Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 1.1899-1900

DOI Heft:
Nr. 8
DOI Artikel:
Burgenschau
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.31728#0070

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Großherzogs von Sachsen-Weimar herausgegeben wird,
von der Veste Loburg Eigenaufnahmen des Herrn Archi-
rekten Bodo Ebhardr, die dieser bei seinen eingehenden
Studien an Ort und Stelle gemacht hat.

ASV

2lm24.Ianuard.I.hielt imArchitekten- undIngenieur-
vercin zu Riel Herr 2regierungsbaumeister Rarl Michaelis
vor einer zahlreichen Zuhörerschaft einen Vortrag über
„Deutsche Burgcn". Vtachdem der Vortragende auf den
malerischen Reiz unserer Ruinen bingewiesen und beklagt
hatte, daß nur zu oft geringes Verstandniß zum Verfall
oder zu unkünstlerischer Vviederherstellung der Burgen
führe, wandte er sich gcgen die Herleirung des mittel-
alterlichen Befestigungsbaues von den 2lömerbauten, da
nach dem Ergebniß neuercr Forschungen, insbesondere
Pipers, dicser Ursprung als allgemeingültig für deurschen
Lurgenbau nicht mehr anzusehen sei. Vor Allem spreche
der von der Bodengestalrung durchaus abhängige Aufbau
unserer Burgen hiergegen. Die von Elsenwein schema-
tisch für alle Burgen beanspruchre 2Uickführung auf die
„Mora" könne wohl nur für einigc wajserburgen Gel-
rung haben. vermuthlich wird sich der Burgenbau durch-
weg aus den örtlichen Ueberlieferungen naturgemäß ent-
wickelt haben. während z. B. in den Alpenrhälern die
römische Befestigungsweisc ihren Einfluß auch noch in
späterer Zeit geltend gemacht haben mag, dürfren in
Gegenden, Fn welche die Römer gar nicht oder doch —
ohne auf längere Zcit Fuß fajsen zu können — gcdrungen
sind, die ursprünglichen Vertheidigungsvorkehrungen der
Bewohner das Urbild der späteren Burg darstellen.
Redner erläuterte sodann ausführlich an großen Rohle-
zeichnungen die einzelnen Burgenrheile und zeigte, wie
aus den Angriffsmitteln und der Gebäudeart die ver-
schiedcnen Vertheidigungseinrichtungen sich nothwendig
ergaben. Die Entwickelung der mittelalterlichen Be-
waffnung wurde hierbei kurz gestreifr. Auf den wohnhaus-
bau und die wirthschafrsanlagen übergehend, kenn-
zeichnete der vorrragende die Mannigfaltigkeit ihrer
stets den besonderen Verhältnilsen angepaßren Gestalrung.
Locale Eigenthümlichkeiten: die Größe und Form des

Bauplayes, die Lage zur Angriffsrichtung des Gegners,
die verfügbarcn Baustoffe sowie die Baugewohnheit dcr
Gegend und die Erfahrungen und wünsche dcr Bau-
herren haben zu dcn verschiedensten Lösungen geführr.
viel künstlerisch werthvolles sei mit den Äurgruincn
auf uns gckommen, und es sei mit Freuden zu begrüßcn,
daß im vergangenen Iahre die alle Burgenkenner und
Burgenfreunde zusammenschließende vereinigung zur
Erhaltung deutscher Burgen sich gebildet habc. V7ach-
dem an Stelle des Laienstudiums auf dem Gebiete dcs
Burgenbaues in neuerer Zeit die Forschung technisch und
künstlerisch geschulter Männer gcrreten sei, könnc man
der Hoffnung Raum gcben, daß dic Renntniß des Burgen-
baues sich immer mehr vertiefe und in die wcitcsten
Rreise der Bevölkerung dringe. — lNit der Vorführung
zahlreichcr Lichtbilder, die zum größeren Theile von Herrn
Architekt Bodo Ebhardr zur Verfügung gestellt waren,
schloß der mir lcbhafrem Beifall aufgenommene vorrrag.

Briefkaften.^)

2lntwort auf die 2lnfrage in 22o. 7 des Burg-
warts. Ganerbschaften bestanden im 13. Iahrhundert
an der Mosel und auf dcm Hunsrück. Schloß Ely war
eine Ganerbschaft, für welche 1323 der Burgfrieden ge-
schlossen wurde. 1242 bestand auf dem Schlolse waldeck
eine Ganerbschaft. Ganerben waren damals die Ritter
Heribert und Udo von waldeck, die Ahnherren der heute
noch blühenden Familie Boos von waldeck. während
Schloß Ely sich bis auf die heutige Zeit vollständig cr-
halten hat und eine der interessantesten deutschen Burgen
ist, sind von waldeck nur mehr dic Ruinen vorhanden.

?keil.

Etwas Littercrtur zum Ganerbenwesen: Henslcr,
Institutionen des deutschen privatrechres l, 22S ff;
Gierke, Otts, Das deutsche Genossenschaftsrecht 1. Bd.,
p3§. 423 ff; L. wixxerinann, Ganerbschafr 1S73.

Für Anfragen und Antwortcn aus dem Leserkreise übcr-
mmmt die Schristleitung keine verantwortung.

0>>O Mttheilungen des Arbeirsausschusses. (7XO

Der am 20. Iamrar veranstalrete vortrag im großen Gaale der Rriegsakademie war von
etwa 25O Personen besucht.

Der nachste vorcrag mit Lichtbildern der vereinigung zur Erhalmng deutscher Burgen
findec statt arn 2. Marz 19OO im Hörsaal des Museums für Dölkerkunde, Abends 7 Uhr, Berlin,
Röniggratzer Straße 12O, und zwar über:

„Die Entwicklung der deutschen Burgen und ihre Bedeumng

für die Gefcchichte".

Rarcen zum 2. Marz sind zu haben bei Herrn Hofmarschall Freißerrn von Buddenbrock,
Berlin U)., Schadow-Gtraße 8. Einfüßrung von Gasten gestattet.

Der Arbeitsausschuß bittet wiederßolt, dieses Blatt zum Werben neuer Mitglieder zu benutzen,
Lreiepemplare stehen dazu zur verfügung.

Druck: hermann Fe^l S- Lo., Berlin 8>V., Friedrichstr. ,6.
 
Annotationen