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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Editor]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 1.1899-1900

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Nr. 8
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Burgenschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.31728#0078

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72

Ncichendach i. Hessen.

Die im Spätherbste v. Is. zur vorläufigen Sicherung
der Ruine Reichenbach begonnenen Arbeiren (s. a. V7r. 7
des ,,Burgwarts") konnten vor Eintritt des Frost-
wctters noch soweit gefördert werden, daß wenigstens
die drohendste Gefahr zunächst als beseitigr gelten
kann. Erfreulicherweisc haben sich im Verlauf der
ausgeführren Arbeiten bereits werthvolle Aufschlüjse
über die einstige Anlage der Burg ergeben. Schon
beim wegräumen des Schuttes am Fuße des längst
seiner Hausteinbekleidung beraubten Bergfrieds wurden
Reste des «Nuadermauerwerks bloßgelegt, an der Nordost-
scite des Thurmes bis zur Höhe der Sockelschräge,
im Südosten dagegen fünf Lagen weniger hoch, während
im wcsten der blanke Felsgrund zu Tage trat. Die
Muadern hatten eine Höhe von ZZ om und waren zum
Dheil glatt bearbeitet, zum Theil mit Randschlag und
schwacher Buckelung verschen. Die Ergänzung des
Sockels konnte daher genau nach den alten Abmejsungen
erfolgen. Ebenso war dadurch der nöthige Anhalt für
die vom Herrn Bezirksconservator Or. Lickell für noth-
wendig erklärte Ummantelung der wettcrseite des Dhurm-
restes gegeben. Dieser erwics fich übrigens nach erfolgter
Freilegung hier so schadhafr, daß er ohne die stattgehabte
Verstärkung unzweifelhaft noch im Laufe dieses wintcrs
zusammengestürzt wäre. Am unreren Rande eines bercits
ausgebrochenen großen Reiles berrug die Mauerdicke nur
noch 2(> om, 5 m tiefer nur noch 50 em. Bei der Auf-
führung des Mantels mußte daher, um die früherc
Rundung herzustellen, bis 1,S0 m neues Mauerwerk an-
geseyt werden. Die dazu erforderlichen Steine konnren
sämmtlich dem auf der Burgstätte vorhandenen Drümmer-
haufen entnommen werden, zum Theil auch dem Graben,
delsen Sohle sic vielfach bedeckten. Bei den Aufräumungs-
arbeitcn fand fich übrigens an verschiedenen Stellen
Mauerwerk, das gegen Eingriffe sofort geschüyt, nach
weirerer Abtragung des Schurres die Auffindung dcs
ursprünglichen Bauplanes und der altcn Fluchrlinien
wesenrlich erleichrern wird. Auch die kaum noch fichtbare
Ringmauer konnte vielfach näher bestimmt wcrden. Ebenso
wurde der Stumpf eines zweiren Dhurmes zum Dheil
freigelegt, doch ist hier (Quadermaucrwerk noch nicht ge-
funden. Im Uebrigen ist die Ausbcure an bearbeiteren
werksteinen bis jeyt sehr gcring, fie beschränkt fich auf
zwei größere Bruchstücke von Gefimssteincn — je eines
von jedem Dhurm — und auf einen kleineren Lonsol-
ftein. Dagegen konnten am Ostabhang des Berges
weitere Gräben und Zugänge festgeftellt werden. Die
Außenwerke der Burg scheinen hiernach eine weit größere
Ausdehnung gehabt zu haben, als bisher angenommen
werden konnte. Hoffentlich gelingt es, im Frühjahr die
TZnstandseyungsarbeiten am Dhurme zu Ende zu führen
und dann auch eine genaue Aufmessung des Ganzen vor-
zunehmen. Leider fehlen dem Ortsausschuß nach Ein-
rechnung der jüngsten Zuwendungen — ZOO M. von der
althesfischen Ritterschaft, 200 M. von Frau Geh.
Lommerzienrath Henschel in Lassel, 100 M. vom Spar-
und Vorschußverein in Hess.-Lichtenau — immer noch rund
1500 M. Hoffentlich gelingt deren Aufbringung noch im
Laufe des winters.

