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Hochschule für Industrielle Formgestaltung [Editor]
Designtheoretisches Kolloquium — 14.1990

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Frick, Rolf: Computereinsatz im Design - Vernunft oder Unvernunft?
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https://doi.org/10.11588/diglit.31838#0046
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(2)

Durchaus vorhandene Erwartungshaltung
bzw. hohe Anfangsmotivation können sofort
und gründlich zerstört werden, wenn die Mög-
lichkeiten der zur Verfügung stehenden Tech-
nik und der Funktionsumfang der Software zu
deutlich hinter den Erfordernissen des Fach-
gebietes zurückbleiben.

Damit haben wir bis heute zu kämpfen! /I/ Mit
der uns bisher zur Verfügung stehenden Hard-
und Software können erste Bedienoperationen
erlernt werden; können einfache z. B. kompo-
sitorische Aufgaben im Flächenbereich gelöst
werden; können Risse bis hin zu technischen
Zeichnungen angefertigt werden - dies alles
im wesentlichen im 2-D-Bereich und einfarbig.
Sobald es aber um die dritte Dimension, um
Licht und Schatten, um Mehrfarbigkeit oder
gar um Farbnuancen geht, versagen unsere
derzeitigen Mittel und schwindet damit sofort
das Interesse einer Vielzahl von Studenten.

(3)

Vor nunmehr sieben Jahren hat der Wis-
senschaftliche Rat unserer Hochschule einer
Vorlage des Wissenschaftsbereiches Design-
methodik zugestimmt, die anzuschaffende Re-
chentechnik und die damit zu lösenden Lehr-
aufgaben in einem Bereich zu zentralisieren.
Ausgegangen wurde dabei von den Prämis-
sen hohe Anschaffungskosten, geringe Bilanz-
anteile und fehlende dezentrale Bedienerqua-
lifikation.

Dank unserer Arbeit stehen jetzt in vielen
Fachbereichen qualifizierte Mitarbeiter zur
Verfügung; auch die kommerziellen Rahmen-
bedingungen haben sich in den letzten Mona-
ten ja entscheidend verändert. Wir sind des-
halb der Meinung, daß nun schrittweise eine
dezentrale Computerausrüstung aller ausbil-
denden Bereiche vorgenommen werden sollte
und damit nicht mehr nur der Nutzer zum Com-
puter sondern der Computer zum Nutzer ge-
bracht wird.

(4)

Unabhängig davon haben wir die Erfahrung
gemacht, daß es

zum einen wohl noch eine Reihe von Jahren
sinnvoll sein wird, allen Design-Studenten im
1. Studienjahr in einem zentral geführten
Grundkurs zum Computerdesign Wissen und
in bestimmtem Maße auch Fertigkeiten im
Bereich der allgemeinen Bedienoperationen

zu vermitteln, worauf dann bei der dezentralen
Nutzung der „Fachbereichstechnik“ zurückge-
griffen werden kann, und daß es
zum zweiten eines sehr großen Zeitvolumens
bedarf, wenn Design-Studenten an tatsächlich
professionell einsetzbaren Hard- und Soft-
waresystemen - z. B. Workstations mit Geo-
metriemodellierern - ausgebildet werden sol-
ien.

(5)

Von dieser Seite her scheint uns die Frage be-
rechtigt zu sein, ob die Ausbildung an solch
komplexer Technik, wie sie heute zunehmend
in den Entwicklungsabteilungen der Industrie
anzutreffen ist, innerhalb des Direktstudiums
an einer Kunsthochschule für alle Studenten
überhaupt sinnvoll ist.

Denn wenn wir aus welchen Gründen auch im-
mer die handwerklich-künstlerische Ausbil-
dung zugunsten des Einsatzes vorwiegend
technisch determinierter Werkzeuge vernach-
lässigen, dann schlägt die durchaus vernünf-
tige Beschäftigung mit neuen multimedialen
Mitteln sehr schnell in Unvernunft um!

(6)

Aus diesem Grund schlagen wir vor, alle De-
sign-Studenten im Grund- und Fachstudium
mit dem Computereinsatz bei der Bearbeitung
konkreter fachlicher Aufgabenstellungen ver-
mutlich auf 386er-PC-Ebene vertraut zu ma-
chen und darüberhinaus an der Hochschule
für Kunst und Design Halle einen zweiseme-
strigen Aufbaustudiengang DESIGN-INFOR-
MATIK für diplomierte und schon in der Indu-
strie tätige Designer (und Techniker) zu instal-
lieren. 121

Soweit zu einigen innerhalb der Hochschule
gesammelten Erfahrungen. Eine weitere
Gruppe von Erfahrungen haben wir außerhalb
der Hochschule bei konkreter Entwurfsarbeit
in einer Entwicklungsabteilung gesammelt. 131

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