Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Brunn, Heinrich von
Geschichte der griechischen Künstler (Band 1): Die Bildhauer — Stuttgart, 1889

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.4968#0374

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
370

Die Bildhauer.

Volcanius von Veii. Denn von ihm heisst es: „Ausserdem soll diese
Kunst in. Italien und besonders in Etrurien ausgebildet, und Volcanius aus
Veii von Tarquinius Priscus berufen worden sein, um ihm das Bild des Juppiter
für das Capitol zu verdingen: man sagt, es sei aus Thon gebildet gewesen,
weshalb man es roth anzustreichen (miniari) pflegte; aus Thon gleichfalls die
Viergespanne auf dem Giebel dieses Tempels, welche wir öfters erwähnt haben.
Derselbe Künstler habe auch den Hercules gemacht, der noch heute in Rom

530 nach dem Stoffe (fictilis?) benannt wird. Denn solcher Art waren damals die
angesehensten Götterbilder; und wir schämen uns nicht derjenigen, welche sie
in dieser Gestalt verehrten; denn aus Gold und Silber machten sie nicht ein-
mal etwas für den Dienst der Götter" : 35, 157. Der Name des Künstlers und
seiner Vaterstadt ist erst jetzt mit einiger Sicherheit aus der Bamberger Hand-
schrift, et uulcaniueis accitum, hergestellt worden, während früher Turianus aus
Fregellae oder Fregenae seine Stelle einnahm. Dass er aus Veii stammte,
stimmt aber namentlich mit anderen Sagen über die Gründung des capitolinischen
Tempels vortrefflich überein. Erinnert nun zwar auch hier der Name des Künst-
lers wieder an den kunstfertigen Gott, so haben wir es doch gewiss im Grunde
mit historischen Thatsachen zu thun. Zweifelhafter ist dies hinsichtlich des

Mamurius Veturius, welcher nach dem Muster des einen vom Himmel
gefallenen Ancile mehrere andere bis zum Verwechseln ähnliche für König Numa
gemacht haben sollte. Varro de 1. 1. VI, 6; Festus s. v. Mamuri Veturi; Ovid.
fast. III, 383; Plut. Numa 13. Die Ueberlief'erung, er habe sich als Lohn aus-
gebeten , dass sein Name am Ende der saliarischen Gesänge regelmässig mit-
genannt werde, muss hier den Verdacht erregen, dass eben aus dieser Schluss-
formel die Sage von dem Künstler entstanden sei. War aber dieses einmal
geschehen, so dürfen wir uns nicht wundern, wenn man später in Rom auch
noch eine Erzstatue des Vertumnus als sein Werk zeigte: Prop. IV, 2, nament-
lich am Ende.

Kehren wir also wieder zu Plinius zurück, so führt uns derselbe durch
Damophilos und Gorgasos in die vollkommen historische Zeit. Diese
Künstler waren „Plasten von grossem Rufe und zugleich Maler; und hatten
den Tempel der Geres zu Rom beim Circus Maximus mit beiden Arten ihrer
Kunst geschmückt; durch eine griechische Inschrift in Versen bekundeten sie,
dass zur Rechten Damophilos, zur Linken Gorgasos gearbeitet habe. Vor diesem
Tempel war nach dem Zeugnisse des Varro Alles an den (römischen) Tempeln
tuscanisch. Nach demselben Gewährsmanne wurden bei der Restauration des
Tempels herausgeschnittene Mauerkrusten in geränderten Tafeln eingefasst,
und die Bilder aus dem Giebel ebenfalls zerstreut": 35, 154. Der Tempel der

531 Ceres ward von A. Postumius im Jahre 258 d. St. gelobt und von Cassius 261
(493 v. Gh. Ol. 71, 4) geweiht: Dionys. VI, 17, 94; Tacit. ann. II, 49.. Die
Künstler müssten demnach älter als Phidias und Polygnot gewesen sein/Etwa
zehn Olympiaden später lebt Demophilus von Himera, nach Einigen Lehrer des
Zeuxis, wodurch man zu der Annahme veranlasst werden könnte, dieser und
der Genosse des Gorgasos seien eine Person und die Gemälde und plastischen
Arbeiten im Tempel der Ceres erst längere Zeit nach der Erbauung ausgeführt
worden. Doch lässt sich darüber nichts Bestimmtes entscheiden.
 
Annotationen