Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Bode, Wilhelm [Gefeierte Pers.]
Forschungen aus den königlichen Museen zu Berlin: Wilhelm von Bode zum 70. Geburtstag — Berlin, 1915

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.45264#0243
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
EINE SCHAUMÜNZE DES KURFÜRSTEN JOACHIM II. VON BRANDENBURG VON J. MENADIER 209

EINE SCHAUMÜNZE DES KURFÜRSTEN
JOACHIM II. VON BRANDENBURG
VON JULIUS MENADIER
»SVNT PATRES BINI.TRES N ATI. 1564«. Dies Rätselwort trägt ein alter,
leidlich erhaltener Bleiguß, der letzthin für das Münzkabinett hat erworben werden
können, in einem mit Rollwerk versehenen Zierrahmen auf einer Brüstung, über welcher
vier fürstliche Brustbilder paarweise sich deckend einander gegenüber angeordnet sind.
Auch wenn nicht die entsprechende Aufschrift der Kehrseite von märkischen Fürsten
spräche und die Hauptgestalt der Vorder- wie der Kehrseite mit dem brandenburgischen
Kurzepter ausgerüstet wäre, würden wir über die fürstlichen Brustbilder nicht im
Zweifel sein. Denn dieser das Zepter schulternde Fürst, der die übrigen an Alter
übertreffend den vornehmsten Platz einnimmt, im Harnisch mit der Feldbinde und im
eisernen mit Feder und Agraffe geschmücktem Topfhelm, ist uns seit alters bekannt
und vertraut als der Kurfürst Joachim II. von Brandenburg durch die beiden Stein-
modelle des Jahres 1560, die ihn, im übrigen gleich, der eine von vorn und der andere
von der linken Seite bieten, während das Blei ihn von der rechten dargestellt bietet.
Und die gleiche Übereinstimmung zeigt auch das von ihm zur Hälfte gedeckte jüngere
Brustbild mit dem einer silbervergoldeten Medaille des gleichen Jahres 1560, die den
Namen des Markgrafen Sigismund trägt, des jüngern Sohnes des Kurfürsten, der als
Nachfolger seines Bruders Friedrich zum Bischof von Halberstadt und Erzbischof von
Magdeburg erwählt war, aber auch als solcher fortfuhr, Harnisch und Helm zu tragen.
Damit ist auch das vordere ältere, vollständig gleichartig ausgestattete Brustbild ihnen
gegenüber mit der behandschuhten linken Hand auf dem Schwertgriff als das des
Kurprinzen Johann Georg gesichert, obschon die einzige seiner Thronfolge voraus-
liegende Medaille der Dresdener Sammlung, die seinen Namen trägt, ihn etwas ab-
weichend darstellt. Und damit ergibt sich auch die Deutung des vierten, hinter ihm nur
ein wenig hervorsehenden und unverkennbar als der weit jüngere gekennzeichneten
Kopfes auf den vierzehnjährigen Joachim Friedrich, den ältesten Sohn Johann Georgs,
als allein möglich. Von ihnen ist neben dem Haupte des kurfürstlichen Hauses, dem
Kurfürsten Joachim, der Kurprinz Johann Georg der zweite Vater, dem Kurfürsten selbst
gegenüber aber gilt er wie sein erzbischöflicher jüngerer Bruder und sein eigener Sohn
doch auch als Sohn. Die Bestätigung bietet die auffallende Darstellung der Kehrseite,
welche die nämlichen vier Fürsten auf einem Triumphwagen sitzend wiederholt und,
um die Frauen des Hauses in etwas an den Ehren des Schaustückes teilnehmen zu
lassen, sie mit den Wappenschilden ihrer Mütter ausstattet. MATERNORVM TRIVM-
PHALIS CVRRVS INSIGNIA GESTAT AVORVM MDLXIIII sagt die Umschrift von
der Darstellung aus, und als INSIGNIA MATRVM SPLENDIDA MARCHIACOS QVE

27
 
Annotationen