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Beck, Paul [Editor]; Hofele, Engelbert [Editor]; Diözese Rottenburg [Editor]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 14.1896

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Mone, Fridegar: Kritik der Wappen der Minnesinger aus Schwaben, [27]: Beitrag zur Geschichte der christlichen Mystik in Schwaben und Alamannien
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.15915#0160

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159

Thannhnser. ES wurden aber gewiß im
Mittelalter noch andere Wege rwn den
Dichterlingen versucht, um ihre» richtigen
Namen, sv gut es ging, zu verbergen.
AuS diesem Grunde ist die Kritik des
Wappens von grvßer Bedeutung.
Heinrich von Offterdingen findet sich
nicht unter diesem Namen im Manesse-
Codex, deshalb liegt es nahe, den Namen
Offterdingen oder Ofterdingen für ein
Pseudonym zu halten. Oben wurde im
Abschnitt XXIV und XXV versucht, den
Dichterling Bernger von Horheim, Nr. 55
des M.-Codex, mit dem Heinrich von
Offterdingen als identisch zu erkläre».
Auf alten Landkarten wird das Dorf
Oftriugeu an der Wutach in der Nähe
von Horheim, Hoffterdingen unweit De-
geruan genannt. Auch gab eS im 15. Jahr-
hundert dort ein Adeksgeschlecht, das sich
von Oftriugeu schrieb. Das Schloß des-
selben steht noch heute wohlerhalten beim
Dorse Ofteriugen. Da Horheim nahe
bei Ofteriugen liegt, so lenkte dieses auf
die Vermutung, daß Bernge Horneim oder
Bernger von Horhein mit dem Dichter
von Ofterdingen identisch sei. Die Wein-
gartner Liederhandschrift nennt den Dichter-
ling Bernge Horneim, das wäre neu-
hochdeutsch Horuheim (jetzt gewöhnlich
Hüruheim genannt). Dieselbe Handschrift
scheint bezüglich der Helmzier des Bernge
zuverlässiger zu sein, als der Manesse-
Codex, nämlich ein gelb und rot gestreifter
(beflaggter) Strohhut; während in dein
zuletzt genannten Codex der Hut nur gelb,
also die Bemalung nicht vollendet ist.
Was die Farbe dieser Hirtenhüte anbe-
langt, so kommen in der Züricher Wappen-
rolle am meisten schwarze oder rote Hirten-
hüte vor, selten sind sie von brauner,
rot-weißer, grüner oder gelber Farbe.
Die roten Hirtenhüte finden sich meist bei
Herren vom hohen Adel.
Hält man jedoch daran fest, daß der
Name von dem Dorfe Offterdingen im
Steinachthale, welches bei Tübingen ins
Neckarthal mündet, entlehnt sei, so wird
wohl keine andere Vermutung zulässig er-
scheinen, als die, daß der Dichter in dem
nahen Cislcrcienscrkloster Bebenhausen
lebte und deshalb nur mit dem Namen
vor seiner Profeß genannt wurde. Wahr-
scheinlich ist die ganze Figur des Heinrich

von Ofterdiugen eine Erfindung des Hein-
rich von Klingenberg, des, Bischofs von
Konstanz und seiner Freunde und Mit-
arbeiter an dem Gedichte der „Sänger-
krieg auf der Wartburg".
UeberdieS ist eS nicht unwahrscheinlich,
daß ein und dieselbe Persönlichkeit unter
zwei fingierten Namen aus Zufall oder
mit Absicht im Manesse-Cvdex vorkommt.
Bei der Art und Weise, wie dieses Sam-
melwerk zu stände kam, ist nämlich eine
solche Wiederholung oder Tautologie leicht
erklärlich. In der einen Licderhand-
schrift stand zum Beispiel ein Lied oder
Gedicht unter dem Namen „Der Schreiber"
oder „Klinsor", in einer anderen Hand-
schrift waren Gedichte desselben Dichters
unter dem Namen „Herr von Ems" oder
„Der Kanzler" ausgenommen. Einer ein-
gehenden Kritik ist es wahrscheinlich Vor-
behalten, die Zahl der 140 Dichter auf
etwa 120 zu reduzieren. Auch läßt es
sich denken, daß Heinrich von Klingenberg
nach Abschluß oder Vollendung seines
Sammelwerkes erst 1303 eine rheinpfälzische
Liederhandschrist in Speyer erhielt, in
welcher die richtige» Namen des Dierolf
von Worms, des Putter, des Leiuinger
und anderer sich fanden, die er früher,
d. h. vor 1303, unter dem fingierten
Namen schon aufgenommen hatte. Für
diese Vermutung spricht besonders der
Umstand, daß die Grafen, Markgrafen,
Burggrafen, Schenken, die Herren, die
Meister, die Schreiber nicht alle nachein-
ander aufgezählt sind. So hat der
Sammler den Bischof Konrad von
Scbarpfenberg, Bischof von Speyer und
Metz 1212—1222, nur als von Scharfen-
berg ansgeführt. Wahrscheinlich hat er
erst 1303 erfahren, daß dieser Dichter
Bischof in Speyer und Metz war.
Nr. 47. Das Wappen des Wolfram
von Eschilbach (Eschelbach) wurde im Ab-
schnitte XXI besprochen. Der genannte
Poet gehört unter die Zahl der pseudonym
angeführten Dichterlinge, denn der Name
Wolfram von Eschilbach wurde ihm nur
beigelegt, weil man für das Gedicht: Der
Sängerkrieg auf der Wartburg (wahr-
scheinlich von Bischof Heinrich von Klingen-
berg selbst verfaßt) einen Wolfram von
Obereschenbach-Pleinfeldcn notwendig hatte.
Sein Familienwappen, welches der Ala-
 
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