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Jugend, Joseph Freiherr von Eichendorff
hat gern und oft mit dem Poeten Karl von
Holtet in Johannesberg geweilt.
So ist uns Sudetendeutschen Schloß
Johannesberg ein Mahnmal in dieser Zeit
größter völkischer Not.
Das Burgschloß der Hohenzollern
in Jägerndorf.
Im Jahre 1523 kaufte Markgraf
Georg von Brandenburg-Ansbach von
Herrn Georg von Schellenberg das Her-
zogtum Jägerndorf und damit begann für
dieses schlesische Ländchen eine Zeit höch-
ster Blüte, die es seitdem nie wieder er-
reicht hat. Alle Jägerndorfer Herzöge aus
dem Haus der Hohenzollern waren vor-
bildliche, ihrer Zeit weit vorauseilende
Landesväter. 1621, nach dem mißglückten
Aufstand der protestantischen Stände des
Königreiches Böhmen gegen die spanischen
Habsburger, wurden die Brandenburger ihrer schlesischen Besitzungen verlustig.
Aus dem reichhaltigen Archiv des Jägerndorfer Schlosses sehen wir immer wieder den Haß der Habsburger
gegen die ausrecht deutschen Hohenzollern. Es sagt alles, wenn wir hören, daß die Habsburger nicht selten tschechi-
sche Briefe an die Hohenzollern schickten!
Im Brandenburger Urbar von 1535 ist zu lesen: Item diß ortts zu Jegerndorff, anderstatteckainem, hatt
die herschafft ein schloß ligendt, welches schloß inn regirung unseres gn. h. marggraff. Georgen zu Brandenburg etc,
von grundt aus vom neuen und lautterm stein erbaut worden, welches sein f. g. bis zwolffthausentt gülden reinisch
gesteett. Vnd wie man bericht, so ist solch schloß zuuor, als Herr Georg von
Schellenberg solchs sein f. g. zu kauffen geben hatt, vonn holtz ganntz bausellig
und boß gewesen.
Der Markgraf brauchte also keine besondere Rücksicht auf den älteren Bau
nehmen, er baute ja von Grund auf neu. Dennoch sehen wir im Schloß Jägern-
dorf noch gar nichts von der regelmäßigen Grundrißgestaltung der Renaissance.
Das Schloß in Jägerndorf ist in seiner Anlage noch eine Burg durch und durch,
trotz der späten Entstehungszeit. Es liegt innerhalb der Stadtmauer und war gegen
die Stadt hin von einem eigenen, heute vollständig verschwundenen Graben um-
schlossen. Der Grundriß des Schlosses ähnelt etwa einem Trapez, dessen beide
Langseiten in derselben Richtung geknickt sind. Es hatte weder Vorburg noch
Zwinger. Die Wohnbauten stehen in zwei langen Flügeln an der Westseite, also
dem Stadtgraben zugekehrt. In den unteren Geschossen hat sich die alte Raum-
einteilung mit den ursprünglichen Gewölben und alten Treppen fast rinverändert
erhalten.
An der Ostseite des Schlosses, also nach der Stadt hin, war die Ring-
mauer mit drei dicken, runden Türmen bewehrt, von denen die beiden beim
Tor noch erhalten sind; in ihnen sind heute Wohnräume untergebracht. Vom
südlichen, stärksten Turin ist lediglich ein Teil der Außenmauer als Wand eines
neuen Schuppens noch vorhanden. Interessant war die Sicherung des im
Norden gelegenen Tores: der eine Rundturm und ein Teil des nördlichen
Burghauses waren weit aus der Mauerflucht vorgeschoben, um den beim Tor befindlichen Feind gehörig von beiden
Seiten fassen zu können. Die drei Türme waren anscheinend nicht Geschütztürme mit Maulscharten, denn nichts
weist mehr darauf hin, wie denn überhaupt diese Art der Geschütztürme in Schlesien und Nordmähren kaum nach-
weisbar ist. Die Türme waren auch früher nicht höher, als sie heute sind, die alten Bilder zeigen es, und die Zeit
ihrer Entstehung macht es verständlich. Auch hohe Ringmauern wären nur willkommene Zielscheiben für das grobe,
nun schon recht wirksame Geschütz gewesen. So waren auch die Ringmauern nur zwei Geschoß hoch. Erdgeschoß-
hohe, zum Teil noch vorhandene Mauerbögen verstärkten innen die Ringmauer, und oben, in der Höhe des ersten
Stockes, lief der massive, steinerne Wehrgang, der nach dem Hof zu durch einfache, aber eben dadurch wirkungsvolle
Lrai-czsLlilOi; -üaqsi-nurtOrp,
Abb. 77. Burgschloß Jägerndorf.
Planskizze nach der Karte des Stabilen
Katasters o. I. 1836.
Abb. 76. Schloß Jägerndorf. Blick vom Hof gegen das Tor. Nach F. Würml.
