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Brunn, Heinrich von
Geschichte der griechischen Künstler (Band 1): Die Bildhauer — Stuttgart, 1889

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https://doi.org/10.11588/diglit.4968#0207

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III. Die griechische Kunst in ihrer höchsten geistigen Entwickelung.

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spielend, dargestellt sind. Ein Epigramm sagt von ihnen aus. dass sie zu den
ersten Göttern gehören. Ferner sind an dem Tische Nymphen ahgebildet,
Neda, welche das Zeuskind trägt, Anthrakia, ebenfalls eine der arkadischen
Nymphen mit einer Fackel; Hagno, die in der einen Hand einen Wasserkrug,
ir» der andern eine Schale hält. Archiroe und Myrtoessa tragen Wasser-
krüge, und es fliesst auch Wasser aus ihnen herab.^ Von dem Tische sagt
pausanias nicht ausdrücklich, dass er ein Werk des Damophon sei; indessen
steht er mit den Hauptbildern in so genauem Zusammenhange, dass daran wohl
nicht zu zweifeln ist.

In dem heiligen Bezirke der grossen Göttin befand sich auch ein Heilig-
thum der Aphrodite, und darin ein Hermes von Holz und ein Xoanon der
Aphrodite, an welchen Hände, Gesicht und Füsse von Stein waren (d. h. die
nackten Theile; im Ganzen war also die Göttin bekleidet). Sie führte den Bei-
namen Machanitis: Paus. VIII, 31, G.

Endlich finden wir noch ein bedeutendes Werk im Tempel der Despoina,
nahe bei den Ruinen von Akakesion, vierzig Stadien von Megalopolis entfernt:
Paus. VIII, 37, 3. „Die Bilder der Göttinnen selbst, der Despoina und De-
meter nemlich, und der Thron, auf dem sie sitzen, und der Schemel unter
ihren Füssen, alles dieses ist aus einem Steine gebildet; ebensowenig ist an
der Bekleidung, wie an dem Throne etwas von einem anderen Steine mit Eisen
°der Kitt angefügt, sondern alles ist eine und dieselbe Masse. Dieser Stein
wurde nicht von anderwärts her eingeführt, sondern man grub ihn in Folge
v°n Traumerscheinungen innerhalb des Tempelbezirkes aus. Jedes der Bilder
hat etwa die Grösse der Göttermutter in Athen; und auch sie sind Werke des
Damophon. Demeter nun trägt in der Rechten eine Fackel, während sie die
andere Hand auf die Despoina gelegt hat. Despoina aber hat ein Scepter und
aUf den Knieen die sogenannte Kiste, welche sie mit der rechten Hand hält.
Ferner stehen Figuren zu beiden Seiten des Thrones: neben der Demeter Ar-
temis mit einem Hirschfell angethan und dem Kücher auf den Schultern. In
der einen Hand trägt sie eine Leuchte (Xa^jiaöa), in der andern zwei Schlangen;
Und neben ihr liegt ein Jagdhund. Neben dem Bilde der Despoina steht Anytos
als Schwerbewaffneter. Die Tempeldiener erzählen nemlich, dass Despoina von
Anytos auferzogen sei, und dass Anytos selbst zum Geschlechte der Titanen
gehöre. . . . Was aber die Kureten anlangt, welche unter den Bildern an-
gebracht, und die Korybanten, ein von den Kureten verschiedenes Geschlecht,
welche in Relief auf der Basis dargestellt sind, so übergehe ich das wissent-
lich.- Was Pausanias mit dem Ausdrucke .auch sie sind Werke des Da-
mophon- sagen will, ist nicht klar, da sein Name nur sechs Kapitel früher ge-
nannt ist. Vielleicht will er diesem Künstler auch die Reliefs beilegen, die er
als in einer Halle vor dem Eingange befindlich kurz vorher beschreibt. Sie
stellten dar: die Moiren und Zeus Moiragetes: den Dreifussraub des Herakles;
Nymphen und Pane. Das vierte, das Bild des Polybios, könnte natürlich erst
später hinzugefügt sein.

Ueber die Zeit des Künstlers können wir nemlich so viel mit ziemlicher
Zuversicht behaupten, dass er in der 102ten Olympiade lebte. Seine Werke
sind die Tempelbilder in den bedeutendsten Heiligthümern von Messene und

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