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Brunn, Heinrich von
Geschichte der griechischen Künstler (Band 1): Die Bildhauer — Stuttgart, 1889

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https://doi.org/10.11588/diglit.4968#0286

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282 Die Bildhauer.

402 (DIAOMHAOSXDIAIPPIAO

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ebendaselbst:

APISTOföHN AY£INOY
EIPESIAHSASKAHPIÄI

CCDIAOKAEOY^IYPETAIONOS:

Stephani a. a. 0., S. 37—38.

Ob in der Inschrift eines Weihgeschenkes aus Ol. 110, 3 (C. I. Gr. n. 251)
ein Künstlername versteckt ist, muss zweifelhaft gelassen werden.

Sikyon und die Schule des Lysipp.

Sikyon, seit alter Zeit ein Hauptsitz der plastischen Kunst, aber in der
vorhergehenden Periode durch das benachbarte Argos verdunkelt, halte durch
Lysipp seinen Ruhm neu begründet. Dass es denselben für längere Zeit be-
wahrte, verdankt es eben diesem Künstler, welcher nicht nur das Haupt einer
Schule, sondern auch einer Familie ist, die in dem kurzen Verlaufe zweier Gene-
rationen ausser ihm noch vier Glieder von anerkanntem Rufe aufzuweisen hat.
Wir nennen zuerst:

Lysistratos,

seinen Bruder, von welchem wir doch annehmen dürfen, dass er Künstler erst
durch Lysipp geworden sei. nachdem dieser vom Handwerk zur Kunst sich
emporgearbeitet hatte. Mit diesem zusammen nennt ihn Plinius1) unter den
Künstlern der 113ten Olympiade. Von seinen Werken führt nur Tatian-) ein
einziges an, die Statue der Melanippe, wie der neueste Herausgeber, Otto, ver-
muthet, der Geliebten des Poseidon3), welche hier nur ironisch oocpi) genannt
werde. — Wichtiger ist, was Plinius4) von Lysistratos erzählt. Nachdem er

403 nemlich über die Erfindungen des Butades (denn diese Schreibung des Namens
ziehe ich nach Einsicht der neuen Ausgabe des Plinius von Sillig der früher
angenommenen Dibutades vor), über die Anfänge der Plastik, die prostypa und
ectypa, berichtet hat, fährt er fort: „Das Bild eines Menschen aber drückte in
Gyps vom Gesichte selbst zuerst Lysistratos ab, Lysipp's Bruder aus Sikyon,
den wir bereits erwähnten; und seine Erfindung ist es, einen Ausguss von
Wachs aus dieser Gypsform zu nehmen und denselben zu retouchiren (emen-
dare). Er machte es auch zum Hauptzwecke, die Aehnlichkeit in allen Einzeln-
heiten (similitudines) wiederzugeben, während man früher bestrebt war, so schön
als möglich zu bilden. Derselbe erfand ferner, von Bildwerken Abgüsse zu
nehmen; und die Sache fand eine solche Aufnahme, dass nachher keine Statuen
oder Bildsäulen ohne Thon gemacht wurden. Woraus erhellt, dass diese Kennt-

!) 34, 51. 2) c. Gr. 54, p. 117. 3) Vgl. Inst. orat. ad gentt. c. 2. 4) 35, 153.
 
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