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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 1.1899-1900

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Nr. 2
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Probst, Eugen: Ueber Burgen in der nordwestlichen Schweiz, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.31728#0020

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l2

eine Listerne oder Brunncnschacht eingehcruen, ein nicht gerade häufiges Vorkoninrniß bei Bcrgfrieden;
die Meffnung ist nrit Schutt ausgefüllt und jeyt nicht nrehr sichtbar, indenr vor einigen Iahren der
Eigentßümer einen kleinen pavillon darüber baute.

Auf der Güdwestseice der Burg lag der von N rauern unrgebene Garten, rvahrend die Stallungen
und Gekononriegebaude ziemlich rief uncerhalb der Burg und des Grabens O am Abhang gelegen haben.
l?on letzteren sind kaum noch Mauerreste rvahrzunehmen.

Ein sehr sorgfaltig von A. (Huiquerez gefercigtes Nrodell der Burg „wie sie früher ausgesehen
har", steht in dem obengenannten s)avillon; nur ist, was die erganzten Theile anbecrifft, der Phanrasie
ein zu weirer Spielraum gelaffen, denn alte Abbildungen der Burg sind meines Missens nicht vorhanden
und es beruht die hier versuchre Xeconstruction der Bedachung und des weireren Ausbaues lediglich auf
Dermurhungen. Die Burg gehorce den Grafen von Gogren und wurde im Anfang des l<5. Iahr-
hunderrs zerstörr. Geither liegr sie in A.uinen.

Eine kleine abcr keineswegs uninteressante Burg isr Xeichenstein, zwei Stunden von Basel.
Schon ihre Grundform har etwas Auffalliges (Abb. l). Auf einem bewaldeten, nach Westen steil
abfallenden Bergrücken zwischen N7ünchenstein und Arlesheim gelegen, bieter die Burg ein Beispiel
jener überaus festen Wohnrhürme, wie sie in der nordwestlichen Gchweiz haufig vorkommen" ). Die nur
aus dem Wohnthurm und eincm kleinen )?orbau bestehende Burg ist ringsum auf Felsen gebaur.
^amentlich ersterer, der zwci Drittel des Ln seiner nördlich südlichen Langsrichtung stufenartig auf-
steigenden Lelsens einnimmr, scheint uneinnehmbar und macht besonders von der Gstseice gesehen einen
iinposanten ELndrnck (Abb. 2). Auf seiner )OordseLte wird der Lelskopf, auf dem die Burg liegt, durch
einen theils natürlicben, theils künstlicben Graben vom ubrigen Felsgebilde gerrennr.

Der Thurm isr einschließlich des Erdgeschosscs fünf Gtockwerkc hoch, die durch Balkendecken
von einander getrennc waren, und zwar lagen die Balken der oberen Geschosse auf Ncauerabsatzen der
nach aufwarcs dünner wcrdenden Umfassungsmauer, wahrend sie vom Erdgeschoß zum zweiten Gtock
in die Mauer eingelassen waren. Das unrerste Geschoß boc übrigcns bedeucend weniger Raum als die
anderen Grockwerke, indem der narürliche Lelsen besonders nach einer Geite so hoch Ln dasselbe hinein-
ragt, daß er abgeplattet als Boden der zweiren Etage dienen konnre. Der stichbogige Eingang liegc
im Erdgeschoß 4-m über dem jetzigen außeren Boden, der früher bedeutend tiefer gelegen hac. Ein
Derließ ist nicht vorhanden, was übrigens bei diesen Wohttthürmen nichts Außergewöhnliches ist. Der-
wandre )lnlagen wie die bcreirs genanncen, ^)feffingen, Angenstein, ^omburg, Thierstein rc., besitzen
ebenfalls keine solchen finsteren Gefangnisse, wie sie den ineistcn Bergfrieden eigen sind. Es scheinc,
daß man die Gefangenen einfach in einen Theil des gewöhnlich gar nicht oder sehr sparlich beleuchteren
Erdgeschosses oder aber in eincm Thurm unrergebracbt har.

Die Fenster zeigen, init Ausnahme eines romanischen, auf der Mstseite im zweiten Grock gelegenen,
durchweg viereckige und stichbogige Formen, die jeglichen arcbitektonLschen Gchmuckes enrbehren.

Am südlichen Ende des Wohnthurines ist auf dem hier zur höchsten Erhebung aufsteigenden
Felsen ein kleiner runder Thurm angebaur, dessen innerer Boden in der ^öhe der Mitte vom dritten

Srockwerk des Mohn-
thurmes liegt. Daß dieser
Bau, wie vielfach an-
genommen wird, ein
Treppenthurm, ahnlich
wie bei Angenstein, ge-
wesen sei, ist ausge-
schlossen, denn erstens
einmal müßte eine Ein

siierher gehören Gilgen-
derg bei Meltingen, Pfeffin-
gen nnd Angenstein, ; bezw.

Stnnde füdlich Reichenftein,
siomburg am nnteren banen-
ftein, Rothberg bei Metzerlen,
Thierstein :e.

Abb. i.


 
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