II. Die knieenden Figuren der altgrieehischen Kunst.
als knieende Figuren besckrieben ßndet (femme nilee s'age-
nouillant ä droite nach Luynes); ebenso wird die Pallas auf
den Miinzen der Perrhäber (Nr. 4) bei Leake in den Num.
Eell. Eur. p. 47 bezeichnet: „kneeling on her right knee",
während doch aus der Stellung der Figur, dem bewegten Ge-
wande und der Haltung des Speers vollkommen deutlich ist,
dafs hier keine im Hinterhaite lauernde, sondern eine vorwärts
stürmende Kriegsgöttin zu erkennen ist.
In die Reihe dieser weiblichen Gewandhguren mit gebogenem
Knie gehört als ein ausgezeichnetes Exemplar die Nr. 2 zum
ersten Male abgebildete. Sie behndet sich auf einen Spiegel
aus Tolfa, dessen Durchzeichnung Otto Benndorf gemacht und an
Gerhard eingesandt hat. Wir werden in dieser Figur, die das
weibliche Putzgeräth schmückt, keine andere als Aphrodite er-
kennen wollen, welche mit der Bltithe in der Hand als eine ge-
rufene und durch die Luft herankommende Göttin zu denken ist.
In derselben Steliung erscheint sie auf den schon ange-
führten Münzen von Marion, und zwar auf denen des äginetischen
Fufses mit ausgestreckten Armen, in der einen Hand ein Skep-
tron haltend, in der andern einen Kranz, auf denen des baby-
lonischen Fufses aber mit einem Diskos in der Hand (s. Brandis,
Mtinzwesen Vorderasiens S. 501 f.). Dieser Diskos tritt zugleich
mit dem Schwane der Rückseite auf; er komrnt mit einem
Sterne gezeichnet vor und wird jetzt nach Movers als der vom
Himmel gefallene und in Phönizien aufgelesene Stern gedeutet,
welchen Astarte eilend fortträgt, um ihn in Tyros zu weihen.
Die Deutung wird dadurch erschwert, dafs der getragene
Gegenstand auch eiförmig erscheint und die tragende Person
männlich; hier genügt es, darauf hinzuweisen, dafs wir in
einem aiten und religiösen Typus das gehogene Knie als Sym-
bol der Eile angewendet sehen, und derselhe Typus ist also
auf die in Gnaden heranschwebende Aphrodite, auf die mit der
Siegesbinde nahende Nike so wie auf die zum Kampfe vor-
stürmende Pallas übertragen.
Noch charakteristischer zeigt sich der Typus des gebogenen
Knies in den Darstellungen der Gorgonen, welche den Mörder
ihrer Scbwester verfolgen (Nr. 3). Hier ist er am unverkenn-
barsten ein Ausdruck leidenschaftiicher Hast und kommt dabei
dem wirkiichen Knieen so nahe, dafs in einigen Darsteliungen (z. B.
Annaii 1866 Tav. R) das niedergebogene Knie den Boden berührt.
als knieende Figuren besckrieben ßndet (femme nilee s'age-
nouillant ä droite nach Luynes); ebenso wird die Pallas auf
den Miinzen der Perrhäber (Nr. 4) bei Leake in den Num.
Eell. Eur. p. 47 bezeichnet: „kneeling on her right knee",
während doch aus der Stellung der Figur, dem bewegten Ge-
wande und der Haltung des Speers vollkommen deutlich ist,
dafs hier keine im Hinterhaite lauernde, sondern eine vorwärts
stürmende Kriegsgöttin zu erkennen ist.
In die Reihe dieser weiblichen Gewandhguren mit gebogenem
Knie gehört als ein ausgezeichnetes Exemplar die Nr. 2 zum
ersten Male abgebildete. Sie behndet sich auf einen Spiegel
aus Tolfa, dessen Durchzeichnung Otto Benndorf gemacht und an
Gerhard eingesandt hat. Wir werden in dieser Figur, die das
weibliche Putzgeräth schmückt, keine andere als Aphrodite er-
kennen wollen, welche mit der Bltithe in der Hand als eine ge-
rufene und durch die Luft herankommende Göttin zu denken ist.
In derselben Steliung erscheint sie auf den schon ange-
führten Münzen von Marion, und zwar auf denen des äginetischen
Fufses mit ausgestreckten Armen, in der einen Hand ein Skep-
tron haltend, in der andern einen Kranz, auf denen des baby-
lonischen Fufses aber mit einem Diskos in der Hand (s. Brandis,
Mtinzwesen Vorderasiens S. 501 f.). Dieser Diskos tritt zugleich
mit dem Schwane der Rückseite auf; er komrnt mit einem
Sterne gezeichnet vor und wird jetzt nach Movers als der vom
Himmel gefallene und in Phönizien aufgelesene Stern gedeutet,
welchen Astarte eilend fortträgt, um ihn in Tyros zu weihen.
Die Deutung wird dadurch erschwert, dafs der getragene
Gegenstand auch eiförmig erscheint und die tragende Person
männlich; hier genügt es, darauf hinzuweisen, dafs wir in
einem aiten und religiösen Typus das gehogene Knie als Sym-
bol der Eile angewendet sehen, und derselhe Typus ist also
auf die in Gnaden heranschwebende Aphrodite, auf die mit der
Siegesbinde nahende Nike so wie auf die zum Kampfe vor-
stürmende Pallas übertragen.
Noch charakteristischer zeigt sich der Typus des gebogenen
Knies in den Darstellungen der Gorgonen, welche den Mörder
ihrer Scbwester verfolgen (Nr. 3). Hier ist er am unverkenn-
barsten ein Ausdruck leidenschaftiicher Hast und kommt dabei
dem wirkiichen Knieen so nahe, dafs in einigen Darsteliungen (z. B.
Annaii 1866 Tav. R) das niedergebogene Knie den Boden berührt.