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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 1.1899-1900

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Nr. 3
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Ebhardt, Bodo: Forschungen und Ausgrabungen auf der fränkischen Salzburg bei Neustadt a.d. Saale 1899
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https://doi.org/10.11588/diglit.31728#0027

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Raumes durchdrc>chen. d?c>m zrveiten Raum geht eine schmale, niedrige
Thür in den dricren lüfdrmigen Gchacht, dessen vier Unrfafsungsrvande
keine Meffnungen zergeir, nur etrva Z m uber denr kNauerfusz ist cin
klcines Loch gegen das Innere der Burg vorhanden. Die sammtlicbcn
drei Thür und Bogenöffnirttgen zeigen keinen Anschlag, auü) sonsr
habe ich keine Gpuren von Verscblußvorrichtungen fesrstellen konnen,
außer einer alten scbrvachen Thürangel, die inr Gchutt gefunden rvurde,
aber von oben herabgervorfen sein kann.

Ein geheirner Ausgang, rvie obige drei Schriftsteller annehrnen,
sind die drer Gcbachte daher rvohl rricht gervesen, dazu hätte eirrer
genügt, ebensorvenig rvar der zrveice eirr Derließ, derrrr urrterr rvar er
gegen den Ausgang offerr; das Garrze ist vielleicht als ein „Dansker",
eirre Abortanlage, anzuseherr. Dafür rvürde eirr rrocb erhaltener Aborc,
der irr den außersterr Schacht führt, sprecherr.

Die Lorm des Baurverkes zeigerr Abbildurrgerr 2 urrd Z (Schnitt
urrd Grundriß). Auffallerrd ist, daß der slfeiler 6 garrz frei vor der
Abb. Ausgegrabene vase. Hauptwand steht, also Neuer ist.

Gefunden rvurden bei derr Ausgraburrgerr in diesem Thurrrr unzahlige Rrrochen vorr ^ferden,
Xirrdvieh, Ebern, Hamrrreln und kleinerem Vieh oder Wild, viele schrvarze Thorrscherben vorr runderr
^aserr oder Arügen rnit ßacherr R.ingen. Eine thcilrveise erhalcerre Dase giebt Abbildung eirr schorrer
romanischer Rleeblatttbürsturz fand sich unter derr zahlreichen urrterr liegenderr Barrsteirren. Arr anderer
Gtelle desselben Baues karrr noch nachtraglrcb eine gebogerre Rlirrge vou 50 cm Lange und Z cm
Äreite zurn X?orschein. Anr Mai mußcen die Ausgrabungerr eine Zeit larrg eirrgestellt rverderr, rveil der
Gestarrk irrr Thurnr unerträglich rvurde. Ienc isr arrscheinerrd irr allen drei Aäunrerr der gervacbsene
Boden freigelegc.

Eine 2X.eihe für den Gesammtbau rvicbtiger Leststellurrgen rvurden inr ^laufe der llncer-
sttchurrgen genracht. Urrcer Anderenr dürfce dcr Berveis zu erbrirrgerr seirr, daß die jeyc steherrderr
bVohrrthürrrre des XII. Iahrhundertö auf eirre viel ältere hohe, zjnnengekrorrtc Mauer arrfgcsetzt sind,
die den garrzerr Bering einfaßte, ferrrer daß die innersten Gebäude der Z.XX^.-Gpltze nicht Lnr XVI. Iahr
hunderc erbairt sirrd, sonderrr daß danrals rrur unter Benutzung wescntlicher Theile ronraniscb gothischer
Zeic eirr geringfügiger Unrbau stattfand.

Der Eigenrhümer der Burg, Theodor Freiherr zu
Guttenberg, erblicher ^eichsrath der ^rone Bayern, hat
auf Anregung verschiedener Freurrde der Sache eirre allrrräh-
liche weirere Erforschung, Lreilegung urrd sorgfältigere Er-
haltung der Ruinen und theilweise Wiederherstellung der
rroch gedeckcen Baurerr beschlossen. Inr Laufe der Arbeiten
wird sich zu weiteren Mirtheilurrgen Derarrlassung geberr,
jedenfalls verdient die Burg das offerrtliche Interesse als
eirres der ältesten Zeugrrisse der rrjchrklrchljchen Baukurrst
Deutschlarrds irr höchstenr Maße.

DLe sieben erhalcenen Thürnre, die gewaltigerr Xing-
nrauern und der etwa 80 m tiefe rroch völlig benutzbare
Brunnen werden jedenr Besucher Achturrg abnöthjgen vor
der Tüchcigkeit der Bauleuce aus denr Anfang urrseres Iahr-
causends. Ieden Architekten werderr die künstlerischen Reste
entzücken, jeden Vlacurfreund wird die reizende Aussicht auf
das liebliche Gaalethal urrd die ferrren Rhönberge die kleirre
N7ühe des bequemen Aufstieges lohnen.

Grunewald-Berlin.

Bado Lbbardt, Architekt.

Abb. 5. Burg Salzburg: Die sagenannte „Mmize".
 
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