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Brunn, Heinrich von
Geschichte der griechischen Künstler (Band 1): Die Bildhauer — Stuttgart, 1889

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https://doi.org/10.11588/diglit.4968#0059

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Grössere Ausbreitung und Streben nach freier Entwiekelung, von OL 60—S).

.">.")

es nach 01.70,3 oder vielmehr 71, 3x) geschehen sei. Denn richtig bemerkt
Müller '-) in einem besonderen Aufsatze über den Apollo des Kanachos, dass in
diesem Jahre nach dem Zeugnisse Herodots 9 Tempel und Orakel von Darius
ausgeplündert und verbrannt wurden: lodv Ök rö h ^JiSv^nuai, 6 vrjog t£ xcd tu
XP'JffTjjptoi', av\t]&evra BveniftirQazo. Diese Annahme will jedoch Thiersch4)
nicht gelten lassen. Er hiilt es zuerst für unwahrscheinlich, dass man in dem
uralten Tempel das alte Götterbild vernachlässigt und ein neues an seine Stelle
gesetzt habe. Allein wenn jenes vorausgesetzte alte Bild ein Holzbild war, das
hei dem Brande des Tempels leicht zu Grunde gehen konnte, so musste man
doch wohl für ein neues sorgen. Aus der ersten Behauptung folgert nun Thiersch
weiter, das Werk des Kanachos sei nicht Tempelbild, sondern ein Weihgeschenk
gewesen, das im Freien aufgestellt den Brand des Tempels wohl habe über-
dauern können. Indessen deutet gerade der kunstreiche Mechanismus des Ko-
losses , von dem später die Bede sein wird, auf Bestimmung für den Tempel-
dienst. Sodann dürfen wir neben dem Brande die Plünderung nicht vergessen,
freilich lässt Strabo die Tempelschätze erst von Xerxes wegführen. Allein was
Werses nahm, mochte in der Zwischenzeit gesammelt oder bei der ersten Plünde-
umg von den Branchiden versteckt sein, was allerdings nicht von einem Erz-
kolosse, sondern nur von Werken geringeren Umfanges gelten kann. — Wenn
lerner Tacitus ;>) von Schutz und Begünstigung spricht, deren sich das Orakel
Unter Darius zu erfreuen gehabt, so kann dies nur für die Zeit nach der Plünde-
rung gelten, als Darius nach Wegführung der Aeolier Stadt und Orakel zwar
Wieder herstellte, aber barbarisirte: c3ot£ i'/iujaotfÜQuvc; ytveo&ai cpijai -/»;«('-
rPlog 6 2x(/i/uog dvrl Mokstov*). Die alten Weihgeschenke endlich, welche
Strabo noch sah, widerlegen nicht die Nachricht von den verschiedenen Plünde-
rungen, sondern zeigen nur, dass entweder der Verlust durch neue Gaben ge-
deckt wurde, oder dass ein Theil der Schätze wieder nach Mflet zurückkehrte.
00 wissen wir gerade von dem Apollo des Kanachos aus Pausanias '•), dass
Seleukos Nikator ihn aus Ekbatana nach Milet zurückschickte. — Wir nehmen
demnach als sicher an, dass Kanachos den Apollo in der ersten Hälfte der Sieb-
zger Olympiaden gearbeitet habe. Dass von dem älteren ein gleichnamiger
Jüngerer Künstler, um Ol. 95, geschieden werden müsse, wird sich später zeigen,
diesen aber nennt Pausanias, um jede Verwechselung zu vermeiden, an einer
Stelle s) ausdrücklich Schüler des Polyklet; an einer andern!l) war eine nähere
Bezeichnung deshalb unnöthig, weil sich das dort erwähnte Werk auf den Sieg
von Aegospotamos bezieht. Die Werke des älteren, von denen wir Kenntniss
haben, sind der Zahl nach nicht bedeutend, nemlich:

1) Celetizontes pueri, Knaben auf Rennpferden, also wohl auf Siege
Festspielen bezüglich: Plin. 34, 57.

2) Eine Muse mit der Hirtenflöte, in einem Epigramme des Antipater
(«Hall. 11, p. 15, n. 35) mit zwei andern des Ageladas und Aristokles zusammen-
gestellt.

l) Vgl. Clinton fasti h. a. append. cap. V. ») Kl. Sehr. II. S. 540. 3) VI, 19.
\M. Not. 40. 5) Ann. III, 36. «) .Strabo XIII, p. IUI. ") I. 16, 8. VIII. 4G, 3. ») VI,
l6< <• '•>) X, 9, 10.
 
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