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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 14.1896

DOI Artikel:
Liebenau, Theodor von: Zur Geschichte des schmalkaldischen Krieges in Süddeutschland
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https://doi.org/10.11588/diglit.15915#0119

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118

31. März versicherte der kaiserliche Ge-
sandte MouchetS auf der Tagsatznng in
Baden die Eidgenossen nochmals der wohl-
wollenden Gesinnung des Kaisers; er
dankte ihnen für die ablehnende Haltung
gegen die Einflüsterungen des Landgrafen
von Hessen und der deutschen Reichsstädte,
wie für die Bestrafung der Reisläuser,
die den Schmalkalden zngezogen waren.
Am 2. Mai 1547 übermittelte Bischof
Johann von Konstanz aus Meersbnrg
dem Rate von Luzern die Zeitung über
den Sieg des Kaisers bei Mühlberg vom
24. April, die mit den Worten begann:
Vsni, vieli, viel. Es ist dieser Bericht
datiert „im Lager in der Elb, zwno meil
wechs nnderhalb . Meicbseu, in der nacht
den 24. April bis 1547.
Eine zweite Zeitung vom 25. April 1547,
verfaßt von einem Parrenot, enthält einige
interessante Nachrichten, die wir hier zur
Charakterisierung der vom Bischof von
Konstanz verbreiteten schriftlichen Zeitungen
mitteilen wollen:
„Do ward der Herzog von Taxen ergrifft»
und von einem kiirisfer nffgehakten, der Im sin
gwör nß der Hand schlug und verwart in mit
eim schivert in bagge», und ward sin Pferd
bim zaumriemcn gfast, das er sich gsangeii gab.
Sin snn ward erschossen und mvcht »it entschntt
werde». Sv sind uuzalbnrlich vil gfangcn, da-
runter ein Herzog von Brnnschmpg, so bi) dem
Landgrafen gsyn, und ein graf, de» man ein
zyt zu Metz hat wellen enthaupten, des; Her-
zogen Cantzler und viel ander. Aber Herzog
Mauriz und die ander» hend den sig ervotgt.
Der leiser kert wider in sin lager, ungfarlich
zwo stund nach mütnacht. Aber öb er ns dem
Wald kam, fiirt man zu gm gesagten Herzog
von Saxen, und »'.acht man wyte. Der Herzog
kam vast blutig und hat man Im uff sin Haupt
gsetzt ein clesn rots Hüttlin, und ein mantel
nmbgleytl Er >var gwapne! mit eim pantzer
und vorne» hat er ein kreps. Wan ich war so
nachet, das ich hört, das. er zum keiser rettft
In der gstalt ivar er. Er kam zu ros; bis uff
zivnntzig schritt znm keiser. Der Herzog von
Arbeit belytet In. Do ylt er, als lvölt er
vom pfärt abstigen. Aber er mvcht nit. Do
zog er sin Hut ab und rett mit dem keiser, als
in tittsch gewvir ist, zu sagen von wort zu wort:
Aller lieblichster keiser. Ich bin »wer gfangner.
Der keiser seht. Im lachende: Bin ich diser
stund »wer keiser? Do rett der Hertzog: aller
lieblichster keiser, ich bin in Hoffnung ir haltet
mich als ein gfangnen fürsten. . Der keiser
aniivnrtet Im: als- ihr beschult Hand und was
ir verdient, wird üch gelangen. Do wollt der
Herzog ine mit dem keiser rede». Aber der
keiser hieß In stirer stiren. Er ist megr.er wor-
den, dann er z'spyr gsin ist."

Mit diesem Siege zu Mühlberg ivar
der Sieg des Kaisers über die Schmal-
kalden entschieden. 'Nur Konstanz und
Straßbnrg standen noch dem Kaiser ent-
gegen. Die evangelischen Orte der Eid-
genossenschaft , welche die süddeutschen
Städte in ihrer Opposition gegen den
Kaiser bestärkt hatten, waren in großer
Verlegenheit, da ihr doppeltes Spiel ent-
hüllt wurde. Es. bat zwar in aller
neuester Zeit noch Historiker gegeben, welche
die Haltung der Schweiz in diesem Kriege
als eine korrekte be,zeichnete». Wenn man
nur die ans den alkgenieinen Tagsatznngen
gehaltenen Reden in Betracht zieht, die
Neistäufer im Heere und die Gesandten
der Stände Bern und. Zürich im Lager
der Schmalkalden sowie die Verhandlungen
der evangelischen Orte untereinander aber
übersieht, so kann man zu einem solchen
Urteile allerdings gelangen?) Allein eine
Geschichte der Neutralität, darf diese Schat-
tenseiten nicht als „Ansnahmen" hinstelle».
Die Stände Zürich und Bern befolgten
eine Sonderpolitik, nachdem es ihnen nicht
gelungen war, die ganze Eidgenossenschaft
für einen festen Anschluß an die Schmal-
kalden zu gewinnen.
Wir sehen ans dieser akteugetreucn
Darstellung, daß die schweizerische Nen-
lraiität -zur Zeit der schmalkaldischen Kriege
mehr in Theorie als in Praxis bestand,
daß das Asylrecht gegen Katholiken und
Protestanten in der Schweiz sehr verschie-
den gehandhabt wurde und daß neben rein
religiösen auch politische wie materielle
Fragen die Haltung der Schweizer zu
den schwäbischen Landen bestimmten.
Als im Jahre 1548 die Eidgenossen
dem Kaiser bewilligten ,' zur Belagerung
von K o u st a ii z durch schweizerisches Ter-
ritorium zu ziehen, da wurde in Ulm das
Gerücht ausgestreut, der. sonst als geizig
bekannte Kaiser habe die fünf katholischen
Orte bestochen. Ein Züricher aber be-
.haiiptete, Kaiser Karl V. habe den, Schult-
heißen Fleckenstein von Luzern 80 000 Kro-
ss In Bezug ans die Darstellung des Schmal-
kalden-Krieges dnrch Johann Janssc» ist zu be-
richtigen , daß die katholischen Orte der Eidge-
nossenschaft keinen Abgeordneten im kanerlichcn
Lager in Ingolstadt hatten: die vier Zeitungen
von Dr. Georg Parlt sind durch, den kaiserlichen
Gesandten, Hans Melchior Heggenzer Wasserstelz,
an den Nat von Luzern mitgeteilt worden.
 
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