Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 1.1899-1900

DOI Heft:
Nr. 1
DOI Artikel:
Probst, Eugen: Ueber Burgen in der nordwestlichen Schweiz, [1]
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.31728#0012

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
4

gebaur. Die Umwalluiig folgr überall dem ^elseu, auf dem sie stehr, uud es kauu hier kaum vou
eiuer eigeurlicheu Augriffsseite gesprocheu werdeu. Der eiuzige Zugaug zur Burg liegt auf der ^lordost-
seite uud ist uur fur Fußgauger bestimmt. Der Weg zur Burg fuhrt jeyt au der Westseite hiuauf bis
zum sudöstlichcu Grabeu, durchschreitet dieseu uud geht, sich mit eiuem schlecht uuterhalteueu zweiteu
Weg vom Dorfe her verbindeud, auf eluem laugeu schmaleu öielsvorspruug des hier die sturmfreie
^lordostwaud der Burg bildeudeu Felseus empor über eiugehaueue Treppeu bis zu eiuem jeyt uicht
mehr vorhaudeuen Thorbau vou rechteckiger Gruudform^). Eiu im Iahre I8ZO wieder hergestelltes
uiederes Doppelthor durchbricht hier die l,2O m dicke Aiugmauer und mau gelangt iu eiueu kleiuen
scbmalei: vorhof, der uördlich vom schroff abfalleudeu Felsen begrenzt wird. Auf diesem Felseu soll
bei 8 und L die ^apelle bezw. die Gakristei gestaudeir habeu'^), was sehr wahrscheiulich ist, aber aus
den uoch vorhaudeueu Nkauerresteu nicht mit Sicherheit bestimmt werdeu kann, zumal dieselbeu hier uur
uoch geriug smd. Ein Mauerabsatz an der Vlordwaud laßc eine zweigeschossige Anlage vermucheu.

Zwiscben dem obeu genannteu klciueu Vorhof uud der uordwestlicheu Nkauer liegt der charakce-
ristisch augelegce ^)alas. Er wird auf drei Geiteu bis iu die Mitte des dritteu Gtockwerkes von natürlicheu
Felseu umschlosseu, wahreud die vierce Seite durch die solid aufgeführce, iu ihrem untereu Theil 1,67 m
dicke Nkauer ihreu Abschluß fiudec (Abb. 2).

Der )j)alas umfaßt eiuschließlich des Erdgeschosses vier Gtockwerke, die durch Balkendeckeu vou
eiuauder gerreunt wareu, und zwar lageu die Balkeu einerseits auf Nkauerabsatzeu der uordwestlicheu
Laugsmauer uud andererseits iu deu iru Lelseu eiugehaueueu Balkeulöcheru. Das Erdgeschoß, das bei
I5m Lauge uur Z,Z0 bis ^,ZO m Breice mißt, curhalt eine kleine sparliche Eichtöffuuug iu Form eiues
sich nacb iuuen erweiterudeu Schlitzes uud hat wahrscheiulich als Gefauguiß gedieuc. Das folgende
zweite Gtockwerk, das die Reller euthielt, zeigt zwei Schlüsselscharteu in stichbogiger Rammer, sonst aber
keiue Meffuung. Au der recbteu Rauunerwaud der südöstlicheu Gcharce ist das Dacuru 12§s- deutlich
eiugerueißelt ^"). Zwei große stichbogige Doppelfeuster ruic Seiteubaukeu im dritteu Gtock weiseu auf derr
hier gelegeueu Gaal hirr, wahreud irn vierteu Gtockwerke zwei viereckige uiedrige, uach juireir sich er-
weiternde Lenster die Nrauer durchbrechen. Alle diese Geffuuugeu, die ruit behaueneu Ralksteiuen sauber
eiugefaßt siud, liegcn iu der ^lordwestruauer des Palas; die übrigeu Seiteu eucbehrteu, weil durch deu
Fels gebildec, jeglicbeu Durchbruches.

*) Der Tborban ist auf einein von A. (yuiquerez iin Iahre ;82ö ausgeuommenen P>lan noch eingezeichnet uud wurde
der vorliegeude Grundriß durch desseu Linzeichnung ergäuzt.

(tzu i q uerez, A.: IV1onuinsnt8 cle I'anLien crscks äe VKIe. Drei Bände Mauuseript in der össentlichen Bibliotbek
zu Basel. Baud II.

'"^) Solche alteu Oaien sind an Burgruineu eine große Seltenheit heute und ich habe auch schon an der Lchtheit dieser
Zahl hier gezweifelt. Die Scbarte ist iudesseu ohue hülssmittel unzugänglich, welcher Nmstand den Zweisel an der Lchtheit vielleicht
bcseitigcn könnte.

Abb, 2.
 
Annotationen