandriaische Skulpturen in Àtlien» in den «Mitteilungen
des deutschen archâol. Institutes in Athen» (1885): «nubischer Strassenverkaufer»
(Hartmann nennt ihn einen «Scbvvarzen des obern Nil Systems»). Ferner Sclirader, «Über
den Marmorkopf eines Negers in den Kgl. Museen» (Berlin, 1900) p. 24 u. ff. Dieselbe
Haartracht zeigen auch viele altâgyptiscbe Reliefs, so besonders der Kopf von Ameno-
pbis III. (vgl. Spiegelberg, «Gesch. d. âgypt. Kunst», p. 72); die Àgyptologen nennen
diese Haartracht «die mtbische Perrücke».
 
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