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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 14.1896

DOI Artikel:
Brinzinger, Adolf: Beiträge zur Geschichte einzelner Pfarreien, [7]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15915#0016

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— 15

Sulz her und wurde au der Grenze von
Oberndorf empfangen vom provisorischen
Obervogt Schott und Bürgermeister Franz
Joseph Krederer." (Er ist der Vater von
Josephe, Krederer, später verehlichtcu Frau
Majorin Scheffel, Mutter des berühmten
Dichters Joseph Viktor Scheffel.) „Außer-
halb der Bruckmühle stand die Schuljugend
mit der Fahne, angeführt von Schullehrer
Lauer, bei der Mädchenreihe zwei Lehrerin-
nen und noch zwei Klosterfrauen. Dann
folgten die zwei Bürgercompagnien mit
Fahne und Gewehr und türkischer Musik,
dann die geistlichen und weltlichen Beamten,
angeführt von dem Kreishauptmanu von
Rottweil, Neichsfreiherrn Max von Ulm-
Erbach, und Oberforsimeister von Laugen.
Der König kam mit zwei herzoglichen
Brüdern und einem herzoglichen Prinzen
und Hofkavaliers mit vier sogenannten
Wurstwägeu. Häßler hielt die Anrede,
welche der König huldvoll beantwortete.
Dann stieg die ganze Reisegesellschaft im
Angustinerkonvent ab, besichtigte die schöne
Klosterkirche (1772—77 erbaut), nahmen
aber von den ausgestellten Erfrischungen
nichts an, sondern fuhren nach kurzem
Aufenthalt wieder zurück nach Stuttgart
unter den Hochrufen der Bevölkerung,
Abfeuer» der Gewehre und Böller." Am
19. Juli hernach „kamen die zwei Kgl.
Kommissäre Hocbstetter von Stuttgart und
Schnell von Remmiugsheim, schrieben in
beiden Klöstern alles auf und übergaben
dem provisorischen Obervogt Schott die
Güteradministration derselben. Schnell blieb
als Administrator der Klostergüter in Bern-
stein, Buisdorf und Kirchberg, im letzter»
Kloster, und am 14. August fing schon
die Versteigerung der Klostersacheu zu
Oberndorf an," berichtet Häßler in seinen
Aufzeichnungen S. 141 und 143. Am
17. Oktober 1806 war die Huldigung i»
der Stadt Oberndorf. Häßler hielt die
HuldigungSrede über den Text 1. Petr. 2,
13—15. Im Gasthof zum Paradies war
das Festessen mit 45 Gedecken, abends
in, Speiscsaal des aufgehobenen Augustiner-
klosterS das Singspiel „Die Entführung
aus dem Serail" (wahrscheinlich mit de,
Musik von Mozart). Am 25. November
1806 hielt Häßler mit Or. Huber, als
vom Kgl. Rat und Bischöfl. Ordinariat
aufgestellte Examiuatores, mit acht Kan-

didaten in Rottweil den ersten außer-
ordentlichen Generalkonkurs für katholische
Pfründen in Württemberg. An, 11. De-
zember 1806 war auf königlichen Befehl
Dekanatswahl in Rottweil, von 50 Stimmen
wurde Häßler mit 43 zum Dekan des
Landkapitels Rottweil gewählt. Im Jahre
1808 schrieb Häßler seine „Materialien
zur Geschichte des Landkapitels Rottweil.
1808, Herder, Rottweil, 46 Seiten" (im
Buchhandel vergriffen). Bei der neuen
Organisation der kirchlichen Verhältnisse
für die Katholiken Württembergs war
Häßler ebenfalls mitthätig. Am 5. Juni
1811 berief nämlich König Friedrich drei
katholische Geistliche nach Stuttgart: den
Geistlichen Rat Johann Baptist Keller,
Sladtpfarrer an der St. Eberhardskirche
in Stuttgart Zeit 1808 8. August als
Nachfolger von Brentano), ferner Johann
Baptist Steinhäuser, Pfarrer in Ober-
stadion und auch Dr. Häßler, Stadtpfarrer
in Oberndorf und Dekan des Landkapitels
Rottweil. Sie mußten zuerst den Be-
ratungen in, Ministerialrat anwohncn be-
treffs Regelung der kirchlichen Angelegen-
heiten der 500 000 Katholiken Württem-
bergs ; am 10. Juni war Kabinettsratsitzung
im Schloß Ills Stunden lang, wobei
vorzüglich über die Aufstellung eigener
Landesbischöfe verhandelt wurde, was ein
Lieblingswunsch des Königs Friedrich war.
Schon i», Jahre 1807 25. September
hatte der König über riese Punkte Unter-
handlungen angcknüpst mit Kardinal Han-
nibal della Genga, Erzbischof von TyruS
und päpstlicher Nuntius (dem späteren
Papst Leo XII.), durch den württem-
bergischen Kultusminister von Mandelsloh
und Baron von Linden, Vizepräsidenten
des Oberjnstizkolleginms, in Form einer
Konvention, der Auditor des Nuntius hieß
Graf Troni. Aber die Unterhandlungen
wurden wieder abgebrochen durch die Schuld
des Kaiser Napoleon I., welcher keine
Scparatkonkordate dulden wollte?) König
Friedrich war mit den drei theologischen
Berater» sehr zufrieden und verlieh an,
10. Juni 1811 dem Geistlichen Rat Keller
das kleine Kreuz des Zivilverdienstordenö,
Steinhäuser und Häßler aber erhielten
den Charakter „Geistlicher Rat"?) Am
11. November 1817 erhielt Häßler die
> Erlaubnis, die große goldene Zivilverdienst-
 
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