IV
Vorwort.
kannt hatte; die Entdeckungen unternehmender Reisender traten
mit der stillen Forschung deutscher Gelehrter in die frucht-
barste Bertihrung; man ßng an, sich die Niederlassungen der
Alten auf heimathlichem Boden klar zu machen; man wurde
sich hewufst, dafs man alles geschichtlich Gewordene nur
irn Werden verstehen könne. 80 begann man die Städte
des Alterthums, die man mit ihren Merkwürdigkeiten nach
Paragraphen der Handbücher betrachtet hatte, in ihrer Ent-
wicklung zu erforschen. Ftir Rom wai' die Anregung von
Niehuhr ausgegangen, der 1822 seine vorbildlichen Aufsätze
üher die Geschichte der Stadt schrieb. 1821 hatte Otfried
Müller den kiihncn Versuch gemacht, Athens Alterthümer in
historischer Entwicklung darzustellen und in demselben Jahre
war es, dafs Oberst Leake der Ortskunde von Athen eine feste
Grundlage gah.
Dies merkwürdige Zusammentreffen bezeugt, wie damals
topographische Stadtgeschichte von hervorragenden Männern
unahhängig von einander, als eine der vornehmsten Aufgaben
historischer Wissenschaft erkannt worden ist. Sie führt uns
unmittelbar in das Leben der Geschichte ein; mit ihr heginnt
jede anschauliche Vergegenwärtigung und sie ist zugleich die
Prohe, wie weit es uns gelungen ist, in den Zusammenhang
des antiken Lebens einzudringen.
Gleichzeitig erwachte durch Karl Ritter ein neuer Zug,
Erdkunde und Geschichte innerlich zu verhinden; mir selbst
wurde das Glück, in seiner Gesellschaft wandern zu lernen
und mich nach seinem Beispiel im Verständnifs der Terrain-
formen zu ühen. Ritters Geist hat im preufsischen General-
stahe hervorragenden Männern mannigfaltige Anregung gegeben,
und Niemand hat hier für antike Topographie und Geographie
mehr geleistet, als Graf Moltke. Durch seine Vermittlung ge-
lang es mir, einen Arheitsgenossen zu ünden, der Beides ver-
einigte, klares Verständnifs für die geschichtlich wichtigen
Bodenverhältnisse und die Meisterhand des Technikers. Durch
die freundschaftliche Verbindung mit Dr. Kaupert sind meine
Vorwort.
kannt hatte; die Entdeckungen unternehmender Reisender traten
mit der stillen Forschung deutscher Gelehrter in die frucht-
barste Bertihrung; man ßng an, sich die Niederlassungen der
Alten auf heimathlichem Boden klar zu machen; man wurde
sich hewufst, dafs man alles geschichtlich Gewordene nur
irn Werden verstehen könne. 80 begann man die Städte
des Alterthums, die man mit ihren Merkwürdigkeiten nach
Paragraphen der Handbücher betrachtet hatte, in ihrer Ent-
wicklung zu erforschen. Ftir Rom wai' die Anregung von
Niehuhr ausgegangen, der 1822 seine vorbildlichen Aufsätze
üher die Geschichte der Stadt schrieb. 1821 hatte Otfried
Müller den kiihncn Versuch gemacht, Athens Alterthümer in
historischer Entwicklung darzustellen und in demselben Jahre
war es, dafs Oberst Leake der Ortskunde von Athen eine feste
Grundlage gah.
Dies merkwürdige Zusammentreffen bezeugt, wie damals
topographische Stadtgeschichte von hervorragenden Männern
unahhängig von einander, als eine der vornehmsten Aufgaben
historischer Wissenschaft erkannt worden ist. Sie führt uns
unmittelbar in das Leben der Geschichte ein; mit ihr heginnt
jede anschauliche Vergegenwärtigung und sie ist zugleich die
Prohe, wie weit es uns gelungen ist, in den Zusammenhang
des antiken Lebens einzudringen.
Gleichzeitig erwachte durch Karl Ritter ein neuer Zug,
Erdkunde und Geschichte innerlich zu verhinden; mir selbst
wurde das Glück, in seiner Gesellschaft wandern zu lernen
und mich nach seinem Beispiel im Verständnifs der Terrain-
formen zu ühen. Ritters Geist hat im preufsischen General-
stahe hervorragenden Männern mannigfaltige Anregung gegeben,
und Niemand hat hier für antike Topographie und Geographie
mehr geleistet, als Graf Moltke. Durch seine Vermittlung ge-
lang es mir, einen Arheitsgenossen zu ünden, der Beides ver-
einigte, klares Verständnifs für die geschichtlich wichtigen
Bodenverhältnisse und die Meisterhand des Technikers. Durch
die freundschaftliche Verbindung mit Dr. Kaupert sind meine