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Brunn, Heinrich von
Geschichte der griechischen Künstler (Band 1): Die Bildhauer — Stuttgart, 1889

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https://doi.org/10.11588/diglit.4968#0033

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I. Die Sage und die ältesten Eflnsüergruppen bis gegen Ol. 00.

29

Insel, wo die Kunst durch Bearbeitung' eines andern Materials, des Marmors,
sich ein neues Feld der Thätigkeit eröffnete.

Die Familie des Melas auf Cliios.

Plinius nennt als die ersten berühmten Marmorbildner den Dipoenos
und Skyllis. Wahrscheinlich aber fand er bei der Benutzung neuer Quellen,
dass er geirrt habe, und schob daher folgenden Zusatz ein *): „Als diese lebten,
war bereits auf der Insel Ghios der Bildhauer Melas gewesen, sodann dessen
Sohn Mikkiades, und darauf sein Enkel Archermos, dessen Söhne Bupalos und
Athenis in der Kenntniss dieses Kunstzweiges sogar hochberühmt waren, zur
Zeit des Dichters Hipponax, von dem es gewiss ist, dass er in der GOsten Olym-
piade lebte. Wenn nun jemand ihre Familie bis zum Urgrossvater rückwärts
verfolgt, wird er rinden, dass der Beginn dieser Kunst mit dem Anfange der
Olympiaden zusammenfällt.-' Ein warnendes Beispiel der chronologischen Be-
rechnungen des Plinius! Ein Mensch lebt etwa 60 Jahre, vier also 4x60, d. i.
G0 Olympiaden! Ein Menschenalter wird aber nach allgemeiner Annahme nur
zu dreissig Jahren in Anschlag gebracht, woraus sich uns Folgendes ergiebt: War
Melas geboren ... Ol. 30

Mikkiades „ . . . „ 37

Archermos „ . . . „ 45

Bupalos und Athenis _ . . . ., 52,
so hatten die letzteren Ol. 60 ein Alter von etwa 30 Jahren.

Ueber die Namen dieser Künstler mögen wenige Bemerkungen genügen.

Melas ist ein auch sonst vorkommender Name, also aus der besten Hand-
schrift des Plinius statt des ungewohnten Malas aufzunehmen. Archermus als
Name des dritten dieser Künstler findet sich zweimal in der Bamberger Hand-
schrift; und da auch einige andere darauf führen, der Name selbst aber nicht
gegen die Sprache verstösst, so ist kein Grund, ihn zu verwerfen und statt 89
seiner Anthermus oder Archenus zu schreiben, letzteres nach einer Conjectur
zum Scholiasten des Aristophanes 2): 'yio-/ivovq yäg cprjoi. y.ai tov BovndXou xctl
■d&i^idoq Ttareoa, ol de 'yiykaocpcöira rov Q&eiov i^coyodcpov nrtjvijv ioydoaad'ai
tijv .\iz?jv, cJg oi nspi KaQvoriov tov TlEQyapijvov cpaoiv. Sillig nemlich hielt
den Anfang dieser Stelle für verderbt und lückenhaft, und wollte so ändern:
■doyjvovv ydo qrjoi 'luv tov Xiov zcct rov Bovndhw x. r. X. Wogegen Welcker
bemerkt^: „Lässt man alles unangetastet, Archenus also als Schriftsteller,
welchem dann (Antigonos) Karystios oder Karystios der Pergamener, der nsol
SiäaoY.aXuzv geschrieben hatte, entgegengesetzt wird, so ist alles vollkommen
in Ordnung; und dass der Vater des Bupalos und Athenis nicht ausdrücklich
genannt ist, deutet auf seine Berühmtheit und zugleich auf die grössere der
Söhne." — Der Bruder des Bupalos endlich heisst fast in allen Handschriften
des Plinius Anthermus, und dieser Name an sich ist von Welcker als griechisch
vertheidigt worden. Da indessen beim Scholiasten des Aristophanes so wie bei
Suidas J) die Lesart Athenis bis jetzt wenigstens noch feststeht, so mag sie der

!) 36, 11. -') Av. 573. 3) Kl. Sehr. III, 484. *) s. v. 'innüivul
 
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