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Beck, Paul [Editor]; Hofele, Engelbert [Editor]; Diözese Rottenburg [Editor]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 14.1896

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Paulus, R.: Schwäbische Biographieen: Konrad Köllin, Dominikanermönch aus Ulm (1476-1536)
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https://doi.org/10.11588/diglit.15915#0063

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Philosophie" in Köln, allerdings ohne An-
gabe des DrnckorteS?)
Die ganze Angelegenheit war längst
vergessen, als zu Anfang deö Jahres 1535
das oben erwähnte Schreiben an den
Kölner Magistrat lateinisch nnd deutsch
im Druck erschien. In der lateinische»
Ausgab?) wird der Herausgeber nicht
genannt; daß aber dieser erneute Angriff
ans die Kölner von dem lutherisch gesinnten
Theodor Fabricius ansging, kann
keinem Zweifel unterliegen. In der Vor-
rede zur deutschen Auögabc/j dato Münster,
11. Februar 1534, erklärt FabricinS, der
Brief AgrippaS sei ihm vou einem Freunde
(wohl vou Agrippa selber) mitgeteilt wor-
den; er habe denselben so interessant ge-
funden, daß er sich entschlossen habe, ihn
zu übersetzen und in den Druck zu gebe».
Der Uebersetzcr, der einige Jahre vorher
wegen seiner lutherischen Eennnung ans
Köln anSgewieseu worden/) hoffte wohl,
durch diese Veröffentlichung den verhaßten
Gegnern einen schlimme» Streich zu
spielen?)
Daß die Kölner Theologen solch öffent-
liche Verunglimpfung nicht ruhig hin-
nehmen konnten, versteht sich von selbst.
Sie erhoben sofort einen scharfen Protest
>) II. L. wxrippae de occulta 1'bilosoplua üdri
wes. 1533. dleuse lutio. 2) 1-fpisroIa Lpolo-
§etica ad clarissimum Urdis ^xrippiuae Homa-
uorum Loloniae Leuatum, contra iusanam Lou-
radi Löliu de Ulma . . II. L. ^grippae. Lr-
Aentinae, New. Lcboeller. 1535. 14 Al. 12".
Ein Sendtbrief an Bürgermeister unnd Naht
der stat Cölu, wider die Sophisten dcS . . Doc-
tvrs H. C. Agrippa, newlich verdentschet. Slraß-
bnrg, P. Schösser, 1535. Ennen IV,
264 fs. ") Fabricius scheint besonders gegen
Köllin erbittert gewesen zu sein. Der Stelle,
in welcher Agrippa den Dominikaner erwähnt,
fügt er in der lateinischen Ausgabe fol-
gende Randglosse bei, die weder in der deut-
schen Ausgabe noch in Agrippas gesammelten
Werken zu finden ifl: Ists Lonradus LouIIion,
alias Loelin dictus, cum esset ex cousciis Ler-
nensis kla§!t!i, summo Studio per Lapnionem
delensus est et inter iutimos amicos receptus,
guam Aratiam !IIe neguissima proditione et
persecutione in Igpericornio bello compensavit,
sicut illnstrium virorum epistolae testantur. In
den hier erwähnten, 1514 veröffentlichten ciaro-
rum virorum epistolae inissas ad Ueucbliuum,
ist von einem Verrat oder einer Verfolgung
Neuchlins durch Köllin nichts zu finden. Das;
Köllin am berüchtigten Berner Handel beteiligt
gewesen, ist eine grundlose Verleumdung.

gegen daS „lügnerische Schmählibell"?)
Als jedoch die Universität ernste Schrille
beim Erzbischof gegen Agrippa thnn wollte,
hatte letzterer Bonn bereits verlassen. Da
er auch beim Kaiser wegen seiner Schrift
Ue vunilmte scüeutiurum verklagt worden,
so suchte er in, Frühjahre 1535 eine Zu-
flucht in Frankreich, wo er noch in dem-
selben Jahre zu Grenoble gestorben ist.
Bald nachher sollte auch Köllin das
Zeitliche segnen?) Er starb am 26. Au-
gust 1536/) nachdem er 25 Jahre dem
Kölner Generalstudinm als Negenö vor-
gcstanden und auch längere Zeit im Kon-
vent als Prior das Scepter geführt?)
Wie sehr er bei jenen, die ihn näher
kannte», in Achtung stand, ersehen wir
ans einer Zuschrift deö Kölner Kar-
thäuserpriors Petrus Blomevenna
an den Erzbischof Her,nanu von Wied?)
Der ebenso gelehrte als fromme OrdenS-
mann ist voll deö Lobes für die beiden
Theologen Arnold von Tnngern nnd Kon-
rad Köllin. Den' ersteren, der in den
„Briefen nnberühmter Männer" so un-
billig verspottet und geschmäht wird, nennt
') Die Ilniucrsilätsannaleu sprechen sich über daS
Pamphlet folgcuderweise aus: QibsUus lamosuset
scandalosus, non in unam modo Hacultatem,
ssd in totam llniversitatem, negue eam guidem
solam, verum etiam in civitatem cordatumgue
eius Leuatum, suis enim censuris, imo invec-
tivis mordacibus, licet de plano mendacidus.
saevit et lurit in vivos et mortuos. Bei
Biancv, die alte llnioersität Köln. Teil l.
Köln 1855. S. 622, wo jedoch diese Stelle irrig
auf die Occulta lUiilosopliia bezogen wird. In
letzterer Schrift hatte Agrippa die Kölner nicht
angegriffen. / A. Wey er manu (Nachrichten
von Gelehrten ans lllin. Illm 1798. S. 368 f.)
bringt die seltsame Nachricht, Konrad Köllin sei
1534 von! Superintendenten Martin Frech l
nach Ulm berufen, examiniert, auch für gut be-
funden, aber doch abgewicseu worden. Hier
wird jedoch der Kölner Professor verwechselt mit
Andreas Köllin aus Konstanz, der 1536
Prediger in Ulm wurde. Frau ck in der Allg.
d. Biogr. hält zwar die Angabe Weyermanns
für „unwahrscheinlich", fügt aber bei: „Dagegen
ist gewiss, dass K. zu Ulm de» 26. Aug. >536
gestorben ist." Allein auch diese Angabe ist
falsch; Köllin ist in Köln gestorben, ch
II, 100. Fr. cstcill, Lpliemerides Ilomini-
cauo-Lacrae. Dillingen 1691. Il, 319. ') Als
Prior wird Köllin erwähnt in den Jahren
1523, ,526, 1528. Sein Nachfolger war Til-
in auu Smelin gvon Siegbnrg, der bereits 1532
als Prior erscheint, "j Widmung zu Irncbii i-Iiou
sacerdotum O. 1'etri Illomevenuae I.ez'deusis
Lartbusiae Lolonieusis lbloris. Lolnuilce 1532.
 
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