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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 1.1899-1900

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Nr. 6
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Burgenschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.31728#0053

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L?eidelberg.

Am Heidelbergeu Schlosse ift die Fa?ade des Friedrichs-
baues nach der Hofseire nunmchr völlig reftaurirr. Die
alren Sratuen sind durch neue aus werrerfestem Sreine
crseyt, die wappen wiederhergeftellr. Die Nordfa?ade
wird demnächst auch ferrig sein. Das Innere des Baues
wird für ftädrische Sammlungen hergerichret.

Haiserswerth. (S. 2lbb. 2, nach Mcrian. Eine Abbildung
des jcyigen Zustandes folgt in nächster Nummer.)

Durch zablreiche Zeirungen ist das Gerüchr gegangen,
der preußische Sraar habe Mark bewilligr zur

wiederherstellung der alren Raiserpfalz zu Laiserswerth.
Das ist cin Irrrhum, der daher rührt, daß im Laufe
dcs Sommers in Inrerejsenrenkreisen Erörrerungen über
die wiederherstellungspläne des verstorbenen Baurarhs
Eieberr starrgefunden haben, dercn Verwirklichung diese
große Summe in Anspruch gcnommen haben würde. Da-
gcgen haben provinz und umliegcnde Srädre, Düjseldorf
Brefeld (löM), Uerdingungen und 'Raiserswerrh
inr Ganzcn Mark bewilligr, um die Lage und Be-
schajsenheir der Mauerreste unter der Erdoberfläche zu
unrersuchen, Umfang und Grundriß des Bauwcrks fest-
zulegen u. s. w. Don den Ergebnijsen dieser Unrer-
suchung, die der provinzialconservator prof. Ui-. Llemen
Ende Ocrober begonnen hat, wird abhängcn, was man
über die Instandseyung der 2ruine beschließen wird. —
Die Ausdehnung der gewalrigen, zerftörren Bar-

baroffaburg war nichr nur vom Rhein aus landeinwärrs,
sondern auch dem Rhein entlang nach lTkorden und
Süden bedeurend größer, als es die jeyr noch stehenden
2vuinen erkennen lajsen. Ueberraschend war die Auf-
flndung eines ausgezeichner erhalrcnen, geräumigen Reller-
gewölbes, welches sich im nördlichen Dheile des erhalrenen
Äauwerks beflnder. Der Reller, welcher S,SO m lang,
4,50 m breir, Z,5S m und dejsen Donnengewölbe sehr sorg-
fältig aus Baeksteinen hergestellr ist, ist augenscheinlich in
einen früheren, ehemals gegen den Rhein hin geöjsneren
und spärer auf der 2Iheinseire zugemauerten 2raum hincin-
gebaur. dem Reller, nahe seinem Eingang, fand man
eine große Menge Scherben und etwa 2S großentheils
noch wohlerhalrene hellgraue und braune Thonkrüge des
12. oder 13. Iahrhunderts. Ihre Form ist zum Tcheil
vernnglückr und im Innern sehen sie wie neu und un-
gebraucht aus; man wird sie daher eher für den Aus-
schuß eines Töpfereiberriebes als für dcn Hausrarh der
Burg halren müjsen. wie sie in den Reller kamen, ist
zur Zeir noch unaufgeklärr. An einer anderen Srelle, im
südlichen Theil der 2vuine, wo eine riefer liegende Thür
gegenwärtig ausgegraben wird, fanden sich auch Refte
von sog. 'Rölner Barrmännern; auch Sreinkugeln, Ofen-
kachelreste u. dergl. wurden gefunden. Nördlich von der
erhalrenen Ruine wurde zunächft die Breire eines ehe-
mals mir einem Bogen überwölbren Durchlajses für die
Rheinschijse festgestellr. Sie berrägt 5F()m. Daran stößt
ein quadrarischer Thurm von 4,50 m lichrer weire und
3 m Mauerftärke. weirere Versuchsgruben haben dann
noch schwere, zum Dheil offenbar verschiedenen Bau-
perioden angehörige Mauern aufgedeckt, die aber noch
dcr weireren Unrersuchung bedürfen. Auch zwei aus
Backstein gemauerre runde Listernen von 0,95 m bezw.
1 19 m lichrer weite kamen zum Vorschein.

rNvlau (Agr. Sachsen).

