Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 14.1896

DOI Artikel:
Beck, Paul A.: Schwäbische Biographieen: S. Lorenz Natter, Edelsteinschneider und Medailleur aus Biberach (1705-1763)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.15915#0035

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
der Altertümer befliß und mehrere vor-
zügliche Arbeite», wie die vo» ihm mit
^V17'7'LB' bezeichiicte» Bildnisse
deS genannten Fürsten und des Kardinals
Alexander Albani ansführte. Da sein
immer mehr steigender künstlerischer Nnf
ihm von allen Seiten Aufträge über Auf-
träge znführte, so verließ er mit Empfeh-
lungsschreiben des ihm wohlgesinnten Re-
genten den toskanischen Hof und ging nach
Nom, wo er sich ein paar Jahre lang in
der Akademie der schönen Künste übte
und von dem damaligen Papste Klemens XII.
beehrt und beschenkt wurde. Hernach be-
gab er sich nach Neapel, um dann wieder
nach Florenz znrückgernfe» zu werden.
Nun begann für ihn eine Art Wander-
leben, auf welches er mit seiner Edel-
schneideknnst mehr oder weniger angewiesen
war, zumal die Kunst .überhaupt in da-
maliger Zeit noch eigentlicher Zentren
entbehrte. Er reiste über Livorno nach
London, wozu er durch die Herzoge von
Dcvonshire und Marlborough und durch
den Grafen Besborongh veranlaßt wurde;
hier verehelichte er sich auch i. I. 1740.
Fortan arbeitete er für die meisten Fürsten
Europas, welche ihn wertschätzten und
gilt belohnten. I. I. 1742 berief ihn
Wilhelm (IV.) Karl Heinr. Frisv, Prinz
von Oranien, nachmaliger Statthalter der
vereinigten Niederlande, nach Holland,
woselbst er ein Jahr verweilte. Dieser
Prinz hatte viel Sinn und Geschmack für
Natters Kunst und animierte Natter, sich in
derselben hervorzuthun, hatte auch die schöne
und bemerkenswerte Gemmensammlnng des
Grafen Toms zu Leyden erworben. Als-
dann begab N. sich i. I. 1743 mit dem
Kunstmaler Karl Markus T(D)nscher (geb.
1705 zu Nürnberg, st 1751 in Kopen-
hagen), welcher außerdem ein trefflicher
Kupferstecher, aber niemals, wie Mariette
meint, auch Edelsteinschneider war und
sich u. a. durch seine Zeichnungen nach
antiken Steinschnilten für Baron von
Stosch, N. n. a. bekannt gemacht hatte,
nach Kopenhagen und arbeitete hier fast
ein Jahr lang für den kunstsinnigen König
Christian VI. von Dänemark, der ihm
in seinem Schlosse ein eigenes Kabinett
einränmte und seine Arbeiten nicht allein
reichlich honorierte, sondern ihm auch eine
12 Unzen schwere goldene, die Hinterseite

deS kgl. Palastes darstellende Medaille
verehrte. Er verfertigte n. a. für den
König eine Schaumünze (obwohl derartige
Arbeiten damals noch nicht recht seine
Sache waren), ferner das kgl. Wappen
von verschiedener Größe zu Siegeln, wo-
von das kleinste blasonnierte mit derGrnnd-
sänle des Wappens und den Orden kaum
den vierten Teil eines Zolles ausmachte.
Seine vorzüglichsten Arbeiten waren aber
hier des Königs Bildnis auf verschiedene
Art, und vor allem ein Elefant in er-
habener Arbeit auf einem orientalischen
Jaspis mit verschiedenen Farben; der
Turm auf dem Rücken des Tieres war
rötlich; die Decke grün und mit fünf
kleinen Brillanten in Form des Elefanten-
ordenS eingefaßt; der Elefant selbst mit
dem daraufsitzenden Reiter war weiß; die
beiden Hinteren Füße waren in clair-
obscur gehalten. Der Boden zeigte ein
schönes, mit einigen roten Flecken vermeng-
tes Grün. Dieses außerordentliche Stück
hatte ungefähr 1 U2 Zoll im Durchmesser.
Diese Werke sollen sich noch in Kopen-
hagen befinden.
Natter bereute es später sehr, sich in
Kopenhagen nicht halten gelassen zu haben;
und in der That, sein Weggang wäre
nicht recht erklärlich, wenn ihn nicht sein
fortwährendes nnanshaltsameS Streben
nach weiterer künstlerischer Entwicklung
in Verbindung mit einer gewissen inneren
Unruhe auch nach anderen großen Städten
fortgezogen hätte. Den dänischen Mo-
narchen behielt er aber stets im dank-
barsten Andenken; er erhebt ihn bis in
Himmel und stellt ihn bezüglich der Frei-
gebigkeit und Knnstgönnerschaft auf eine
Linie mit Alexander und AugnstnS. Non
Kopenhagen wandte er sich wieder in Be-
gleitung Tnschers nach Stockholm, wo
er gleichfalls großen Ruhm erwarb,
und dann i. I. 1745 zum erstenmal
nach Petersburg, wohin es im vorigen
Jahrhundert so viele deutsche Künstler
aller Art zog und wo sie Aufträge und
Verdientst, Anerkennung und Ehre fanden
und woselbst er sich ebenfalls durch seine
Kunstfertigkeit beliebt machte. Eine Fabel
aber ist es, daß er sich, wie Mariette in
seinem »kracke des pierres Aravees«, dessen
Mitteilungen nach Natters Bemerkung über-
haupt vielfach unrichtig sind, erzählt, von
 
Annotationen