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Burger, Fritz [Editor]
Die Villen des Andrea Palladio: ein Beitrag zur Entwicklungsgeschichte der Renaissance-Architektur — Leipzig, 1909

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https://doi.org/10.11588/diglit.30359#0115

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dem gegen die Liga ziehenden Heere der Spanier und Franzosen zer-
stört. Zwei Menschenalter später wird durch Palladio eine moderne
Sommerresidenz für die Familie auf dem Boden des alten Kastells ge-
schaffen.1) Palladio gibt den Erbauer der Villa nidit an.2) Er spridit
nur von einer „fabrica del Caualier Pogliana“. Die Befangenheit in
der Gruppierung der Bauteile wie der Details — man beachte beson-
ders die Bekrönungsgesimse — läßt auf eine relativ frühe Entstehungs-
zeit sdiließen. Die Villa ist kaum später als 1560 erbaut worden. Die
Fassade trägt eine spartanische Einfachheit zur Sdhau: der Portikus be-
steht nur aus vier quadratisdien Pfeilern, die sidi in zwei konzentrisdhen
Ärkaden fortsetzen.* * * * * 8) Die Bewegung des in der Mauernische stehenden
Portikus wird folgeriditig rein tektonisdi aufgefaßt und deswegen
auch auf die Durchführung des unteren Giebelgesimses verzichtet.
Überhaupt hat diese Fassade einen etwas programmatischen Charakter,
man merkt die Äbsicht, aus der Besdhränktheit der Mittel heraus durdi
die Pointierung der Einfadiheit ein künstlerisdies Prinzip zu bilden.
Daher auch diese überraschend einfachen, derbkräftigen Fensterstiirze.
Palladio kokettiert hier mit einem konstruktiven Realismus, der be-
sonders in der Gestalt der ganz glatt gelassenen Leerbögen iiber
dem Haupteingang und iiber den Fensterstiirzen sidi bemerkbar madit.
Fiir die Form derselben ist man wohl auf die Ängabe Scamozzis ange-
wiesen, dodi scheinen die Fensterstiirze ganz für dieses Motiv ge-
sdiaffen. Später sind dann die Leerbögen durdi den Verputz verstridien
und geschlossen worden.

Für eine großzügige gärtnerisdie Äusgestaltung der Umgebung der
Villa fand idi im Burlingtonkodex zwei Entwürfe Palladios, die er-
kennen lassen, daß die Grundidee aus derÄnlage von Bagnolo heraus-
gewachsen ist. In Taf. XXXVII, 1 sdiließt sidh die sala grande mehr
an die Komposition der Villa von Bagnolo an, audi zeigt die Garten-
seite wie dort eine stark vorspringende Loggia, die in dem augen-

*) Nadi Macca beriditet Marzari, er habe in dem Palast Tornieri am Corso

in Vicenza eine aus der Villa stammende Insdirift gefunden, aus der hervorgeht,

daß die Villa auf dem Boden eines alten Kastells gestanden habe. Siehe

Barbarano, a. a. 0., VI, 179.

*) Magrini, a. a. 0., LXXII, nennt Giulio Cornaro als Erbauer.

8) Sehr verwandt die Einfahrtspforte der Villa Belriguardo bei Ferrara.
Patzak, a. a. 0., 145.

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