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Brunn, Heinrich von
Geschichte der griechischen Künstler (Band 1): Die Bildhauer — Stuttgart, 1889

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https://doi.org/10.11588/diglit.4968#0297

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IV. Die griechische Kunst in ihrem Streben nach äusserer Wahrheit

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zu Tarent, nächst dem rhodischen überhaupt der grösste Koloss zu Strabo's
Zeit, war ein Werk des Lysipp; und die bei diesem gesammelten Erfahrungen
niussten also dem Chares vom wesentlichsten Nutzen sein, wenn auch bei den
vergrösserten Maassen des Sonnengottes sicher noch neue bedeutendere tech-
nische und mechanische Schwierigkeiten zu lösen waren. Was indessen Philo
darüber berichtet, können wir mit gutem Gewissen für ein Märchen erklären.

Vom historischen Standpunkte aus müssen wir die Bedeutung des Chares
zuerst darin suchen, dass sich bei ihm noch mehr, als bei Lysipp, das Be-
streben zeigt, den Werth eines Kunstwerkes in die Massenhaftigkeit zu setzen;
sodann aber darin, dass er die sikyonische Kunst nach Rhodos verpflanzt, wo
sich dieselbe in der nächstfolgenden Zeit zu einer neuen, selbständigen Bliithe
entwickelte.

Mit den Künstlern aus der Schule des Lysipp hat die Blüthe der Kunst
in Sikyon und Argos, ja im ganzen Peloponnes, ihr Ende erreicht. Neben ihnen
sind nur noch einige Künstler untergeordneten Ranges, nach ihnen kaum einer
bekannt; so dass wir hier den ganzen Rest zusammenzustellen befugt sind, auch
wenn ein einzelner von unbekannter Zeit in eine spätere Epoche gehören sollte:
Sikyon.

Daetondas machte die Statue des Theotimos aus Elis, welcher im Faust-
kampfe der Knaben zu Olympia gesiegt hatte: Paus. VI, 17. 5. Da des Theo-
timos Vater Moschion den Zug Alexanders nach Asien mitgemacht hatte, so ist
der Künstler etwa ein Zeitgenosse dieses Königs.

Menaechmos. Plinius (34 , 80) erwähnt als sein Werk einen jungen
Stier, welcher mit dem Knie niedergedrückt wird, während der Nacken nach
hinten gebeugt ist: also vielleicht eine stieropfernde Nike, wie wir sie häufig
in Reliefs und auch in statuarischen Nachbildungen dargestellt sehen. Auch
schrieb er über seine Kunst; und Plinius führt unter den Quellen des 33sten
und 34sten Buches seine Schrift über Toreutik, Athenaeus1) eine andere über 419
die Künstler an. Ausserdem verfasste er die Geschichte seiner Vaterstadt Si-
kyon und die Alexanders des Grossen. Suidas aber setzt ihn in die Zeit der
Diadochen. Vgl. Vossius de hist. Gr. 1, cap. XI.

Olympos. Dass er aus Sikyon gebürtig war, ist bei Gelegenheit des
Messeniers Pyrilampes nachgewiesen worden. Sein Werk war die olympische
Siegerstatue des Xenophon, Sohnes des Menephylos, eines Pankratiasten aus
Aegion in Achaia: Paus. VI, 3, 13. Die Zeit des Sieges, wie des Künstlers, ist
ungewiss. Nur wollte man sie bisher bis nach Ol. 80 herabrücken, weil nach
dem Siege des Oebotas Ol. G keinem Achaeer bis zur 80sten. Olympiade das
Glück in Olympia günstig gewesen sei. Allein es ist bereits bei Gelegenheit
des Ageladas-wahrscheinlich gemacht worden, dass in der überlieferten Erzäh-
lung von dem Fluche des Oebotas wahrscheinlich einige für historische Be-
stimmung wichtige Angaben uns verloren gegangen sind.

l) II, p. 65 A; XIV, p. 635 B; p. 637 F.
 
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