In dem alten Raiserschloß zu Mylau will der dorrige
Schloßbauverein das sogenannre Meyschzimmer prachr-
voll herrichten lassen. Die Rosten sollen 2 bis 3000 Mark
betragen.

Sargans (St. Gallen).

Die Burg Sargans (siehe Nr. 5 des „Burgwarts")
soll, wie süddeutsche Blätter melden, stilgerecht wieder-
hergestellt werden. Für die Roften wird theils die
Schweizerische Gesellschafr für Erhalrung von historischen
Runstdenkmälern aufkommen, theils haben private, z. B.
Lanronsrath Simon in Ragaz, Beisteuern in 2lussichr

Bejrlzwechsel.

^bnrg (westfalen).

wie uns mirgerheilt wird, schweben Verhandlungen,
ob die provinz westfalen odcr der preußische Sraat die
Ruinen der Iburg zwecks Freilegung und Erhalrung
übernchmen soll.

(Yuedlinbnrg.

Der Fiscus har das Schloß zu Ouedlinburg gegen
Zahlung von 5000 Mark und die Uebernahme der Er-
halrungspflichr zum Rauf angeboren. Bisher hatte der
Fiscus jährlich 1200 Mark für vorkommende 2ieparaturen
ausgeseyr, was bei der Größe der Baulichkeiten gänzlich
unzureichend ist. Da nun größere Repararuren in Aus-
sicht stehen, scheint es, daß er sich der ferneren Erhalrungs-
pflichr enrziehen möchre.

Ausgrabungen und Lunde.

Dolberg b. Lsanrnr (westfalen).

Nachdem bereirs im vorigen Iahre die Alterthums-
commission des „Dereins für Geschichre und 2llrerrhunrs-
kunde zu München" auf dem H ü nenknapp bei Dolberg
Ausgrabungen veranstaltet har, die zu der Vermurhung
führten, daß hier einst eine altsächsische Herrenburg ge-
standen habe, ist diese Vermuthung durch neuerliche Aus-
grabungen des Herrn vr. Ritrerling (wiesbaden) als
richrig beftärigt worden. Man kann sich darnach cine
ziemlich deurliche Dorstellung von der Anlage eines
Herrcnhofes zur Zeir Rarls des Großen etwa machen.
Der Hof ist eingeschlossen von einem 2 m hohen und 150 m
langen Erdwall und einem davor liegenden Graben. Nur
ein etwa 10 m breirer Eingang führt von Osten her in
die Hofanlage hinein. Diesem Eingange gegenüber liegen
an der äußersten Grenze des eingewallren Geländes die
erwa 2 m rief in den Boden cingegrabenen wohnungen.
Die eine hat eine Ausdehnung von 4 m im Gevierr; da-
neben befinder sich ein Raum von 3,5 m Länge und 2,2 m
Breire, der als Rüche gedienr zu haben scheinr, worauf
der in der Mirre gelegene Feuerrraum und die vor-
gefundenen Ueberreste hindeuren. Eine zweite, nahe dabei
gelegene wohnung ift 5,5 m lang und 2 m breir. Diese
Räume waren sämmrlich mit einer dunklen, festen Erd-
masse angefüllt, in der sich zahlreiche Reste von Holz-
kohlen und Lulturgegenständen fanden; besonders zahl-
reich waren Scherben von Thsngeschirren, die etwa dem
9. oder S. Iahrhundert zuzuschreiben sind. Ferner wurden
gefunden eine eiserne Schcere, fünf Messer, zwei kleine
 
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