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Hochschule für Industrielle Formgestaltung [Hrsg.]
Designtheoretisches Kolloquium — 14.1990

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https://doi.org/10.11588/diglit.31838#0146
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Die Frage nach den Kritenen vernünftigör Gestaltung steht von Beginn an im Zen-
,trum designprogramrriätischer Diskussionen.

Wurde diese’Fräge lange Zeit auf der Grundlage eines selbstsicheren Vemunft-
verständnisses und eines ungebrochenen Zutrauens in die Vernunft gestellt und
beantwortet, so werden in den letzten Jahren die überkommenen Konzepte ver-
nünftigen Gestaltens immer nachdrücklicher in\Frage gestellt.

Den Hintergrund dieses Wandels bildet eine Ernüchterung gegenüber der klassi-
schen modernistischen Doktrin des Designs und der an deren Ansprüchen ge-
messenen tatsächlichen Wirksamkeit der Designarbeit.

Hatte die klassische Doktrin weitgehend auf die emanzipatorischen und ästheti-
schen Verheißungen der Eigengesetzlichkeit wissenschaftlich-technischen Fort-
schritts und industrieller Rationalisierung gesetzt, und dabei die Gefahren der
Vereinnahmung des Designs für eng ökonomische Verwertungsinteressen ver-
drängt, so wird ifngezügelte wissenschaftliche, ökonomische Entwicklung heute
zunehmend als umfassende Bedrohung wahrgenommen.

Die Frage nac’h Kriterien für zeitgemäßes Design wird daher immer nachdrückli-
cher/äuf die weitreichenden ökologischen, sozialen und kulturellen Auswirkungen
der Gestaltungsarbeit ausgeweitet. _ '

Um/das kritische und Kreative Potential des Designs in seinem ganzen Umfang
bewußt zu mächen, ist ebensojdie Rolle demokratischer Partizipation an/den Pla-
nungsprozessen und das Zusammenspiel von ästhetischer Phantasie, Emotio-
nalität, Sensibilität und Intuition mit wissenschaftlich-methodischem/Vorgehen
auf allen Ebenen der Gestaltungsarbeit neu zu bedenken; die mit dem Glauben
an die allgemeingültige, eindeutige Lösbarkeit von Gestaltungsproblemen ver-
bundenen modernistischen Rationalitäts- und Vernunftskonzepte auf rationalisti-
sche lllusionen und technokratischen Konsequenzen abzuklopfen.

Die Arbeit an einem neuen Vernunftverständnis steht damit vor der Aufgabe, alle
Einengungen modernistischer Realitätskonzeptionen auf technisch-instrumen-
telle Vernunft aufzubrechen und die Problematik der Zwecke und vielfältigen
Nebenwirkungen von Produkt- und Umweltgestaltung in das Zentrum designpro-
grammatischen Nachdenkens zu stellen.

Angesichts dieser offenen Fragen in der Designtheorie und -programmatik bedarf
es einer umfassenden Verständigung über die theoretischen, historischen, prak-
tischen und pädagogischen Aspekte eines Vernunftanspruches im Design, der
den Gefahren und Chancen unserer realistischen Zeit begegnet.

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