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Brunn, Heinrich von
Geschichte der griechischen Künstler (Band 1): Die Bildhauer — Stuttgart, 1889

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https://doi.org/10.11588/diglit.4968#0383

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VI. Die griechische Kunst zur Zeit der römischen Herrschaft.

379

Republik1). Diese Zeitbestimmung lässt sich aber durch wahrscheinliche Ver-
muthungen noch enger begrenzen. Der Torso ist bei Campo di fiore gefunden,
wo bekanntlich das Theater des Pompeius (699 d. St. geweiht) und andere
Bauten desselben standen. Die Schriftzüge, mit dieser Thatsache verbunden,
führen daher auf den Schluss, dass der Künstler sein Werk ursprünglich zum
Schmucke dieser Bauten arbeitete. Daraus würden sich auch die Spuren antiker
Restaurationen am besten erklären, indem namentlich das Theater mehrere
Male durch Feuersbrünste litt2). Dass ein anderes Werk nach Arce durch
Cicero, welcher dort geboren und begütert war, gekommen sei, wage ich nur
deshalb nicht bestimmter auszusprechen, weil ebendaselbst auch die Inschrift 543
von einem Werke des wahrscheinlich späteren Glykon gefunden worden ist.
Dagegen lässt sich mit den oben ausgesprochenen Annahmen eine Stelle des
Chalcidius zu Plato's Timaeus (p. 440 ed. Meurs.) vortrefflich in Verbindung
setzen, welche nachgewiesen zu haben das Verdienst Lersch's ist3): Ut enim
in simulacro Capitolini Iovis est una species eboris, est item alia, quam Apol-
lonius artifex auxit animo, ad quam directa mentis acie speciem eboris polie-
bat . . . ■>). Freilich fehlen uns sonst alle Nachrichten über eine Statue des
capitolinischen Juppiter aus Gold und Elfenbein. Aber aus welchem Grunde
sollten wir an der Richtigkeit der Angabe des Chalcidius zweifeln? Der Tempel
war unter Sulla abgebrannt; aber noch 691 ward an seiner Wiederherstellung
gearbeitet, da Caesar am ersten Tage seiner Praetur dem Catulus die Aufsicht
über den Bau zu entreissen strebte 5). Damals musste die Nothwendigkeit vor-
handen sein, das zu Grunde gegangene Bild durch ein neues, womöglich glän-
zenderes, zu ersetzen. Dieser Aufgabe aber musste ein athenischer Künstler,
welcher das Bild der Parthenos kannte, und überhaupt, wie wir sehen werden,
im Geiste der alten attischen Kunst zu arbeiten bestrebt war, vorzugsweise
gewachsen erscheinen. Von einer Wiederbelebung der chryselephantinen Kunst
finden wir aber gerade in dieser Zeit auch sonst Spuren, so bei Pasiteles. Wir
werden daher als hinlänglich gesichert annehmen können, dass Apollonios ein
Zeitgenosse des Pompeius und Caesar war.

[In einer bei Rom ausgegrabenen und nach Volterra in das Museum Guar-
nacci versetzten Inschrift:

ATZTPArAAOZ

NEITOPOE

AnEAEYOEPOE

(C. 1. Gr. n. 6659) hat man geglaubt, den Vater des Apollonios, Nestor, wieder-
zufinden , und vielleicht darum Asstragalos für einen Künstler halten wollen,
wozu nach der Fassung der Inschrift indessen nicht hinlänglicher Grund vor-
handen ist.]

Apollonios, Sohn des Archias:

AnOAA&NIOZ APXIOY A6HNAI0Z ET70HZE

!) Vgl. Thiersch Ep. S. 113 Noten. Ich bemerke in Rücksicht auf seine Ausführung,
dass das C lunatum auf dem Torso sich nicht findet; in der Inschrift von Arce aber es
anzunehmen, ist die gedruckte, nicht facsimilirte Abschrift der Dionigi schwerlich zuver-
lässig genug. 2) S. Becker Topographie S. 677. 3) Bull. deÜ' Inst. 1847, p. 107. 4) Schon
früher bezog sie Osann im Kunstbl. 1830, S. 331 mit geringerem Grunde auf Apollonios,
des Archias Sohn. •') Becker Topogr, S. 300.
 
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