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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Editor]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 1.1899-1900

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Nr. 6
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Schmitt, Johann Christoph: Die Osterburg bei Bischofsheim vor der Rhön, [3]
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https://doi.org/10.11588/diglit.31728#0051

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em.


geiuruere Zeitbestimmuug dietet, so muß ecwus weiter uusgeholt werdeu, um die gestellte <^rage möglichst
vollstaudig beautworteu zu köuueu.

Zuuächst dürfteu die gewaltigeu Halsgräben Lin Osteu und Westeu uud die ungemörtelte Mauer
im r^ordosteu der prähistorischeu Zeit zuzuerkennen sein. Die scheinbare Mauer Lst wohl eiu Ueberrest
eiues Steiuwalles, vou dem sich auch au audereu Gtelleu der Burg noch einige Gpuren findeu. Volle
Rlarheic könneu erst die weicereu Grabuugeu bringen.

Um 500 uahmeu die Frauken die vorher von den Alemaunen Luuegehabteu Länder uördlich
uud südlich vom Maiu Lu Besitz, 5Zl auch die austoßeudeu thüriugischen Gebiete. Das Grabfeld
blieb uumittelbares köuigliches Eigenthum. DLes zeigeu das Rloster Lulda, das 75s- vou dem heiligeu
Bouifaz auf köuiglichem Grund uud Boden errichtet wurde, die Rirche uud Pfarrei vou Röuigs
hofeu, welche VZ-l vou Rarlmauu dem ueu gegründeteu Bisthum Würzburg geschenkt wurde, die Pfalz
Rarls des Großen bei r7eustadt a. d. G., die mehrmals Ln Urkunden erwähnc wird, und der ganze
Galzgau (paZu8 83lt2Zovvi), der mit der Galzburg (ca^tellum), dem Hofe Galz (curti8 83lee) und alleu
Orrschafteu (villae) uud uuermeßlicheu Wälderu (8ilv3e jnnumeräbile^) im Iahre vou dem Raiser
Ocro III. der Würzburger Rirche übergebeu wurde. Zur Ueberwachung des Grabfeldgaues uud ius-
besoudere des wildreicheu Salzforstes setzteu die Uieroviuger uud die Raroliuger ihre Grafeu
ELuer dieser Äeamteu saß auf der Osterburg. Diese darf allem Anscheiu nach auf eiu höheres
Alter zurückblickeu als die Salzburg bei ITleustadt a. d. G. uud die Rarlsburg bei Rarlstadt a.Ue.,
die beide vou Rarl Ukartell gegründec seiu sollcu. Wcuigsteus zeigt die gemörtelte Basaltmauer
auf der ViordseLte der Osterburg eiue Beschaffeuheit, wie sie uucer deu augeblicheu Vauwerkeu
aus der meroviugischcu uud karoliugischeu Zeit weder die Galzburg uoch die Rarlsburg auf
zuweiseu har, sonderu wie sie uur au deu Resteu der Pfalz Rarls des Großeu zu Iugel-
hcim a. Rh. sichtbar ist, Resteu, deueu mau theilweise uoch älteren, sogar römischeu Ursprung
zuerkeuut. Auch der ^lame „Osterburg", der im Zusammenhalt mit ähulicheu lIaiuen uud Lu
Rücksicht auf die starke prähistorische Befestiguug uur östliche Burg bedeuten, aber uicht auf
die Göttin Ostara bezogeu werdeu kauu, weist auf eiu hohcs )llter und häugc wahrscheiulich
mir der Besetzuug dcs ^audes durch die <ftankcu zusammeu. Dazu kommeu die schou erwähureu
Rlciufuude. So härre auch hier die Gage rcchr, welche meldet, daß auf dem Osterberg eiu
Gchloß gestandeu sei, von dem aus die Raroliugcr Lhre Iagdeu im Salzforst unteruahmeu.

