Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 1.1899-1900

DOI Heft:
Nr. 10
DOI Artikel:
Burgenschau
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.31728#0084

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
78

Wiederherstellungen.

Breisach, Lckartsberg.

Die Breisacher Zeirung (2S. Ianuar 1SM) machr
auf die inreressanren Ueberreste mirrelalrerlicher Gradr-
befestigung zu Breisach, namenrlich ain sogenannren
Eckarrsberg, aufinerksam und einpfiehlr dringend Maß-
regeln zur Erhalrung derselben.


Abb. Schloß zu Sreinau (Grundriß).

U ^auptgebäude. 'k Thorhaus. L Bergfried. Zwischeu und 8

Trexxenthurm zum Bergfried. -V jetzt abgerisfener Bau. west-
licher der über den Mehrgang vorspringenden Lckbaue.

Lhrenstein bei paulinzella (Thüringcn).

In paulinzella ift eine „Burggemeinde Ehrenstein"
gegründer worden, die es sich zur Aufgabe gestellr har,
die Auine Ehrenstein vor weirerem Berfall zu be-
wahren, nainenrlich aber den sehr gefährderen Bergfried
auszubejsern.

Falkenftein, Schwarzwald.

S. M. der Rdnig von würrrenrberg har der Orrs-
gruppe Schramberg des würrrembergischcn Schwarzwald-
vcreins aus den für Alrerthumszwecke vorgesehenen
Erarsinirreln einen Beirrag von Mark bewilligr für
Ausgrabungen auf Ober- und Unrerfalkenstein,
sowie für Freilogung der historisch hochinrerejsanren, seir
erwa Z5<) Iahren verschürreren Burgen. ?.

Hohenstaufen.

Die ursprünglich zur Errichrung eines Narional»
denkmals auf dem Hohenstaufen gesammelren Gelder im
Berrage von lS OM Mk. sollen jeyr, nach Einholung der
Zustimmung der Geber, zur Ausbauung und Ausschmückung
der Barbarolsa-Tapelle auf dem Hohenftaufen verwender
werden. Diese Lapelle liegr unrerhalb der Bergkuppe
in einer Einsarrelung und wurde schsn zur Zeir, als die
Burg noch stand und die Raiser hier ihren Hof hielren,
von den Bewohnern der Burg benuyt.

Lsörde (westfalcn).

Die alre Burg zu Hörde, wahrscheinlich l2SS von den
Grafen von der Mark zum Schuye gegen die Grafen von
Dorrmund aus den Sreinen der benachbarren, nieder-
gerilscncn Hohensyburg erbaur, ist im Aufrrage der
Leirung des Hörder Bergwerks- und Hürrenvereins, dem
die Burg als Verwalrungsgebaude dienr, durch den Dorr-
munder Archirekren Marx vollständig umgebaur worden,
wie die Zeirungen melden in romanischem Burgstil (fünf-
stöckiges Giebelhaus, warrrhurm rc.), alles „zinnengekrönr
und mir zierlichen Erkern, Dhürmchen und Balconen ab-
wechslungsreich belebr". N^amenrlich die Dortmunder
Zeirung zeigr sich enrzückr über diesen prangenden prachr-
bau, ,,an dem kein Srein des alren finsteren Drutzgemäuers
wiedcr zu erkennen ift". Aücksichr auf den Denkmalswerrh
der alren Burg beim Umbau zur industriellen
Hochburg scheint also nichr genommen worden
zu sein. Doch wollen wir auf diesen punkr
erft eingehen, wenn wir uns über den prachr-
bau noch weirer unrerrichrer habcn. Aber
wir können uns nichr versagen, auf einc
andere Seirc jenes Arrikels einzugehen. Der
Verfalser machr nämlich einen Abstecher auf
das Gebier der Lulrurgeschichte, indem er das
Lcben der ersten Besitzer jener Burg im Ver-
gleich mir den heurigen idealen Zuständen
folgendermaßen darftellr: Die Burg war früher ,,ein Ver-
rheidigungspunkr eines feudalen Grafengeschlechrs des
Mittelalrers, das als echreRinder seinerZeireben hauprsäch-
lich auch nur wanderndeRaufleure aufgehoben, seinehörigen
Bauern weidlich geschunden und zu seinen Fchden gepreßr
und jedes Deficir seines Haushalres durch einen neuen Zehntcn
ausgeglichen haben mag, den es seincm Machrgebiere auf-
erlegre". Ferner: ,,Die früheren Gebierer dicser Burg
kannten keine socialen Verpflichrungen und waren nur
eine drückende Last für das Bürgerrhum und den Sraar,
dcr durch ihre vereinzelren Machrbestrebungen niemals
zur Zusammenfalsung seiner 'Lräfre gelangen konnre".
Solche Derallgemeinerung mirrelalrerlicher Zuftände er-
scheinr dem wilsenden gerade so rhörichr, wie wenn heure
socialiftische Grimmen alle Unrernehmer als Ausbeurer,
allen privarbesiy als Hinderniß der Enrwickelung des
Social-Sraares hinstellen wollen. Ein Grafenhaus, wie
die Herren von der Mark, harre es gewiß nichr nöthig
und überhaupr nichr die Zeir, den wandernden Raufleuren
aufzulauern. l.lnd die Behandlung der Bauern durch
ihre Grundherren war ebenso verschieden, wie heure die
Behandlung der Arbeirnehmer durch die Arbeirgeber.
Gradezu grotesk ift aber die Behauprung, die Gebierer
der Burg härren keine socialen Verpflichrungen gekannr!
wer sorgte denn durch immer und immer wiederholre
Srifrungen für die Rirchen und Rlöster und damir für
die Versorgung rausender von schwachen Epiftcnzcn und
für eine weir persönlichere und deshalb auch barm-
herzigere Armenpflege als die heurige officielle? wer
schüyre die Schwachen, wehrre dem Forrschreiren der
mohamedanischen Unculrur, wer eroberte dem Bürger
und Raufmann die Marken, wer Mecklcnburg, pommern
und preußen? wer strafre im cigenen Lande die Raub-
rirrer? wer gab dem Landvolke neue Rodungen im
Schuye seiner Burgen? Ungerechrigkeir, Mißbrauch der
Machr u. dergl. har es zu allen Zeircn gegcbcn, das sind
 
Annotationen