2lusgrabungen und Lunde.

vurgenpslege in Belgien.

Im belgischen Lupemburg, dem ehemaligen Gebiere
der Grafen von der Mark, erheben fich heure noch die
Trümmer der Burgen jenes Geschlechres, von dem namenr-
lich wilhelm von der Mark, der Eber der Ardennen, in
der Reformarionszeir eine wichtige Rolle gespielt har.
Seine fefte Lurg Longe wurde im Iahre 1521 auf Lefehl
Raijer Rarls V. zerftörr. Sie war oder ist besonders
interessant durch die Anlage des inneren Schlosses, dessen
unterirdische Gewölbe fich übcr natürlichen Höhlen er-
strecken. Diese Ruine ist kürzlich von der belgischen
archäologischen Gesellschaft in Durbup freigelegt worden.
Man hofft, in den Höhlen paläonrologische Funde zu
machen. Doch wird auch die Burgenforschung an fich
nicht zu kurz kommen, indem eine planaufnahme der
Baulichkeiten geplant ist. Das Unternehmen erfreut fich
staatlicher Förderung. — Eine andere Burg wilhelms
von der Mark, das Lhateau d'Ainblüve, die Heimath
der sagenhaften vier Haimonskindcr, ist bis auf wenige
Maucrreste vom Erdboden verschwunden.

Milseburg.

Die bei den in Nr. S des „Lurgwarts" erwähnten Aus-
grabungen auf dem Liedenküppel westlich der Milseburg
aufgedeckten Mauerreste find, nach Ausführungen des
verdienstvollen Rhönforschers vr. Iustus Schneider zu
Fulda, wohl kaum auf eine ehemals Eberstein'sche Burg
zurückzuführen. Urkundlich läßt fich eine Burg an jener
Stelle nicht nachweisen. Dic Annahme dieser Möglichkeit
beruht auf einer Verwechselung mir Dannenfels. ^7un
find noch verschiedene Funde gemachr worden, Topf-
scherben, ein Mühlstein u.s. w., die auf römischcn Ursprung
deuren. Bei Ausgrabungen, die Or. Boehlau (Lassel) zur
Aufklärung der germanischen Ringwälle der Milseburg
(s. Nr. 1 des „Lurgwarts") an der sogenannten Einfiedelei
vornahm, haben Mauerwerk zu Dage gefördert, das nach
Oi-. Schneider ganz charakreriftischc römische Sprengbogen
aufweist. Die wahrscheinlichkeit, daß die Römer bis in
diese Gegend der Rhön vorgedrungen find, hat Mommsen
nach Aufsindung des neuen Veroneser provinzial-'verzeich-
nisses fast zur Gcwißheit gemacht. (Mommsen, Röm.
Gesch. V, G. 1Z7 ff.)

Verschiedenes.

^ohkönigsburg.

wie fich vermuthen ließ, hat dcr Uebergang der Ruine
Hohkönigsburg in den Befiy Sr. Maj. des Raisers äußerst
belebend auf den Fremdenverkehr in jenem Landestheile
gewirkt. Verschiedene Orte in der riähe planen neue
Fahrftraßen nach der Ruine zu. So hat das Städtchen
St. pilt einen namhaften Lredir zu dicsem Zwecke be-
willigt. Auch größere plänc werden vielfach erörrerr.
In Rappoltsweiler gcht man mit dem Gedanken um, eine
elektrische Bahn von der Eisenbahnstation über Lergheim
und Tannenkirch nach der Hohkönigsburg zu führcn.
Demgegenüber ist man in Schlettstadt mehr dafür, von
wanzel oder Markirch aus auf der Fahrftraße nach der
Burg eine Bergbahn anzulegen.

verantwortlichcr Rcdaktcur: L. Krollmann, Ramdolz, post vollmerz. — verlag : verlag für's Dcutsche haus <L. A. Krollmann <k Lo.), Berlin XV. 50, Schaperftr. 5.

Druck: ^ermann Fez'I <L Lo., Berlin 8XV., Fricdiichstr. <6.
 
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