Durch deu Ucbcrgaug des Salzgaues aus kaiserlichem Besitz iu fürstbischöflich würz-
burgisches Eigcuthum begauu für die Osterburg, dereu Bedeuruug vor der Galzburg zurück-
gerrcten war, wicder eiue wichtigere Zeir. Der Galzforst greuzre im ^Iordwestcu au das Gebiet
der Abtei ^ulda. Was war da uacürlichcr, als daß der Bischof vou Würzburg, der uicht selteu
mic seiuem gcistlichen Brudcr vou Fulda uneius wurde uud sich tüchtig mit Lhm abrauftc, das
werchvolle Gescheuk des Raisers gcgeu alle Gelüste seiues streitjüchtigen ^Iachbars sicher stellte, iudem er
das karoliugische Iagdschloß iu eiue starke Greuzburg umwaudelte? Diese kriegerische Bestimmung bekuudeu
dic Ruiuen, die auf eiue mächtige romauische Burg aus dem l l. uud l2. Iahrhuudert hinzeigen; Lns
besoudere dürfce der palas mic seiueu Ziersteiueu deiu letztcreu zuzuweiseu seiu. Als Beleg für diese Be-
haupcung diene eiu Dergleich uiit Niüuzeuberg iu Oberhefseu. Diese Burg, welche uachweislich zwischeu
l löö und ll7s- angelegt ist, zeigt drei Bauperiodeu, eiue romauische, eine früh- uud eine spätgothische.
Das Bauiuacerial ist Basalt uud Saudstein. Adamy sagt iu „Runstdeukmäler im Großherzogthum Hefseu"
u. A. also: „DLe ältesteu Bauren der Burg, die der ersteu Bauzeit (der romanischen) eutstammen, habeu
uns iu deu Ruiueu des palasbaues ein köstliches Gtück deutsch-romanischer Baukuust hiuterlafseu,
welches uus deuclicher als alle gleichzeitigeu Geuofseu die hochfühleude, ritterliche uud kuustsiuuige Zeit der
Hoheustaufeu zum Bewußtseiu erweckt. Was Geluhauseu, Geligeustadt, Wimpfeu mit deu Resteu ihrer
hoheustaufischen Gchlöfser uur ahueu lassen, das hat sich hier zum größten Theil iu Gteiu erhalteu,
nicht bloß ruiueuhaft, souderu auck iu deu Formen uoch schöu; dazu ist es fürstlich reich und zum
Theil groß uud gewaltig." Was hier Adamy vou der Münzenburg sagt, das gilt auch vou der Oster
burg, uur daß vou dieser leider nicht so viel erhalteu ist. Der Grundriß der Müuzeuburg zeigt die
größce Aehnlichkeit mit dem der Osterburg, hier wie dort eine unregelmäßige Ellipse vou Ost uach
West, hier wie dort je ein starker Thurm au deu beideu schmalen Eudeu, hier wie dort der palas au
der südlichen uud eiu zweiter Wohnbau au der uördlicheu Eangseite, HLer wie dort eiu Thordurchgaug

55

Abb. v Grundriß der Ofterburg.^)

') Ilngemörtelte Lasaltmauer.
L Gemörtelte Baialtmauer.

uucer dem Palas, hier wie dorc ein Gitz von Gauerben. Neüuzeuberg hat durch Au und Einbauten
währeud der gothischeu Zeit eiu sehr verändertes Ausseheu bekommen, wie fast alle romanischeu Burgen
uud uameutlich die «^»alzburg, bei der sogar das Gochische überwiegt; die Osterburg aber zeigt uus das
reiue Bild eiuer romanischeu Burg aus der besten Zeit dieser Pcriode. Darum ist es um so bedauerlicher,
daß im k?ergleich zur slkünzeuburg so wenig vou der Osterburg geretcec ist. Deu großarcigen Palas
der Osterburg bauce eiu Bischof vou Wurzburg, vielleicht der prachtliebeude Herold, der von IIö5 bis
1172 auf dem Gtuhle des heiligeu Burkard saß, als Wohuung für sich uud seiue höhereu Beamteu.
Er jtattete ihu wohl auch mit eiuer Rapelle aus, vou der mehrere Reste vou geiualcem farbigeu
Dafelglas herzurühreu scheinen. Dem Dieustmanu, der die Burg bei Abweseuheic des Herru zu ver-
walceu hatte, dieuce zur Wohnung der Vlordbau, der wegen der iu und bei ihm gemachteu Funde
als Gesiudebau oder Duruitz auzuseheu ist. I2ou einer Remeuace kauu mau bei einem geistlichen Herru
uichc redeu, weuu er auch im 12. Iahrhuudert gelebt hat. Die »Iachfolger des Erbauers gabeu auch
dcu Palas gauz oder theilweise slsiuisterialeu zu ^eheu, wodurch zwei oder mehrere Höfe (LuriLe), wie
auf der Galzburg, entstanden, vou deueu eiueu 12Z1 Bocho vou Ebersteiu als Burgleheu erhielc