Jugend, Joseph Freiherr von Eichendorff
hat gern und oft mit dem Poeten Karl von
Holtet in Johannesberg geweilt.
So ist uns Sudetendeutschen Schloß
Johannesberg ein Mahnmal in dieser Zeit
größter völkischer Not.
Das Burgschloß der Hohenzollern
in Jägerndorf.
Im Jahre 1523 kaufte Markgraf
Georg von Brandenburg-Ansbach von
Herrn Georg von Schellenberg das Her-
zogtum Jägerndorf und damit begann für
dieses schlesische Ländchen eine Zeit höch-
ster Blüte, die es seitdem nie wieder er-
reicht hat. Alle Jägerndorfer Herzöge aus
dem Haus der Hohenzollern waren vor-
bildliche, ihrer Zeit weit vorauseilende
Landesväter. 1621, nach dem mißglückten
Aufstand der protestantischen Stände des
Königreiches Böhmen gegen die spanischen
Habsburger, wurden die Brandenburger ihrer schlesischen Besitzungen verlustig.
Aus dem reichhaltigen Archiv des Jägerndorfer Schlosses sehen wir immer wieder den Haß der Habsburger
gegen die ausrecht deutschen Hohenzollern. Es sagt alles, wenn wir hören, daß die Habsburger nicht selten tschechi-
sche Briefe an die Hohenzollern schickten!
Im Brandenburger Urbar von 1535 ist zu lesen: Item diß ortts zu Jegerndorff, anderstatteckainem, hatt
die herschafft ein schloß ligendt, welches schloß inn regirung unseres gn. h. marggraff. Georgen zu Brandenburg etc,
von grundt aus vom neuen und lautterm stein erbaut worden, welches sein f. g. bis zwolffthausentt gülden reinisch
gesteett. Vnd wie man bericht, so ist solch schloß zuuor, als Herr Georg von
Schellenberg solchs sein f. g. zu kauffen geben hatt, vonn holtz ganntz bausellig
und boß gewesen.
Der Markgraf brauchte also keine besondere Rücksicht auf den älteren Bau
nehmen, er baute ja von Grund auf neu. Dennoch sehen wir im Schloß Jägern-
dorf noch gar nichts von der regelmäßigen Grundrißgestaltung der Renaissance.
Das Schloß in Jägerndorf ist in seiner Anlage noch eine Burg durch und durch,
trotz der späten Entstehungszeit. Es liegt innerhalb der Stadtmauer und war gegen
die Stadt hin von einem eigenen, heute vollständig verschwundenen Graben um-
schlossen. Der Grundriß des Schlosses ähnelt etwa einem Trapez, dessen beide
Langseiten in derselben Richtung geknickt sind. Es hatte weder Vorburg noch
Zwinger. Die Wohnbauten stehen in zwei langen Flügeln an der Westseite, also
dem Stadtgraben zugekehrt. In den unteren Geschossen hat sich die alte Raum-
einteilung mit den ursprünglichen Gewölben und alten Treppen fast rinverändert
erhalten.
An der Ostseite des Schlosses, also nach der Stadt hin, war die Ring-
mauer mit drei dicken, runden Türmen bewehrt, von denen die beiden beim
Tor noch erhalten sind; in ihnen sind heute Wohnräume untergebracht. Vom
südlichen, stärksten Turin ist lediglich ein Teil der Außenmauer als Wand eines
neuen Schuppens noch vorhanden. Interessant war die Sicherung des im
Norden gelegenen Tores: der eine Rundturm und ein Teil des nördlichen
Burghauses waren weit aus der Mauerflucht vorgeschoben, um den beim Tor befindlichen Feind gehörig von beiden
Seiten fassen zu können. Die drei Türme waren anscheinend nicht Geschütztürme mit Maulscharten, denn nichts
weist mehr darauf hin, wie denn überhaupt diese Art der Geschütztürme in Schlesien und Nordmähren kaum nach-
weisbar ist. Die Türme waren auch früher nicht höher, als sie heute sind, die alten Bilder zeigen es, und die Zeit
ihrer Entstehung macht es verständlich. Auch hohe Ringmauern wären nur willkommene Zielscheiben für das grobe,
nun schon recht wirksame Geschütz gewesen. So waren auch die Ringmauern nur zwei Geschoß hoch. Erdgeschoß-
hohe, zum Teil noch vorhandene Mauerbögen verstärkten innen die Ringmauer, und oben, in der Höhe des ersten
Stockes, lief der massive, steinerne Wehrgang, der nach dem Hof zu durch einfache, aber eben dadurch wirkungsvolle
Lrai-czsLlilOi; -üaqsi-nurtOrp,
Abb. 77. Burgschloß Jägerndorf.
Planskizze nach der Karte des Stabilen
Katasters o. I. 1836.
Abb. 76. Schloß Jägerndorf. Blick vom Hof gegen das Tor. Nach F. Würml.