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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 1.1899-1900

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Nr. 2
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Siegel, Gustav: Die Stadtbefestigung von Lichtenau i. Hessen
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https://doi.org/10.11588/diglit.31728#0017

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I. Iahrgang

Nr. 2.

im August 1899.

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Zeitfchrift für Burgenkunde und das ganze mittelalterliche
Befestigungswefen.

Nkgan der Zerciiligung M Lkjjaliung dcuWr Vurgcn.

Der Burgwarr erscheint monatlich einmal. — Besugspreis: 5 Mark jährlich.

Mitglieder der Vereinigung zur Erhaltung deutscher Burgen erhalren den Burgwart unenrgeltlich frei ins Haus.

Die Gradtbefestigung von Lichtenau i. Hessen.

jauerumgürret und rhurmbewehrc ermnerc noch heme die Ncehrzahl der hesstschen L^and
städcchen an langst encschwundene Zeicen, an Tage, wo jedes von ihnen noch eine
crotzige Veste, der friedliche Bürger zugleich streicbarer Rampe war. Trotzdem haben
nur wenige die Eigenheicen Lhres Bebauungsplanes und ihrer alten Befestigung so
creu bewahrc, wie das hoch oben auf der Wafserscheide zwischen Fulda und Werra
gelegene Gcadcchen Lichteicau. In unverwischter Gcharfe treten im Stadtplan noch überall die ur
sprünglichen Lluchcltnien hervor, fast ohne jede Lücke schmiegc stch bis heute die altersgraue Ring-
mauer um die Hauser und Gafsen, selbst die Wallkrone und der Grabeir stnd noch deutlich verfolgbar.
Die überaus regelmaßige Anordnung des Ganzen laßt deutlich erkennen, daß es stch bei der Gründung
von Lichtenau (1280) um eine völlig neue Anlage handelte. Gtraßennetz und Befestigungsgürtel
stnd in vollendecer weise einander angepaßt. Dem Baugrunde, einem mehr langen als breicen, im
Vlorden zum Lofsebach abfallenden Rücken, encsprechend, zeigt der außere Umriß ungefahr die Lorm
eines Rechteckes mit abgerundeten Rancen. Die Zugange liegen an den Schmalseiten, im Süden das
Gberthor, Lm ^Tlorden das Vttederthor. Beide stehen durch die sog. Mittelstraße Ln Verbindung. Bei
der Absteckung der Gtraße ist die Vorstcht gebraucht worden, ste nichc geradlinig, sondern annahernd
8-förmig zu führen, einmal, um ste dem Einblick von einer dem VUederthor gegenüberliegenden An-
höhe zu entziehen, andererseits, um bei den hier oben sehr haufigen Grürmen die Macht des Windes
zu brechen. Gleich nach dem ELncritt Ln das Thor zweigen rechcs und links je eine Geitengasse — die
„vorder " und die „Hintergasse" — von ihr ab. Beide folgen in etwa 5O m Abstand der außeren
Fluchtlinie der Gtadt. In der Vlahe des entgegengeseyten Thores creffen ste wieder mit der Mittel-
straße zusammen, mit der sie außerdem noch durch je drei „(Uuergassen" in Verbindung stehen, wahrend
nach außen ebensoviel Gaßchen nach einem Z—S- m breiten Wege am Lnneren <Zuße der RLngmauer,
dem sog. „unceren Wehrgange" führen. Dieser und damit die ganze Befestigungsanlage konncen so
von den einzelnen Gtraßen, wie von den drei Waffenplätzen im Innern der Gtadt — am Gberthor,
am Markte und in der Hincergafse — überall leicht erreicht und besetzt werden.

Die Gtadtbefestigung stellt stch in ihrem Umrisse als einfache Umwallung dar. Die ältesten
Theile stnd wohl Graben und Wall. Sie kamen zuerst zur Ausführung. Vielleicht waren ste einst
 
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