Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Hochschule für Industrielle Formgestaltung [Hrsg.]
Designtheoretisches Kolloquium — 14.1990

DOI Artikel:
Hammer, Norbert: Überprüfung der Wahrnehmungswirkungen von Designprodukten durch Okulometrie als Mittel konsequenten Designmanagments
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.31838#0061
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Norbert Hammer

Überprüfung der
Wahrnehmungswirkungen
von Designprodukten durch
Okulometrie als Mittel konse-
quenten Designmanagements

Zum Problem einer Überprüfung von Design-
produkten

Vernunft im Design erstreckt sich im weiter ge-
faßten Sinne auf das verstandesmäßige Er-
fassen der Arbeit des Designers. Um eben
dieses rationale Hinterfragen zum Zwecke der
Argumentierbarkeit von Designentwürfen geht
es in diesem Beitrag, denn - wie Rittel sagt -
„alles Schaffen im Design ist ein argumentati-
ver Diskurs“/Rittel 1987/.

Bekanntlich ist die Arbeitsweise des Designers
eine antizipatorische; sie ist bestimmt durch
ein Vorausdenken, wie potentielle Nutzer mit
einem Designprodukt umgehen, wie sie es er-
leben. Aufgabe des Industrial Designers ist es
dabei u.a., die praktischen und symboiischen
Produktqualitäten so in Form zu setzen, daß
sie von potentiellen Käufern und Nutzern ver-
standen und realisiert werden können. Fürden
Industrial Designer ist demnach von Interesse,
wie bestehende Produkte oder Designentwür-
fe von Käufern und Nutzern beurteilt werden,
um daraus Anregungen für den Designentwurf
zu erfahren.

Bei dem Erfassen der Umwelt steht die vi-
suelle Wahrnehmung unbestritten an erster
Stelle. Deshalb hat die Form als sinnlich wahr-
nehmbare Produktinformation bei Designob-
jekten eine vorprägende Bedeutung; sie be-
einflußt sowohl die emotionale Einstellung
gegenüber dem Produkt als auch dessen prak-
tische Nutzbarkeit. Die Suche nach der richti-
gen Form von Produkten stand daher immer
im Interesse des Design und ist gerade in den
80er Jahren, mit der allgemeinen Zuwendung
zu mehr Emotionalität statt Rationalität erneut
in den Mittelpunkt von Designtheorie und -pra-

xis gerückt. Unter der Begrifflichkeit der Pro-
duktsemantik wird hier seit einigen Jahren eine
intensive Diskussion einer Gestaltung von Be-
deutungen geführt.

Wenn man sich die aktuelle Situation in der
Konsumgüterindustrie vor Augen führt, ist fest-
zustellen, daß relative Uniformität in der tech-
nischen Ausstattung der Produkte herrscht,
aber auch relative Uniformität im Design.
Marktwirtschaftliche Verteilungsmechanismen
unterstellt, führt dies zur Forderung nach Pro-
duktdifferenzierung. So wird dem Designer ab-
verlangt, Produkte qualitativ zu differenzieren,
ihnen neue Identitäten zu geben, sie unter-
scheidbar und zugleich wünschenswert zu
machen.

Ein weiteres kommt hinzu: Der Rückgang
technisch-physikalischer Bedingtheit der Pro-
duktform durch den Einsatz elektronischer
Bauteile. Durch den Einsatz elektronischer
Komponenten, durch neue Materialien und
neue Produktionstechnologie (z. B. CIM) kann
nahezu jede beliebige Form eines Produktes
realisiert werden. Oehlke hat das als „Wegfall
der vertrauten Formen“, als „Tendenz der
Technik zur Unanschaulichkeit“ bezeichnet
/Oehlke 1982 /.

Wiederum ist der Designer gefordert, den Pro-
dukten neue Charaktere zu verleihen, sie er-
kennbar und selbsterklärbar zu machen.

Werte und Einstellungen zu Produkten haben
sich im Bewußtsein der Verbraucher deutlich
gewandelt. So leitet sich logischenweise aus
dem Trend zu mehr Individualität das Verlan-
gen nach zielgruppenspezifischer Ansprache
durch die Produkte ab. Neue, bisher nicht be-
achtete Werte (z. B. Ökologie) sind in den In-
teressenmittelpunkt gerückt und müssen vom
Designer im Produkt visualisiert werden.

Wir wissen jedoch verhältnismäßig wenig dar-
über, wie Designprodukte visuell wahrgenom-
men und interpretiert werden von den potenti-
ellen Käufern und Nutzern. Wir wissen nicht
genau, wie man ein Produkt „versteht“. Was
vermittelt die Gattungsidentifikation? Welches
ist die optimale Anordnung und Gestaltung
von Informationselementen, um diese richtig
und schnell zu erfassen? Wodurch nehmen wir
die den Produkten innewohnenden Qualitäten

61
 
Annotationen