sILcht lauge jedoch staud die Burg mehr, sonderu sie fiel um die Nsittc des 1Z. Iahrhuuderts
eiuer Racastrophe zum Opfer, die, wie es scheint, uicht durch feiudliche Eroberuug hervorgerufeu
wurde. DLe gewaltsame ELuuahme einer Burg im Ncittelalter, uameuclich zur Zeit des ärgfteu
<^austrechtes, „der kaiserlosen, schrecklicheu Zeit", iu die das k?erschwiudeu der Osterburg aus
der Geschichte fällt, läßt sich ohue Zerstöruug durch Ausbreuueu uichr deukeu uud verräth
sich auch durch audere Gpureu. Auf der Osterburg wurdeu bis jetzt vou Rohleu nur geriuge
Gpureu au deu schou erwähuteu Feuerstellen des Palas uud iu größerer Uceuge im Gchutt auf
uud uebeu dem westlicheu Thurme gefuudeu; die soustigeu Zeugeu, welche gewaltsame Eiuuahme
darthuu köuuteu, fehleu bis jetzt gauz. Weuu Fries dreihuudert Iahre uach dcm Uutergauge
der Osterburg iu seiuer hoheu Registratur die Ostcrburg „eiu zerbrochcu schloß" ueuut, so Lst
das Brecheu durch den Leiud nicht die uothweudige Doraussetzuug, da das äußere Ausseheu
der Ruiue deu bischöflicheu Gecretär, der uicht mic Hacke uud Gchaufel hautirce, auf die
geäußerte Meiuuug briugen mußte. Zur Zeit spricht die größere Wahrscheiulichkeir dafür,
daß die Osterburg bereits im 1Z. Iahrhuudert baufällig wurde uud eiue Feuersbruust, vielleicht
durch Blitzschlag hervorgerufeu, die Zerstöruug volleudete. Auf Restauratiou deuten, wie
schou obeu erwähut wurde, mehrere wie ueu ausseheude Oruameutsteine; währcud derselben
scheiut die Aeuersbruust gewüthet zu habeu. Die Rohleu beim Westthurm siud meist vou
ELcheuholz, wohl vom Gebälk. Für die Feuersbruust zeugt auch der Kmdorc der meisteu
Pfeilspitzeu, Ncesser, Schnallen, Gchlüssel u.s.w., uämlich der Gaug Lmpalas, der zum südlicheu
Thor mit der Treppe führt. Durch deuselbeu suchten die Bewohuer Lhre Habseligkeicen vielleicht
Lu das große Gewölbe zu retten, wobei Lu der ELle Mauches verloreu giug. DLc uuruhigeu Zeiteu des
Faustrechts, uameutlich Lu der vou Raubritteru schwer bedräugteu Buchouia, veraulaßteu die Würzburger
Herreu, Lhre verfalleue, verbrauute uud wasserarme Grenzfeste Osterburg, dereu Wiederaufbau lauge Zeit
uud große Rosteu beauspruchte, aufzugeben und eileuds uumittelbar au der Gtraße vou Fulda uach Neu-
stadt hart ueben dem Breudfiüßcheu aus deu Gteiueu der Osterburg eiu Gchloß (L38trum) zu bauen. Es
war um 125O; denu 12Z1 erhält noch ein Ebersteiuer eineu Hof auf der Osterburg uud 1270 fiüchteu sich
die Raubritter der Buchouia, uuter ihueu die mit eiuauder blutöverwaudreu Ebersteiuer, Ebersberger,
Gteiuauer u. A., vor dem gegen sie zieheudeu Abt Berrho vou ^ulda uichr auf die eiuem Lhres
Geschlechtes theilweise gehörige Osterburg, sondern iu das Gchloß BLschofsheim und erliegeu dorr
ihrem Derfolger. Es Lst daher wohl uicht darau zu zweifelu, daß damals die Osterburg bereics eiue
Ruine war uud Botho vou Ebersteiu Lu dem uicht lauge vorher crbaureu Bischofsheimcr Gchlosse
hauste, zumal da dieses Gchloß uebst dem Städtcheu erst 12ö2 urkuudlich bezeugt Lst. Non dem alteu
Bischofsheimer Gchlosse ist uur iu deu beideu untereu Geschosseu des jetzigeu Gtadt oder Zeutthurmes
eiu Rest erhalten. Au diesen beweiseu die eigeuthümliche Bauart und Zierstücke, die ohue Zweifel vou
der Osterburg stammeu, die Eutstehuug im 1Z. Iahrhuudert. Das altc Gchloß wurde baufällig und
um löOO vou Fürstbischof Iulius Echter vou Mespelbrunu durch eiu ueues Gchloß (jetziges Amts-
gericht), die Pfarrkirche und eiu Amcshaus (jetziges Forstamt) ersetzt uud dem Gtadtthurm seiue jetzige
Gestalt gegebeu; das Pfarrhaus („Lu der Remenate") uud das Gefauguiß, beide zwischeu pfarrkirche
 
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