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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 14.1896

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Bach, Max: Zur Friedrich Schramm-Frage
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https://doi.org/10.11588/diglit.15915#0188

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187

spätet abgedrucklen Artikel im „Archiv" 1896
Nr. 2 bezüglich eines Punktes, nämlich
der Juschriften-Frage geantwortet. Jetzt
nachdem ich die ganze Sache und beson-
ders den Aufsatz von Busl im „Archiv"
Jahrg. 1889 Nr. 6 einer erneuten Durch-
sicht und Prüfung unterzogen habe, möchte
ich nochmals darauf zurückkommen.
DorauSschicken muß ich, daß bei Ab-
fassung meines Artikels über Schramm
im „Archiv" von 1894 ich es leider ver-
säumt habe, den angeführten Vuslschen
Aussatz nochmals gründlich durchzusehen
(ich besitze kein eigenes Exemplar davon),
sonst hätte ich manches anders geschrieben,
wäre auch nicht in die Lage gekommen,
die Behauptung auszustelleu, der Ausdruck
„schnitzen" oder „schneiden." könne sich
nicht auf eine gemalte Tafel beziehen,
denn thätsächlich wird der Ausdruck Tafel
(kubulu) im mittelalterlichen Sprachge-
brauch nicht allein für Altargemälde, son-
dern auch für das ganze Aliarwerk in
allen seinen Teilen angewendet. H Eine
andere Frage ist, ob die Ausdrücke „schnei-
den", „malen" und „fassen", wie die
Durscksche Notiz angiebt, auf Inschriften
Vorkommen. Dieser Beweis ist bis jetzt
nickt erbracht und glaube ich auch nicht,
daß ein solcher erbracht werden kann.
Unter den mitgeteilten Inschriften a. a. O.
hätte auch diejenige noch erwähnt wer-
den können, welche Busl im „Archiv" 1888
S. 85 anführt und ans die er sich wieder
in seinem Artikel über Schramm (Jahrg.
1889 S. 58) beruft. Es ist das die
Inschrift am Sockel der Madonnenstatue
des Hochaltars zu Chur; dort sieht: „opus
coirsumirrutum est zi. die )uuuLrii
anno 1492.'^) Alan sieht daraus, daß es
auch in Ravensburg zu dieser Zeit durch-
aus nicht üblich war, den oder die Künstler,
welche das Werk geschaffen, aus dem Altar-
schreiu selbst namhaft zu machen. Auch
die zweite wichtige Frage, woher stammt
der Name Schramm? ist noch nicht ge-
*) Bergt, meinen Aufsatz lm Arch. 1896 Nr. 2.
2) Noch mizuführen wäre die bekannte In-
schrift des Lukas Muser in Tiefenbrvnn; ferner
steht am Marienaltar zu Oberstadivn: „^nuo
ctoinliri 1458 completum esl boc opus acl
bonorem virglnis Nariae"; auf einem Altar in
Heiligenblut: „Audre jar andre war. Schprichl
Wallsgang Haller der hat das Werk vollend!
snuo äomini 1520 fahr." l

löst und dürfte sobald auch nicht gelöst
werden. Busl giebt selbst zu: „der Name
Schramm ist bis jetzt in Ravensburg erst
für das Jahr 1566 festgestellt, in welchem
ein Anton Schramm im evangelischen
Taufbuch vorkommt."
Grüneisen und Manch haben in ihrem
bekannten Werke über Ulms Knnstleben
S. 64 diese» Namen erstmals erwähnt
und zugleich die Jahrzahl 1487 ohne Zu-
sammenhang mit einer Inschrift genannt.
Auffallenderweise hat aber die im gleichen
Jahr (1840) erschienene offizielle Zu-
sammenstellung der württembergischen Kunst-
altertümer S. 166 diesen Namen nicht
und sagt bloß: Holzschuitzbilder vom Jahr
1490 seien im Besitz deö Lehrers Herrich.
Weiter bemerkt Mauch im ersten Bericht
der Verhandlungen des Ulmer Altertums-
Vereins vom Jahr 1843 S. 30: In der
Sammlung des Malers Herrich zu Ravens-
burg befinden sich Arbeiten in Holz
(Schnitzeleien) vvuFri ed ri ch S ch ramm
1480; und drei Jahre später bespricht
dann Dr. Waagen in seinem gefeierten,
aber vielfach unkritischen Buche über
Künstler und Kunstwerke in Bayern und
Schwaben Bd. II die Madonna in der
Hirscherschen Sammlung und fügt bei,
man wisse, daß die Figur im Jahr 1487
von dem Bildschnitzer Schra m m gearbeitet
worden sei.
Alle späteren Forscher stützen sich ans
diese Nachrichten, von einer Inschrift ist
nirgends die Rede; man schreibt eben nach,
was Mauch und Waagen berichtet haben
die wenigsten haben das Skulpturwerk mit
eigenen Augen gesehen. Die Angaben,
die Jahreszahl betreffend, schwanken zwischen
1480 und 1487 und da ans einmal
— 16 Jahre nach dem ersten Auftreten
des Namens und 6 Jahre nach dem Ueber-
gang der Skulptur ins Museum zu
Berlin im Jahre 1856 schreibt Dursch
im Nachtrag seiner Aesthetik der christ-
lichen bildenden Kunst des Mittelalters
die Worte: An dem Hochaltar in der Pfarr-
kirche zu Ravensburg war einst zu lesen:
„Diese Tafel hat Meister Friedrich
Schramm geschnitten und Meister Christoph
Kelltenofer gemalt und gefaßt 1480". Nun
darf man mit Recht fragen, wie es mög-
lich ist, daß eine so wichtige Inschrift,
die ein neues Helles Licht auf einige
 
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