XIII. Die Kanephore von Pästum.
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die Reichs- und Stadtwappen aufstellt, um einen Herrschafts-
bezirk symbolisch anzudeuten. Eulen und Bären waren, in
Stein gehauen, zu Ehren attischer Burggöttinnen aufgestelltJ)
Als Kampfsymbole kennen wir so die Hähne, die Preisgefäfse,
die Victori&n zu beiden Seiten der Athena, als Grabsymbole
die Sirenen, wie eine, sieben Ellen hoch, die über das Vier-
fache hohe Säule auf des Isokrates Grabe krönte. Unsere
Kanephore lehrt uns nun, wie auch die aus dem Oultus her-
vorgehenden, die Personen von Tempeldienern darstellenden
Weihgeschenke als Säuienbilder behandelt wurden.
Die ionischen Voluten waren seit alter Zeit besonders be-
liebt, um bei einem Aufbau den Kopf der tragenden Glieder
zu charakterisiren, wie z. B. an den Sesseln, auf denen die
Gottheiten des lykischen Grabthurms sitzen. In Dodona ist
eine Reihe ioniscber Kapitelle gefunden worden, deren ursprüng-
liche Benutzung durch unsere Statuette aufgeklärt wird.
Wenn es sich um ein attisches Kunstwerk handelte, so
würde eine so voliständige Inschrift, wie sie hier vorliegt, mit
annähernder Sicherheit eine genaue Zeitbestimmung gestatten.
Die älteren Schriftdenkmäler der achäischen Oolonien in Grofs-
griechenland sind aber so spärlich, dafs hier ein Gleiches un-
möglich ist. Das Epigramm der Phillo ist jünger als die
Bustrophedoninschrift auf dem pästanischen Groldplättchen (0. I.
Grr. 5778), älter als die petelische Bronzetafel mit dem Testa-
mente der Saotis (0. I. Gr. 4), als die Beilinschrift aus Santa
Agata (Röhl 543), die Gefäfsinschrift aus Salerno (Bull. Nap. IV
164) und der Helm von Pästum (0. I. Gr. 5778 b); denn diese
Inschriften sind sämmtiich rechtsläußg. Das geradstrichige
Iota, von dem hier noch keine Spur vorhanden ist, kommt auf
Münzen von Pästum seit der ersten Hälfte des fünften Jahr-
hunderts vor.*) Ich glaube also, dafs unsere Bronze mit ihrer
linksläuhgen Inschrift wenigstens bis an die Schwelle des ge-
nannten Jabrhunderts, also in den Anfang der siebziger Olym-
piaden hinaufgerückt werden mufs.
Als Kunstwerk betrachtet ist die Figur eine ausgezeichnete
Probe des alten Tempelstils, welcher uns in wohlerhaltenen
Rundwerken so selten entgegentritt. Hier ist, wie die Inschrift
1) Rofs, Archäol. Aufsätze 1 201.
2) v. Sallet, Numism. Zeitschrift V 227.
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die Reichs- und Stadtwappen aufstellt, um einen Herrschafts-
bezirk symbolisch anzudeuten. Eulen und Bären waren, in
Stein gehauen, zu Ehren attischer Burggöttinnen aufgestelltJ)
Als Kampfsymbole kennen wir so die Hähne, die Preisgefäfse,
die Victori&n zu beiden Seiten der Athena, als Grabsymbole
die Sirenen, wie eine, sieben Ellen hoch, die über das Vier-
fache hohe Säule auf des Isokrates Grabe krönte. Unsere
Kanephore lehrt uns nun, wie auch die aus dem Oultus her-
vorgehenden, die Personen von Tempeldienern darstellenden
Weihgeschenke als Säuienbilder behandelt wurden.
Die ionischen Voluten waren seit alter Zeit besonders be-
liebt, um bei einem Aufbau den Kopf der tragenden Glieder
zu charakterisiren, wie z. B. an den Sesseln, auf denen die
Gottheiten des lykischen Grabthurms sitzen. In Dodona ist
eine Reihe ioniscber Kapitelle gefunden worden, deren ursprüng-
liche Benutzung durch unsere Statuette aufgeklärt wird.
Wenn es sich um ein attisches Kunstwerk handelte, so
würde eine so voliständige Inschrift, wie sie hier vorliegt, mit
annähernder Sicherheit eine genaue Zeitbestimmung gestatten.
Die älteren Schriftdenkmäler der achäischen Oolonien in Grofs-
griechenland sind aber so spärlich, dafs hier ein Gleiches un-
möglich ist. Das Epigramm der Phillo ist jünger als die
Bustrophedoninschrift auf dem pästanischen Groldplättchen (0. I.
Grr. 5778), älter als die petelische Bronzetafel mit dem Testa-
mente der Saotis (0. I. Gr. 4), als die Beilinschrift aus Santa
Agata (Röhl 543), die Gefäfsinschrift aus Salerno (Bull. Nap. IV
164) und der Helm von Pästum (0. I. Gr. 5778 b); denn diese
Inschriften sind sämmtiich rechtsläußg. Das geradstrichige
Iota, von dem hier noch keine Spur vorhanden ist, kommt auf
Münzen von Pästum seit der ersten Hälfte des fünften Jahr-
hunderts vor.*) Ich glaube also, dafs unsere Bronze mit ihrer
linksläuhgen Inschrift wenigstens bis an die Schwelle des ge-
nannten Jabrhunderts, also in den Anfang der siebziger Olym-
piaden hinaufgerückt werden mufs.
Als Kunstwerk betrachtet ist die Figur eine ausgezeichnete
Probe des alten Tempelstils, welcher uns in wohlerhaltenen
Rundwerken so selten entgegentritt. Hier ist, wie die Inschrift
1) Rofs, Archäol. Aufsätze 1 201.
2) v. Sallet, Numism. Zeitschrift V 227.