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Brunn, Heinrich von
Geschichte der griechischen Künstler (Band 1): Die Bildhauer — Stuttgart, 1889

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https://doi.org/10.11588/diglit.4968#0095

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II. Grossere Ausbreitung und Streben nach freier Entwickelang, von Ol. 60—80. 91

12) Sosandra, auf der Akropolis zu Athen, von Lucian (imagg. 4 u. 6;
dial. meretr. III, 3) sehr hoch geschätzt, über die weiter unten genauer zu
handeln ist.

13) Das Weihgeschenk, welches die Agrigentiner wegen der Be-
legung von Motya zu Olympia aufstellten. Es bestand in Erzstatuen von
Knaben, welche die Rechte vorstreckten und zum Gotte zu beten schienen:
Paus. V, 25, 5.

14) Zwei Rennpferde mit Knaben darauf, in Olympia zu beiden
Seiten des Viergespannes aufgestellt, welches Onatas für Hieron zur Ver-
herrlichung des Sieges in dieser Kampfart machte, während sich die Werke des
Kaiamis auf die zwei Siege mit dem Rennpferde bezogen: Paus. VI, 12, 1.

15) Ein Viergespann, auf welches Praxiteles später einen Wagenlenker
°n seiner eignen Hand setzte, damit nicht das hohe Verdienst in der Bildung

der Rosse durch das geringere der menschlichen Figur geschmälert erscheine:
PBn. 34, 71.

16) Bei derselben Gelegenheit meldet Plinius, dass Kaiamis noch andere
Vier- und Zweigespann e gebildet habe, stets mit unvergleichlichen Rossen.

'Mise.

17) Zu einem Werke des Kaiamis gehört folgende Inschrift, die uns Spon
p. 138) aufbewahrt hat:

..poz innAzoY nEAonoN...

KAAAMIZ EP.OIEI.

Die Vergleichung mit einer andern des Künstlers Sthennis (p. 126) lehrt
»Bs, dass sie sich zu Spon's Zeit in Villa Blattei zu Rom befand und, wie diese,
nur eine antike Gopie ist (vgl. meinen Aufsatz über das Imperfectum in Künstler- 12S
'nschriften, im Rh. Mus. N. F. VIII, S. 235). Die dazu gehörige, uns aber nicht
erhaltene Büste oder Statue wird demnach ebenfalls nur Copie gewesen sein.
Den Namen des Dargestellten kennen wir nicht. Hippasos, der Vater dieses
Unbekannten, kann übrigens nicht der pythagoraeische Philosoph sein, der aus
Metapont stammte; eher vielleicht der Lakonier, der über spartanische Staats-
verfassung geschrieben hatte (Diog. Laert. VIII, 84), aber eben so gut auch ein
anderer uns unbekannter Peloponnesier.

18) Endlich war nach Plinius (33, 155) Kaiamis auch als Caelator in
Silber berühmt, und zwei seiner Becher wurden von Zenodoros, dem Künstler
des Neronischen Kolosses, auf das genaueste copirt: 34, 47.

[19) Ueber die Statue einer Erinys vgl. die spätem Bemerkungen über
die Erinyen des Skopas.]

Ueberblicken wir diese Reihe von verschiedenartigen Werken, so muss
uns zuerst die Vielseitigkeit des Künstlers beachtungswerth erscheinen. Er uni-
fasst das Gebiet der Sculptur von der feinsten Cisellirung bis zum Kolosse von
dreissig Ellen; er arbeitet in Silber, in Erz, in Marmor, in Gold und Elfenbein;
er liefert Geräthe, die dem Schmucke und der Zierde des Lebens dienen, ath-
letische, so wie religiöse Weihgeschenke und Tempelstatuen: endlich ist er
nicht weniger ausgezeichnet in der Bildung der Thiere, als in der Darstellung
v°n zarten Frauengestalten, von Knaben, Jünglingen und Männern in gereiftem
Alter. Bedenken wir diese Vielseitigkeit, verbunden mit dem Ruhme der Vor-
 
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