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Hochschule für Industrielle Formgestaltung [Hrsg.]
Designtheoretisches Kolloquium — 14.1990

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Meurer, Bernd: Gestaltung Mythos Vernunft
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https://doi.org/10.11588/diglit.31838#0036
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Abb. 12

Menil Museum, Schnitt durch den
Ausstellungsraum

Abb. 13

Licht und Klima als Faktoren räumlicher
Wahrnehmung und Erfahrung. Menil
Museum in Houston (Texas), 1981-83,
Renzo Piano.

Frage der Polyformität mit der Forderung nach
Autonomie des Einzelnen verknüpfen zu kön-
nen.

Fraglos ist auch diese Entwicklung von den
ökonomischen Widersprüchen, in deren Kon-
text sie steht, gekennzeichnet. Schließlich er-
weitern sich mit den neuen Technologien die
Möglichkeiten der Produktdiversifikation als
Mittel der Produktion sich ,ihre‘ Bedürfnisse zu
schaffen, ins geradezu Unermeßliche. Ande-
rerseits entstehen hiertechnologische Voraus-
setzungen, ohne die eine Demokratisierung
der Gestaltungs- und Produktionsprozesse
sich nicht denken läßt.

Die zunehmende technologische Flexibilisie-
rung ist ein Prinzip, das mehr und mehr auch
ins Innere der Erzeugnisse selbst eindringt.
Die Produkte können zunehmend mit reakti-
ven Eigenschaften ausgestattet werden. Sie
können die flexiblen Merkmale jener Maschi-
nen annehmen, mit denen sie hergestellt wer-
den. Sie wären in der Lage, sich selbst zu
transformieren. Die Techniken der Selbstdia-
gnostik, der Robotik und der Bilderkennung
werden in die Erzeugnisse eingehen. Uns ste-
hen mehr und mehr technische Mittel zur Ver-
fügung, Erzeugnisse als sensible Gebilde zu
entwickeln, die auf Dunkelheit und Helligkeit,
auf Wärme und Kälte, auf Feuchtigkeit und
Trockenheit usf. zu reagieren vermögen.

Auch der Faktor, daß Raum nicht nur durch
sichtbare sondern auch durch unsichtbare Ele-
mente definiert wird, gewinnt mit der tech-
nischen Entwicklung auf neue Weise an ge-
stalterischer Bedeutung.

Das betrifft zum Beispiel auch die gestalteri-
sche Auseinandersetzung mit Fragen des
Lichts, des Klimas oder auch des Klangs und
des Geruchs. Mit der Anwendung von Licht
und Klima in Gestalt ihres natürlichen Vorkom-
mens, ein in der Gestaltung jahrzehntelang
vernachlässigter Faktor, beschäftigt sich die
Industrie bereits seit geraumer Zeit. Darin
berühren sich die Fragen der Ressourcen mit
jenen der architektonischen Wechselbezie-
hung von innen und außen.

Wie in der industriellen Produktion nimmt auch
in der Gestaltung die Bedeutung der Sottware
gegenüber der Hardware zu. Im Bereich der
Kommunikation äußert sich diese Entwicklung

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