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Bode, Wilhelm [Gefeierte Pers.]
Forschungen aus den königlichen Museen zu Berlin: Wilhelm von Bode zum 70. Geburtstag — Berlin, 1915

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https://doi.org/10.11588/diglit.45264#0142
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BYZANTINISCHE MÜNZEN, KUNSTGESCHICHTLICH BETRACHTET

BYZANTINISCHE MÜNZEN, KUNSTGESCHICHTLICH BETRACHTET
VON KURT REGUNG
Wilhelm von Bode erst hat, im Zusammenhang mit dem Aufschwünge der
byzantinischen Studien in Deutschland innerhalb der letzten 20 Jahre, der bis dahin
kaum vertretenen byzantinischen Kunst durch reiche Neuerwerbungen und organi-
satorische Maßnahmen eine Stätte bei den Kgl. Museen zu Berlin geschaffen. Dem
parallel hat auch die antike Abteilung des Münzkabinetts das byzantinische Gebiet im
letzten Jahrzehnt nach langer Pause wieder eifrig gepflegt und widmet eine Betrachtung
der künstlerisch wichtigsten Neuerwerbungen daraus dem verehrten Meister um so
freudiger, als die Mittel zum Ankauf einiger der kostbarsten Stücke der Reihe seinem
Eintreten verdankt werden.
Der Träger der künstlerischen Entwickelung der byzantinischen Münzglyptik ist
vorzugsweise die Goldmünze gewesen. Silber ist in Byzanz meist nur in zu geringen
Mengen geprägt worden, als daß es für die Kunstbetrachtung im Vordergründe stehen
könnte, zumal seine Typen starTer und abwechslungsloser sind als die des Goldes.
Kupfer ist zwar ständig, ja zu gewissen Perioden in ungeheuren Massen geschlagen
worden; die Rückseite der Kupfermünzen wird indessen 400 Jahre lang so gut wie
immer nur von dem Wertbuchstaben eingenommen (M = 40, K = 20 usw.) und trägt
dadurch zwar (in einer erst in der Neuzeit wieder gleich stark betonten Weise) dem
praktischen Bedürfnisse Rechnung, fällt aber für die stilistische Entwickelung völlig aus;
zudem sind die Stempel der Kupfermünzen meist sorgloser und handwerksmäßiger ge-
schnitten als die der Münzen aus edlerem Metall. So bleibt die Goldmünze der ver-
nehmlichste Gegenstand der künstlerischen Betrachtung. Sie, die in Byzanz fast zu
allen Zeiten in großer Menge und sprichwörtlicher Güte geprägt worden und in alle
Länder gewandert ist, zeigt in dem Münzbilde eine viel reichere Entwickelung als
Silber und Kupfer und ist auch stets so sorgfältig ausgeführt worden, daß aus ihr —
mit den Einschränkungen, die hier wie überall durch Material und Technik sowie
durch die Zweckbestimmung und durch den staatsrechtlichen Charakter der Münze be-
dingt sind — der jeweilige Stand der Kleinplastik in Byzanz erkannt werden kann.
Verfolgen wir ihn an den wichtigsten Neuerwerbungen, die das Münzkabinett in den
letzten Jahren auf diesem Gebiete gemacht hat.
In der frühbyzantinischen Zeit, wie man die erste der sieben Perioden, die Wroth
in seinem trefflichen Katalog der byzantinischen Münzen des Britischen Museums
S. LXXXV1 aufstellt, nennen mag (491—685), ist der Stil auch der Goldmünze ein rein
handwerksmäßiger. Die Bilder beschränken sich auf die Darstellung des Kaisers auf
der Vorderseite und wenige Bilder der Rückseite: das Kreuz in allerlei Formen und
anfangs noch einige der aus der heidnisch-römischen Zeit übriggebliebenen Personifi-
 
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