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Bode, Wilhelm [Gefeierte Pers.]
Forschungen aus den königlichen Museen zu Berlin: Wilhelm von Bode zum 70. Geburtstag — Berlin, 1915

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https://doi.org/10.11588/diglit.45264#0131
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PAULUS BOR VON EDUARD PLIETZSCH

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PAULUS BOR
VON EDUARD PLIETZSCH
Zwei bisher unveröffentlichte Werke des sehr selten vorkommenden Amersfoorter
Malers Paulus Bor befinden sich in Berlin. Da eins dieser Bilder unserer Gemälde-
galerie gehört und das andere zuerst von Wilhelm von Bode als ein Werk des Paulus Bor
bestimmt wurde, so erscheint eine Würdigung des Künstlers an dieser Stelle und bei
dieser Gelegenheit gerechtfertigt.
Über das Leben Bors und über seine Tätigkeit erfahren wir aus den Archiven
nichts Ungewöhnliches und nicht viel. In dieser Beziehung gibt die Zeichnung eines
unbekannten Künstlers aus der Zeit um 1625 im Museum Boymans in Rotterdam
wichtigere Aufschlüsse: sie erbringt den Beweis, daß Paulus Bor in Rom gewesen ist,
sie übermittelt uns seinen Bentnamen, sein Aussehen und sein ungefähres Alter. Diese
künstlerisch nicht allzu hoch stehende Kreidezeichnung ist das umfangreichste Blatt
einer Folge von fünf Darstellungen, die Mitglieder der römischen »Schildersbent vor-
führen. Paulus Bor steht auf dem betreffenden Blatt, das elf Maler und in der Mitte
Bacchus auf einem Fasse zeigt, rechts und schwenkt den Schlapphut. Er ist wie alle
übrigen Künstler im Profil dargestellt und hat das Aussehen eines etwa 25jährigen
Menschen. Über seinem Kopfe befindet sich die Ziffer 10, die auf den entsprechenden
Vermerk hinweist, der sich am unteren Rande der Zeichnung befindet: »paulus Borro
Alias orlando«. Da der Künstler 1628 in Amersfoort nachzuweisen ist, so wird er
nicht später als in der Mitte der zwanziger Jahre des XVII. Jahrhunderts in Rom geweilt
haben, und er wird um 1600 geboren worden sein. Aus seinem späteren Leben kennt
man noch folgendes: 1631 schenkt er dem St.-Hiobs-Spital in Utrecht das Brustbild
einer Frau. 1637(?) vermählt er sich mit Aleyd van Crachtwyck; 1638 schmückt er
das im XVIII. Jahrhundert zerstörte Schloß Honsholredijk (Honselaarsdijk) beim Haag mit
dekorativen Malereien aus. Am 6. November 1656 schenkt er dem Amersfoorter Spital
»De Armen de Poth«, dessen Regent er war, ein noch heute dort erhaltenes Kamin-
bild. Im gleichen Jahre überträgt man ihm ein Haus mit Brauerei. 1659, am 10. August,
ist er gestorben1).
Das Gruppenbild der Familie Vaneveld vom Jahre 1628 im Amersfoorter St. Pieters-
und Blocklandgasthuis ist das früheste bekannte Werk des Paulus Bor (unser Katalog
Nr. 2). Der Stil des Bildes ist für die Zeit der Entstehung noch recht altertümlich.
’) Archief voor Nederlandsche Kunstgeschiedenis III, 308; VI, 298, 299, 307. — Muller,
De Utrechtsche Archieven S. 134, 137. — Oud Holland XIII, 35. Vgl. auch die Zusammen-
stellung einiger Daten von E. W. Moes im Thieme-Becker« IV, 334.

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