Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Brunn, Heinrich von
Geschichte der griechischen Künstler (Band 1): Die Bildhauer — Stuttgart, 1889

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.4968#0211

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
III. Die griechische Kunst in ihrer höchsten geistigen Entwickolnng. 207

welchem die Thebaner auf der entgegengesetzten Seite mit den Argivern und
Athenern gegen die Lakedaemonier kämpften. Freilich ist aucli in diesem 295
Kriege von einer Schlacht bei dem argivischen Orte Oenoe nichts überliefert;
und was ich früher1) darüber vermuthete, muss ich nach genauerer Würdigung
der Nachrichten Xenophons2) selbst in Zweifel ziehen3). Doch ist wenigstens
so viel sicher, dass in diesem Kriege das Glück nicht immer auf Seiten der
Lakedaemonier war. Ausserdem ist es in diesem Falle erklärlich, nicht nur.
Weshalb die Argiver thebanischen Künstlern das Werk auftrugen, sondern auch
Weshalb ein Gegenstand gewählt wurde, welcher dem thebanischen und argivi-
schen Sagenkreise gemeinsam war: der Zug der Sieben, durch welchen die
Argiver nach ihrer Auffassung den rechtmässigen Herrn von Theben in sein
Recl lt einzusetzen beabsichtigten.

Ob Aristogeiton, der bei Pausanias und in der delphischen Inschrift an
zweiter Stelle genannt wird, Genosse oder Schüler des Hypatodoros war, lässt
sich nicht ausmachen. Der letztere scheint indessen der berühmtere gewesen
zu sein. Plinius nennt ihn allein ; und ihm ward aucli sonst noch ein berühmtes
Werk beigelegt: das eherne Bild der Athene zu Aliphera in Arkadien „Sehens-
Werth wegen der Grösse und wegen der Kunst", wie Pausanias sagt: VIII, 2G, 7.
Auch Polybius1) preist es wegen seiner Schönheit und Grösse und nennt es
eines der grossartigsten und kunstvollsten Werke. Bei ihm wird der Künstler,
Wold nur durch ein Versehen in den Handschriften. Hekatodoros genannt, der
es in Gemeinschaft mit Sostratos gemacht habe. Unter den verschiedenen
Künstlern dieses Namens werden wir zunächst an den Chier denken, welcher
als einer der späteren Nachfolger des Aristokles von Sikj'on angeführt wurde
und zwischen Ol. 90 und 100 lebte. Denn später als diese Zeit wird auch das
Bild der Athene nicht gemacht sein, da Ol. 102, 2 ein grosser Theil der
Bewohner von Aliphera nach Megalopolis übersiedelte, und der Ort dadurch
zur Unbedeutendheit herabsank. Doch müssen wir auch zugeben, dass So-
stratos ein uns unbekannter thebanischer Künstler sein kann: und es ist z. B.
in der thebanischen Künstlerinschrift von einem Nikon als Sohne eines So-
strotos die Bede, welcher letztere ebenfalls Künstler sein könnte, und als ein 296
Thebaner gewiss besser, als ein Chier zum Genossen des Hypatodoros sich
eignen würde.

Andron.

Tatian (or. in Gr. 53, p. 119 Worth) nennt als sein Werk das Bild der
Harmonia, der Tochter des Ares und der Aphrodite, also eine dem thebanischen
Mythenkreise angehörige Gestalt. Dies, in Verbindung mit der thebanischen
Künstlerinschrift, giebt uns das Recht, Andron als Thebaner zu betrachten.
Kaphisias.

Zufolge einer Inschrift von Tanagra (C. I. Gr. 1582) machte er eine Statue
des Phorystas, der im Heroldswettkampfe bei Spielen des Zeus gesiegt hatte:

!) Art. Hb. Gr. temp. p. 26. 2) IV, 5. 3) vgl. Bull. delT Inst. 1851, p. 134.
4) IV, 78.
 
Annotationen