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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 14.1896

DOI Artikel:
Schön, Theodor: Die Kirchen und Kapellen des mittelalterlichen Reutlingen, [4]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15915#0095

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94

Jahve 1624, da kaiserliches Militär in
der Stadk lag, wurden in drei Monate»
36 Messen (wohl in den Klostcrhöfcm)
gelesen. (Gayler II, 272.)
Vielleicht wird der eine oder andere
der geehrten Herren Leser fragen: hat
sich denn gar kein Kunstwerk ans diesen
abgebrochenen Kirchen und Kapellen er-
halten? Noch ein Beginn des 17. Jahr-
hunderts existierten Kircbenparamente aus
der Allerheiligeukapelle und waren im Besitz
der Kirchenpflege, welche die Walkerstif-
lnng verwaltete. (K.-A.) Eine ans dem
Archiv in der Marienkirche stammende
Bursa, in der das Korporale, aus welches
Hostie, Kelch und Patron zu ruhen kom-
men, verwahrt und znm Altar getragen
wurde, befindet sich in der Altertnms-
sammlnng in Reutlingen und wurde von
Professor Or. K eppler in den Nent-
lingcr Geschichtsblättern I, 26 eingehend
beschrieben. Ebenda werden sieben ganz oder
fast völlig erhaltene, mittelalterliche Meß-
caseln ans der Marienkirche anfbewahrt und
wurden gleichfalls von IN. Kcpplera. a. O.
S. 10—12, 16—18 einer gründlichen
Erörterung und Beschreibung unterzogen.
Als bei der Säkularisierung der March-
ihalcr Hof an den Fürsten von Thurn
und Taxis überging, wurden zwei schone
Altargemälde, trefflich ansgeführte Manns-
köpfe darstellend, von der Kapelle im Hofe
fortgcnommen und geraume Zeit in
Scheuern hernmgeschleppt, bis der kunstsin-
nige Fürst dieselben wieder an sich brachte.'")
Es wäre von Interesse zu wissen, wo sich
diese Knnstschätze jetzt befinden sin Re-
genSbnrg in der fürstlichen Residenz?).
In der Altertnmssammlnng in Reutlingen
finden sich »och zwei schöne polychrome
Holzftgnren, Maria und Elisabeth, ans
dem 14. Jahrhundert, eine ebenfalls sehr
alte, mit Stickerei versehene Kapsel, ver-
goldete Ciborien, Kannen n. s. w., alles
ans der Marienkirche. Die Mehrzahl der
kirchlichen Kunstwerke wurde leider ein
Opfer des Bildersturms. Um so wertvoller
ist der kleine Rest, der gerettet wurde.
A n m erkung e».
"2) Barnes, Chronica von Reutlingen, S. 13.
°°) Neue Oberanitsbeschreibung II, 33.
'P Mitteilungen des Vereins für Geschichte
und Altertumskunde in Hohcnzollern, 1830/91.
S. 97, wo Galt Lesefehler für Jtnl oder Jtel ist.
"") Nentl. Geschichisblätter I- II, S. 85.

"N Gayler I, 318.
'") E. Weihenmajcr in den Rcntl. Geschichts-
blätteru VI, 32.
Nene Oberamtsbeschreibnug II, 4t.
Nentl. Geschichtsblätter V, S. 27.
Michael Fizion, geb. 1525, Bürger-
meister von Reutlingen, h 14. Mai 1615.
Gayler I, 420.
6") E. Schneider in den Wiirlt. Viertcl-
jahrsheften 1887, S. 50, dem das Verdienst ge-
bührt, zuerst daS Vorhandensein dieser Kapelle
nachgewiesen zu haben.
'") Gayler I. 421. Später mussten Bürger,
die Katholiken ehelichten, sich auswärts kopuliere»
lassen, so 1648 ein Metzger und die katholische
Witwe eines F-eldtronipcters (Gayler II, 123).
Als 1678 ein Katholik wegen Diebstahls hin-
gcrichtet werden sollte und der Rcgimcntspnter
des Oberstlientenants Graf Montecneuli bat,
ihn „versehen" zu dürfe», wurde es ihm am
31. Januar abgeschlagen (ebenda Seile 198s.
Wurden Katholiken begraben, iva'd nur das
kleine Glöckchen geläutet (ebenda Seile 211).
Als am 17. Februar 1661 die Magd Johann
Jakobs Kurz, eines Schwiegersohnes des
HanptpredigerS L a u b e n b e r g e r, Maria,
Tochter des Zimmermanns Kaspar Regel in
von Burgau, 50 Jahre alt, die seit 1631 in
Reutlingen war und 12 Jahre ihrem Herrn
treu gedient hatte, beerdigt wurde, wurde aus-
nahmsweise ihr um 2 Uhr mit alte» Glocken
geläutet. Bereits wurde auch schon der Leichcn-
gesang in der Abendpredigt bestellt. Aber, als
man das zweitemal läutete, liest Bürgermeister
Franz Helbling durch einen Stndtknecht dem
Magister Jakob Stenglin, Rektor der lateini-
schen Schute, den Leicheiigesang verbieten (eben-
da Seite 211 bis 212). Ebenso wurde am
27. März 1723 beim Begräbnis des katholischen
Körnet Muhlin, der 26 Jahre als recht-
schaffener Offizier beim NeMlinger Kreiskontingent
gedient hatte, mit allen Glocken, die grösste Bel-
glocke ausgenommen, geläutet (ebenda Seite 280).
Am 22. November 1592 verlangte die Stadt,
das; die Hofmeister der katholischen Klostcrhöse
ihre Kinder nicht auswärts, wie kürzlich der
Salmansweiler gethan hatte, sondern in der
protestantischen Kirche in Reutlingen taufen
sollten (ebenda Seile 272). Schon 1573 klagte
der Rat, das; der „weihe Mönch" ansterhalb der
Stadt das Kind einer Magd taufen liest. Das
Kloster Zwiefalten sprach für seinen Hof in Reut-
lingen freie Neligionsübung an. Am 20. De-
zember 1592 liest der Zwiefnltensche Hofmeister
den Käst in an n von Eningen durch einen ka-
tholischen Geistlichen von Kirchheim versehen,
Im Februar 1650 war an Sonn- und Feier-
tagen im Hof ein so grösster Zusammenlaus des
Volks, das; er einer öffentlichen Religions-
übung nicht ungleich war. Ebenso wurde am
7. März 1669 in der Kapelle des Hofes durch
einige Religiösen während der protestantische»
Haupkpredigt die Messe celebriert und das
Abendmahl an eine ziemliche Anzahl von
Personen gespendet. Am 4, Mai erklärte der
! Rat: nur dem Abte und seinen Kvnvenlualen
! sei für sich und die Bedienten des Hofes
 
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