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Hochschule für Industrielle Formgestaltung [Hrsg.]
Designtheoretisches Kolloquium — 14.1990

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Bürdek, Bernhard E.: Elektronik und Vernunft
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https://doi.org/10.11588/diglit.31838#0017
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gender Aufklärung. Wer sich ,abgeklärt‘ gibt,
hat von den immer neuen Enthüllungsfeld-
zügen kritischer Aufklärer die Nase voll, er
möchte cool leben, ohne dabei zu frieren“ /19/
und Jochen Hörisch 1201 versteigerte sich in
die Formulierung: „Der Wahnsinn, wenn er epi-
demisch wird, heißt in der mitteleuropäischen
Neuzeit Vernunft“.

Ich möchte auch darauf verzichten, auf die
achtziger Jahre detaillierter einzugehen, Mem-
phis oder dann das „Neue Deutsche Design“
haben eigentlich nur das praktiziert, was Paul
Feyerabend für die Wissenschaft gefordert
hat. Dabei blieb dann auch Jürgen Habermas
/21/Appell an die „Einheit der Vernunft“ auf der
Strecke: „Das Lob des Vielen, der Differenz
und des Anderen mag heute auf Akzeptanz
rechnen können: aber eine Stimmungslage er-
setzt noch keine Argumente“.

Diese Debatte könnte nun noch sehr detailliert
weitergeführt werden. Ich möchte nunmehr je-
doch die bereits erwähnte „gesellschaftliche
Modernisierung“ in drei Bereichen deutlich
machen, in denen die Designer durch „Neue
Medien und Neue Technologien“ tangiert wer-
den und dort wieder die Vernunft-Frage disku-
tieren:

- Die Anwendung des Computers in der
Entwurfspraxis

- Die Individualisierung der Massenpro-
duktion durch die sogenannten C-Tech-
nologien

- Die neuen Aufgabenstellungen im Be-
reich Interface-Design bzw, Interaction
Design.

Computer im Design

Unter diesem Stichpunkt haben wir in den
vergangenen Jahren verschiedene Beiträge
(siehe z. B.: 22, 23) veröffentlicht, in denen
wir über unsere Erfahrungen berichtet haben.
1984 begannen wir uns an der HfG Offenbach
mit diesem Thema zu beschäftigen und waren
neben der HdK Braunschweig wohl mit die er-
ste Design-Schule in diesem Lande, die das
intensiv betrieben hat. Eine grobe Übersicht
zeigt folgende Einsatzmöglichkeiten der elek-

tronischen Datenverarbeitung für designrele-

vante Bereiche:

- Textverarbeitung, Erstellung von Dokumen-
tationen, Publikationen, Desk-Top-Publish-
ing

- Anfertigung von technischen Zeichnungen,
Prinzipzeichnungen und Konstruktionen

- Darstellung formaler und farblicher Produkt-
varianten (Bildverarbeitung)

- Anfertigung von Designmodellen oder Klein-
serienproduktion mit CNC-Technologien

- Computer-Simulation und Computer-Ani-
mation

- künstlerische Computergraphiken

- Zugang zu Datenbanken

- Kommunikation mit anderen Abteilungen
oder Unternehmen

Wir gingen bei unseren ersten Überlegungen
davon aus, daß wir mit der neuen Generation
der Personal Computer über leistungsfähige
Systeme verfügen würden, die auch für die all-
tägliche Arbeit des Designers sinnvoll einzu-
setzen wären. Eine wichtige Prämisse war da-
bei, daß wir im Bereich Software auf fertige
Programme zurückgreifen und nicht selber
programmieren wollten. Für die Anfertigung
von Modellen greift man ja auch auf vorhan-
dene Werkzeuge zurück und beginnt nicht da-
mit, sich diese selbst zu erzeugen.

Es ist sicherlich sinnvoll, sich in der Praxis wie
in der Ausbildung einen alltäglichen Umgang
mit Computern anzueignen. Ein erster Schritt
besteht darin, die herkömmliche Schreibma-
schine durch einen Computer abzulösen. Ein
nächster Schritt ist dann, einfache Prinzip-
zeichnungen, technische Zeichnungen etc. mit
dem Computer zu fertigen und via Plotter oder
Laserdrucker auszugeben. Bereits hier zeigen
sich die Vorteile dieser „Neuen Technologien“
ganz deutlich: gerade im Anfertigen von Ent-
wurfs-Varianten ist der Computer schneller
und effektiver. Eine neue Zeichnung ist schnell
am Bildschirm generiert und die zwei-dimen-

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