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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 37.1936

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Hölscher, Uvo: Die alte Kaiserpfalz Goslar: Auszug aus dem auf der Burgenfahrt in Goslar gehaltenen Vortrag
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https://doi.org/10.11588/diglit.35026#0021
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Dem Palatium war in der Mitte eine vermutlich tonnengewölbte Vorhalle vorgelagert, die als Eingangshalle
für den unteren Saal und zugleich vermutlich als offene Gerichtsstätte gedient hat. Oben wird sie wohl als Altan
ausgebildet gewesen sein, auf den der Kaiser von der Aula aus hin austreten konnte. Treppen waren mit dem Vor-
bau nicht verbunden. Der Aufgang zum oberen Saal scheint vielmehr auf der südlichen Schmalseite gelegen zu haben.
Von den Nebengebäuden und Umwehrungen ist bislang nichts nachgewiesen. Jedenfalls ist die Pfalz in
salischer Zeit nicht stark befestigt gewesen, denn niemals, soweit wir wissen, ist der Versuch gemacht worden, den


Aus: Nr. Uvo Hölscher, Die Kaiserpfalz Goslar.
Abb. 24. Das Kaiserhaus zu Goslar wahrend der Wiederherstellung (1875).

Platz zu verteidigen. Eine besondere Erwähnung aber verdient das von Heinrich lll. innerhalb der Pfalz erbaute
Münster, eine der glänzendsten Schöpfungen des 11. Jahrhunderts, in der auch — auf eine letztwillige Verfügung
hin — das Herz des großen Kaisers beigesetzt worden ist. Leider ist diese glänzende und aufs reichste ausgestattete
Kirche 1819 wegen Baufälligkeit abgebrochen worden. Nur das reiche, erst um 1230 angebaute Seitenportal (jetzt
als Domkapelle bezeichnet) ist übriggeblieben.
In den Sachsenkriegen Heinrichs IV. und dem damit zusammenhängenden Ringen zwischen Kaisertum und
Papsttum spielte die Pfalz Goslar eine hervorragende, genugsam bekannte Rolle. Voll Baulichkeiten aus dieser
Zeit ist nichts erhalten. Erst Heinrich V., der Frieden mit der Kirche machte, konnte wieder in Goslar in alter Weise
glänzend Hof halten. Aus seiner Zeit stammen ein neuer königlicher Wohnbau und in Verbindung damit eine neue


Abb. 25. Die Pfalzgebäude unter Heinrich III. Rekonstruktion von 1t. Hölscher.

Kapelle, welche im Gegensatz zu dem älteren Wohnbau und der älteren Marienkapelle, auf der Südseite des
Palatiums angebaut wurden. Vom Wohnbau sind die Grundmauern noch zu sehen; die Kapelle, dem hl. Ulrich
geweiht, ist noch im wesentlichen erhalten, wenn auch in den oberen Teilen falsch und entstellend restauriert.
Sie ist wiederum zweigeschossig, ähnlich wie die gegenüber gelegene Marienkapelle, jedoch als reiner Zentralball
errichtet. Nach dem Abbruch des Domes ist das Grabmal Heinrichs III. in diese Ulrichskapelle überführt und würdig
wieder aufgerichtet worden (Abb. 26).
Mit dem Ende der Salier ist die eigentliche Glanzzeit der Kaiserpfalz vorbei. Von den Staufern denkt niemand
mehr daran, in Goslar dauernd zu residieren, denn Goslar hatte seine politische Bedeutung verloren, nachdem die
Waldmark und die Einkünfte des blühenden Silberbergbaus zum größten Teile vergabt waren. Ja, es wird vermutet,
 
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