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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 14.1896

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Schwäbische Biographien
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https://doi.org/10.11588/diglit.15915#0007

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dem ihm bald nachgeschiedencn älteren
Sprossen dieses Hauses den Kreis der
zahlreichen Familie zu schließen. Seine
sorgfältige und standesgemäße Erziehung
bildete an ihm den angeborenen Charakter
chevalereSker Herzensgute zur schönsten
Reife, welche er in Verbindung mit dem
feinen Zartsinne und der höfischen Tour-
nüre im Umgänge mit jedermann — Eigen-
schaften, die die bessere Erziehung der
„guten alten Zeit" des vorigen Jahr-
bnnderts so vorteilhaft auszeichnen — ebenso
wie seinen natürlichen Humor bis an sein
Lebensziel bethätigte. Er widmete sich als
»achgeborener Sohn eines reichsgräslichen
Hauses, welches schon so manche Mitglieder
in den Dienst der Kirche gestellt, früh-
zeitig dem geistlichen Stande, studierte in
Augsburg, Heidelberg und Straßbnrg und
empfieng die erste Tonsur am 9. März
1775. Bereits im Jünglingsalter erreichte
er eine Präbende des damaligen Hochstists
Köln, welche er indeß n. W. nie per-
sönlich einnahm, sondern bloß nominell
bekleidete; er vollendete seine Studien
an der almn nmter zu Heidelberg und
hatte kaum das 20. Lebensjahr über-
schritten, als ihm am 27. April 1778
die kanonische Würde eines Diakons der
römisch-katholischen Kirche, und am Hvchstifte
von Straßbnrg der Sitz im Domkapitel sowie
der Rang und die wohldotierte Würde
eines Domherrn zu teil wurde, indem sein
Vc.tter, der Erzbischof und Kurfürst von
Köln (1761 — 84), Max Friedrich Graf von
K.-Rothenfels, welcher die Pfründe bis da-
hin besessen, zu seinen Gunsten darauf verzich-
tete. Aus diesem Anlasse zum ersten- und ein-
zigenmale nach Paris gekommen und von
dem bekannten Kardinal Rohan dem fran-
zösischen König Ludwig XVIII. vorgcstellt,
empfieng Graf Aut. Euseb. von K. ans
den Händen dieses denkwürdigen und un-
glücklichen Monarchen das Straßburger
Kapitelskreuz, welches von ihm stets als ein
historisches Denkmal der über seinem Haupte
hinweggebrausten Lebensstürme sorgfältig
und pietätvoll bewahrt wurde. Auch wider-
fuhr ihm bei dieser Gelegenheit die ehrende
Auszeichnung, von dem gutmütigen und
damals noch lebensfroh-gastlichen Lud-
wig XVI. und dessen anmntvoller Gemahlin
Maria Antoinette zur Tafel gezogen zu wer-
den und so die Majestäten persönlich kennen

zu lernen. Die fanatische Wut der fran-
zösischen Schreckensherrschaft, welche seinem
kgl. Wirte bald darauf ein so trauriges
Schicksal bereitete, warf auch den Straß-
burger Domherrn Anton von K. — es
gehörten damals ans dem Geschlechte K.
noch drei weitere Glieder, nämlich sein
(am 1. November 1737 geb., am 14.
Mai 1803 ch) Onkel Meinrad Karl Ant.,
zugleich Domdekan von Köln und sein
(am 27. Januar 1761 geb., am 17. April
.1840 ch) Bruder Alois Maria, zugleich
Kölner Domherr, sowie der schon oben-
erwähnte Bruder Frz. T. Ens. Fel. dem
Stifte zu Straßbnrg an') — als eine
der hohen Aristokratie angehörige Per-
sönlichkeit von kirchlicher Würde und her-
vorragender Stellung auf die Liste der
Proscribierten und in den Kerker und
bedrohte sein Haupt, sowie das Leben der
meisten seiner Standesgenossen ernstlich
mit der Guillotine. Die Vorsehung jedoch
waltete über ihm; die rächende Nemesis
ereilte eben die blutdürstigen Tyrannen
Nobespierre und Enlog. Schneider rc. und
ließ diese das Schaffet, welches sie so
vielen Unschuldigen bereitet, selbst besteigen.
Dieses.Ereignis gab mit tausend anderen
auch ihm nach allerdings bloß zweitägiger,
aber schrecklicher, de» Tod vor Augen
setzender Haft die Freiheit wieder. All'
seiner Habe beraubt, führte hieraus die
Emigration den Grafen K. über die fran-
zösische Grenze nach seiner deutschen Hei-
mat und später nach Salzburg. Nachdem
er hier bereits im i. I. 1794 einige Zeit
bei Verwandten im Privatstande verlebt
und sich zum Liebling der heimischen Adels-
familien zu machen gewußt hatte, hernach
aber wieder nach Antendorf zurückgekehrt
war, traf ihn neuerdings (1795) der Ruf
in das öffentliche Leben und führte ihn
wieder nach Salzburg und in seine frühere
kirchliche Stellung zurück, indem er vor-
nehmlich durch den Einfluß des Domkapi-
') Zwei Schwestern des Dvmherrn Ant. Ens.
waren Slistsdanieu in dem adeligen gefürsteten frei-
weltlichen Stift B n ch n n , nniniich Marin Jvsepha
v. K., geb. 1754, -f 1796 und Maria Theresia
Elisabeth v. K., geb. 1771, -f 1814, welch
letztere aber bald wieder aus- und in den Stand
der Ehe getreten war. Eine dritte Schwester
Maria Wallburga (geb. 1759, f 1794) war
StiftSkoadjurvrin von St. Ursula in Köln,
Küsterin zu Eiden und Knncmissiu van Vreden.
 
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