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Beck, Paul [Editor]; Hofele, Engelbert [Editor]; Diözese Rottenburg [Editor]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 14.1896

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Mone, Fridegar: Kritik der Wappen der Minnesinger aus Schwaben, [26]: Beitrag zur Geschichte der christlichen Mystik in Schwaben und Alamannien
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.15915#0140

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139

Waffen nach her. rechts schauend in gelb
mit rotem Schildrande, ohne Beischrift.
Dieses Wappen erklärt Fürst Friedrich
Karl zu Hohenlohe-Waldenburg für „Nom".
Damit soll nicht die Stadtgemeinde
Nom, sondern der Titel König von
Rom «»gedeutet werden. Heinrich (VII.)
wurde schon 1217 König von Sizilien
und Herzog von Schwaben genannt und
1220 in Frankfurt znm deutschen König
gewählt, wodurch er auch berechtigt war,
sich römischer König zu nennen. Er starb
in der Gefangenschaft 1242, den 12. Fe-
bruar. Entscheidend in der Frage, ob das
Wappen im Manesse-Codex sich auf den
1197, den 28. September verstorbenen
Kaiser Heinrich VI. beziebe, oder auf dessen
Enkel König Heinrich VII., der 1220
römischer König wurde, scheinen mir der
silberne Helm, die Form der offenen Laub-
krvne und der darüber schwebende einfache
Adler zu sein. Hierüber habe ich in der
Zeitschrift „Der deutsche Herold" 1893,
Nr. 5, 6 mich geäußert. Die Laubkrone
ist sckwer genauer zu bestimmen, denn
das Blatt könnte ebenso gut das Rebeblatt
wie das AkanthnSblatt sein. Da Hein-
rich VII., der Oheim KonradinS, sich nach
1218 nicht mehr König von Sizilien nannte
oder auf Befehl seines Vaters nennen
durfte, so wird man die bezügliche Krone
für die deutsche resp. römische Königskrone
erklären müssen. Der schwebende Adler
über derselbe» findet sich auch bei einem
anderen Wappen im Donaueschinger Wap-
penbuche als in einer Grafenkrone stehen-
der Adler mit ausgebreiteten Flügeln. In
demselben Wappenbuche Bl. 4n wird Si-
zilien ein schwarzer einfacher Adler nach
rechts schauend mit goldener Krone und
goldenen Waffen gegeben. Auf der Brust
hat er den goldenen Halbmond mit Klee-
blatt-Spitzen, welcher im Manesse-Codex
fehlt.
2. Der Manesse-Codex giebt den, König
Konradin von Staufen, der 1268 in Neapel
enthauptet wurde, das Prozessions- resp.
Altarkreuz als Hcroldsstück in den Schild.
Davon habe ich in der Zeitschrift „Der
deutsche Herold" 1893, Nr. 6, ausführ-
lich gesprochen. Auch sonst kommt als
Schild- wie als Helm-Kleinod daS Pro-
zessionskrenz vor. Der hl. Gangols führt
es auf dem Schilde nach Darstellungen

auS dem 16. Jahrhundert. Der Maler
HanS Bnrgkmaier (1472—1531) hat der
hl. Brigitta von Schweden ebenfalls das
Prozessionskreuz, umgeben von drei Kronen,
als Wappenfignr beigelegt. Man fragt,
welchen Grund mag dies haben? — In
der Züricher Wappenrolle findet sich als
Nr. 122 ein goldenes Prozessionskreuz in
silbernem Felde, auf dem Helme ebenfalls
dasselbe goldene Kreuz mit schwarzer Ein-
fassung. Leider fehlt aber dabei der Name
des Wappenträgers. Das goldene Pro-
zessions-oder Altarkreuz in blau hat nach
dem Donaueschinger Wappenbuche, Bl. I,
auch der sagenhafte König Artus von Eng-
land. Ans Bl. 8 b desselben Buches zeigt
der Helm der Lothringischen Familie Salm
zwischen zwei Fischen, welche in den Helm
beißen, daS goldene Prozessionskreuz mit
Kleeblatt-Enden. Eine ähnliche, fast die
gleiche Helmzier (goldenes Altarkreuz »men
mit Stachel, zwischen einem silbernen und
roten Fische, beide in den Helm beißend)
hat ein Wappen des Donaueschinger Wap-
peubuches, Bl. 139 b. Der dazu gehörende
Schild ist rot-weiß geschacht. Bei diesem
Bilde fehlt aber der Namen des Wappen-
trägers.
Nach diesen gegebenen Beispielen kann
es kein Zweifel sei», daß das Prozessionö-
kreuz das Symbol der weltlichen oder ir-
dischen Gerechtigkeit war, und daß hier kein
individuelles Wappen des Konradin von
Hohenstaufen vorliegt.
Das Altarkrenz oder die crux ^esln-
toria im Wappen KonradinS wird nach der
Ueberschrift über dem Triumphbogenkreuze
in einer alten Kirche: per me prmcipes
impercmt! nur als Emblem zu einer
Devise oder Motto, nicht als Heroldssigur
des Wappen KonradinS zu erkläre» sein.
Aehnlich sind die Devisen: per crucem
nä lucem und In so^-e suiM In eroix.
Das Emblem und das Motto KonradinS
erinnert au den Delphin um eine» Anker
gewunden (König Rudolf von HabSbnrg)
oder an den Zirkel (König Ruprecht von
der Pfalz). Siehe Radvwitz: Die Devisen
und Motto des späteren Mittelalters. Ein
Beitrag zur Spruchpoesie.
Nr. 140. Den Kanzler, welcher als
letzter Dichter im Manesse-Codex aufgezählt
wird, nenne ich hier an erster Stelle, weil
er, wie kaum mehr zu bezweifeln ist, als
 
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