Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Hochschule für Industrielle Formgestaltung [Hrsg.]
Designtheoretisches Kolloquium — 14.1990

DOI Artikel:
Frick, Rolf: Computereinsatz im Design - Vernunft oder Unvernunft?
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.31838#0045
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Rolf Frick

Computereinsatz im Design -
Vernunft oder Unvernunft?

Inhalt:

Einleitend wird auf den internationalen Ent-
wicklungsstand und auf nationale Aktivitäten
zum Einsatz des Werkzeuges Computer im Ar-
beitsprozeß von Industrial-Designern verwie-
sen. Es wird rekapituliert, welche Erfahrungen
bisher an der Hochschule für Kunst und De-
sign Halle vorliegen und welche weiterführen-
den Vorhaben geplant sind.

Seit einigen Jahren ist eine Wende im Gange.
Hier ist nicht die politische Wende in unserem
Lande gemeint, sondern eine sehr viel lautlo-
sere Wende bezogen auf viele auch akademi-
sche Berufe. Lautlos ist dabei keinesfalls ein
Synonym für problemlos, geht es doch um die
professionelle Nutzung aller mit dem Begriff
High-Tech zusammengefaßten Mittel und Me-
thoden und die Beherrschung der dabei auf-
tretenden Probleme.

Bezogen auf das Industrial Design sind das
solche neuen „Werkzeuge“ wie die Videotech-
nik, die Computertechnik, die Stereolitho-
grafie, die Lasertechnik ganz allgemein, die
Holografie u.ä. Dabei relativieren wir das Wort
„Werkzeug“ bewußt, da mindestens die Com-
putertechnik - voll ausgereizt - heute schon
mehr sein kann als bloßes Werkzeug im klas-
sischen Sinne!

Wenn wir uns aus pragmatischen Gründen
auf den Computereinsatz im Design beschrän-
ken, und - in Anlehnung an die Thematik des
gesamten Kolloquiums - nach VERNUNFT
oder UNVERNUNFT fragen, dann wollen wir
aus unseren Erfahrungen Antwort geben auf
sinnvolle Einsatzfelder, auf notwendiges Qua-
lifikationsniveau, auf design-spezifische For-
derungen an die Hard- und Software, auf
Akzeptanzprobleme und auf offensichtliche
Einsatzgrenzen, jenseits derer - mindestens

heute - Sinnfälligkeit in Unsinn oder eben Ver-
nunft in Unvernunft umschlägt.

Auf dem 9. Kolloquium 1985 und dem 12. Kol-
loquium 1988 haben wir über die Bemühungen
berichtet, auch an unserer Hochschule die Ein-
satzmöglichkeiten der modernen Rechentech-
nik für professionelle Designzielstellungen
auszuloten. Kurz zusammengefaßt ist aus
heutiger Sicht zu sagen:

- Mit überproportional großem Kraftaufwand
ist es uns gelungen, für die LEHRE einen
kleinen PC-Pool aus XT und 286er-Rech-
nern aufzubauen, an dem wir nun seit eini-
gen Jahren eine Grundausbildung für alle
Design-Studenten durchführen. Darüber-
hinaus haben interessierte Studenten die
Möglichkeit, im Zeit-Reservierungssystem
weiterführende Fertigkeiten zu erwerben.

- In Kooperation mit Geräteherstellern, der
Akademie und anderen Hochschulen haben
wir in der FORSCHUNG unsere Hauptakti-
vitäten darauf gelegt, designspezifische
(Übungs-) Software zu entwickeln, mit der
wir unsere Aufgaben in der Lehre überhaupt
erst angehen konnten. Dabei handelte es
sich zum einem um grafische Software
und zum anderen um erste Schritte in Rich-
tung designspezifischer wissensbasierter
Systeme.

(Daß Teile dieser von uns erstellten Soft-
ware auch industriell genutzt worden sind,
war ein zwar gewollter aber eben nur ein
Nebeneffekt!)

Faßt man nun unsere Erfahrungen der letzten
Jahre in der Lehre in Kurzform zusammen,
dann können folgende Aussagen getroffen
werden:

(1)

Die Studenten einer Kunsthochschule sind
im Durchschnitt genauso an dem Werkzeug
Computer interessiert wie diejenigen an
technischen oder wirtschaftswissenschaftli-
chen Schulen. Aber natürlich gibt es bei ihnen
ebenfalls den Effekt, daß beim Übergang von
der spielerischen zur professionellen Nutzung
- also dort, wo Lernaufwand notwendig ist -
ein bestimmter Prozentsatz „abspringt“.

45
 
Annotationen