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Brunn, Heinrich von
Geschichte der griechischen Künstler (Band 1): Die Bildhauer — Stuttgart, 1889

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https://doi.org/10.11588/diglit.4968#0034

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30

Die Bildhauer.

des Plinius vorgezogen werden. die leicht durch eine Verwechselung mit dem
kurz vorher genannten Archermus entstanden sein kann.

Melas und Mikkiades sind nur durch diese einzige Erwähnung des
Plinius bekannt. Ueber Archermos meldet er *) noch, dass sich Werke von
ihm auf den Inseln Delos und Lesbos befunden hätten. Aus dem bereits an-
geführten Scholiasten des Aristophanes ersehen wir ferner, dass Archermos die
Nike mit Flügeln bildete. — Mehr erfahren wir von Bupalos und Athenis,
namentlich dem ersteren, welcher der berühmtere gewesen und selbst in den
berüchtigten Spottversen des Hipponax vorzugsweise angegriffen zu sein scheint.
Ueber diese Feindschaft berichtet Plinius'-): Hipponax sei ganz besonders häss-
lich von Gesicht gewesen, weshalb die Künstler in übermüthigem Scherze sein
Bild in den Kreisen der Spötter ausgestellt hätten. Darüber aufgebracht, habe
Hipponax die Bitterkeit seiner Gedichte in einem solchen Grade gegen sie los-
gelassen, dass er sie nach der Meinung Einiger bis zum Aufhängen getrieben,
40 was indessen falsch sei, da sie auf den benachbarten Inseln noch später Bild-
werke gemacht hätten. Spottbilder giebt auch Suidas3) als Veranlassung der
Feindschaft an. Andere fanden sie darin, dass Bupalos seine Tochter dem
Hipponax zur Ehe zu geben verweigert habe 4). Bei dem gegenseitigen Hasse
mögen beide Angaben ihren Grund haben. Sicherlich aber ist ein Irrthum,
was Archelaos von Cypern 5) erzählt, dass Stesichoros, als seine Geliebte Helena
ihm abtrünnig geworden und zum Bupalos gegangen sei, die bekannten Worte
FAevtj exof'oa dm'iQe geschrieben habe. Stesichoros starb Ol. 5G, 4 in einem
Alter von 85 Jahren und passt also nicht zum Nebenbuhler des Bupalos, der
erst später mit Hipponax in Streit geräth.

Ueber die Werke des Bupalos und Athenis hören wir zunächst Plinius:

1) Schon erwähnt wurden ihre Werke in Delos. Plinius fügt hinzu,
dass die Künstler ein Gedicht des Inhalts darunter gesetzt: nicht nur durch
Weinstöcke sei Chios berühmt, sondern auch durch die Werke der Söhne des
Archermos.

2) Ein Bild der Diana von ihrer Hand zeigte man zu Lasos (auf Kreta:
Plin. 4, 59), sofern nicht nach der früheren Lesart Jasos den Vorzug verdient,
das, in Kaden gelegen, dem Vaterlande der Künstler benachbarter ist.

3) In Chios selbst soll sich von ihnen ein Gesicht der Diana befunden
haben, welches hoch aufgestellt den Eintretenden traurig, den Herausgehenden
erheitert anzublicken schien.

4) Zu Rom sah man Werke von ihnen am palatinischen Apollotempel
im Giebel und fast an allen Bauten, die Augustus errichtete.

Dem Bupalos allein werden zugeschrieben:

5. 6) bekleidete Chariten im Heiligthum der beiden Nemeses zu
Smyrna und zu Pergamos im Gemache des Attalos (Paus. IX, 35, 6).

7) Die Tyche zu Smyrna (wahrscheinlich die Stadtgöttin). Er bildete
sie zuerst mit dem Polos auf dem Haupte und dem Horn der Amalthea in der
einen Hand, um auf diese Weise das Wirken der Göttin anzudeuten (Paus. IV, 30, Gj.

!) § 13. -') § 12. ;)) s. v. 'Innüvctl *) vgl. Welcker Fragin. Hipp. p. 12. 39.
') bei Photius bibl. p. 4SI, a) s. Clinton Fasti Ii. a.
 
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