Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Bode, Wilhelm [Gefeierte Pers.]
Forschungen aus den königlichen Museen zu Berlin: Wilhelm von Bode zum 70. Geburtstag — Berlin, 1915

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.45264#0149
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext

PETER FLÖTNER UND DIE SÜDDEUTSCHE TISCHLEREI
VON OTTO VON FALKE
In dem Jahrbuchheft zu Ehren W. von Bodes darf ein Beitrag aus der Geschichte
des Kunstgewerbes nicht fehlen; zählt sie doch den Generaldirektor der Königlichen
Museen seit vielen Jahren schon zu ihren erfolgreichsten Mitarbeitern. Auf drei kunst-
gewerblichen Gebieten, der Geschichte der orientalischen Teppiche, der Frühzeit der
Majoliken und der Renaissancemöbel Italiens haben die Bücher Bodes die sicheren
Grundlagen der Forschung geschaffen. Eine so übersichtliche Darstellung, wie sie
durch Bode den italienischen Hausmöbeln der Renaissance zuteil geworden ist, hat die
deutsche Kunsttischlerei noch nicht gefunden. Trotz der Menge der Denkmäler und
ihrer offenkundigen Bedeutung für die Kulturgeschichte ist die deutsche Möbelkunde
noch ein wenig beackertes Feld geblieben. Ihre Bearbeitung ist ungleichmäßig zu
Ungunsten der süddeutschen Tischlerei, insbesondere der Renaissance. Während im
niederdeutschen Bereich der Eichenholztischlerei die Hauptmöbelformen nach ihren
Ursprungsgebieten vom Rheinland und Westfalen bis nach Schleswig-Holstein zumeist
bestimmbar sind, bilden die Möbel des Südens von der Spätgotik an eine ziemlich
ungegliederte Masse. Die große Mehrzahl der fränkischen, bayrischen, schwäbischen
und österreichischen Möbel muß noch unterschiedslos unter der gemeinsamen süd-
deutschen Flagge segeln, obwohl die Verschiedenheit der Kunstzentren und der Ein-
fluß führender Meister, landschaftliche Eigenart und lokale Überlieferungen auch hier
in den Möbelformen zum Ausdruck gekommen sind. Es fehlt indessen noch an Vor-
arbeiten, welche die örtlich gesicherten Werke der Kunsttischlerei, deren es noch genug
gibt, aufsuchen und vorführen, sodaß mit Hilfe ihrer Merkmale die Masse der ober-
deutschen Möbel unbestimmter Herkunft landschaftlich oder nach Schulen verteilt werden
kann. Als ein Beitrag dazu soll die nachfolgende, durch eine Neuerwerbung des
königlichen Kunstgewerbemuseums veranlaßte Untersuchung über zwei anscheinend
verwandte Möbelgruppen der süddeutschen Frührenaissance dienen, von denen die eine
sich enger Beziehungen zu Peter Flötner rühmen darf. Das vielseitige Wirken Flötners
als Ornamentist, Bildhauer, Baumeister und als Führer der deutschen Renaissance haben
K. Lange und A. Haupt in diesen Jahrbüchern aufgeklärt und in helles Licht gestellt; dabei
ist jedoch die Frage offen geblieben, ob der Meister auch selbst als Möbeltischler tätig ge-
wesen ist und inwieweit er auf die Schreinerei seiner Zeit richtunggebend eingewirkt hat.

16
 
Annotationen